Soundschnipsel-Experimente

Test: Borderlands Granular – Grain – Synthesizer für das iPad

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Kleinste Soundeinheiten – die sogenannten Grains – sind gewissermaßen die Atome unter den Klangphänomenen und brauchen sich in Sachen Klang nicht vor den großen Samples zu verstecken. Die App Borderland Granular für das iPad bietet eine Oberfläche für Granular-Experimente: wir haben sie für euch unter die Lupe genommen!

 

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Die Oberfläche von Borderlands Granular mit Optionen für die Impulse (unten) und Soundmöglichkeiten für das Anspielen der Grains (oben links am Rand).

 

Das Konzept

Bei Borderlands Granular ist der Name Programm: es geht um Granularsynthese im Grenzland. Oder besser: um Granulasynthese an den musikalischen sowie visuellen Grenzen von Samples. Einzelne Samples werden hier nämlich als Wellenform visualisiert auf dem Bildschirm angezeigt.

Diese lassen sich beliebig verschieben – anschließend wird ein oder mehrere bestimmte Bereiche festgelegt, die ihr ebenfalls verschieben und editieren könnt. Liegen Teile eines Bereichs über einem Sample, kommt noch eine dritte Variable hinzu: die Impulse. Anzahl und Verhalten lassen sich hier ebenfalls bestimmen und verschiedene Parameter editieren: Sollen diese Impule innerhalb des festgelegten Bereichs schnell oder langsam erscheinen? Soll es Überlagerungen geben? Und sollen die Grains (also die minimalen Bestandteile eines Samples) höher oder tiefer abgespielt werden als im Original?

 

 

Angeklickt

Zum ersten mal geöffnet, erscheint ein schwarzer Bildschirm, auf dem vier Wellenformen von Preset-Samples plaziert sind. Diese Wellenformen lassen sich frei hin und her schieben, vergrößern oder kleiner ziehen. Mit einem Doppeltap erscheint ein runder Kreis, der fortan eure Kommandozentrale ist: hier lassen sich der Bereich definieren und die Impulse steuern, die später den Teil des Samples (das Grain) abspielen, auf dem sie erscheinen.

Das klingt spontan sehr flächig, eher zufällig und je nach Platzierung ziemlich wild. Ein paar Einstellungen später lassen sich aber Sound kreieren, die sehr organisch und dynamisch klingen – via Audioshare lassen sich auch eigene Samples importieren, deren Länge ihr im Options-Menü mit bis zu 30 Sekunden festlegen könnt.

In einem interaktiven Tutorial oder dem Hilfe-Menü werden euch dann die wichtigen Funktionen der App genauer erklärt – insbesondere die Modi zur Frage danach, wie die Samples abgespielt werden sollen, sind vielseitig und geben nochmal viele weitere Möglichkeiten zur Sounderzeugung an die Hand.

 

Das interaktive Tutorial von Borderlands Granular in Aktion.

 

In Aktion

Im Konzept von Borderlands Granular liegt ein gewisser Zufallsmoment; exakte Tonvorstellugnen können also manchmal auf Anhieb schwierig umzusetzen sein. Vielmehr handelt es sich um eine Oberfläche, die Klang-Experimente ermöglicht, die ihr später auch aufzeichnen und exportieren könnt. Dadurch ist auch Resampling möglich, was sich dann wiederum in Grains zerkleinern lässt.

 

 

Live oder im Studio bietet es sich an, dass ihr Borderlands Granular am besten zusammen mit anderen Apps und Software verwendet, die weitere Effekte hinzufügen oder eure Klänge in ein musikalisches Gerüst einbetten lassen. Hier hätten wir uns teilweise noch mehr Optionen gewünscht, um beispielsweise Arrangement zu erstellen und diese auch bearbeiten zu können – es lässt sich aber die Bewegung von Bereichen aufzeichnen, was wie ein Looper verwendet werden kann.

Die eher dunkle und aufgeräumte Oberfläche, die sich mitlerweile bei Musikapps weitestgehend durchgesetzt hat, lässt sich auch in Situationen gut bedienen, in denen es weniger Licht gibt. Auf der Bühne sorgt eine Art Panik-Button dafür, dass ihr eueren Klangteppich relativ leicht resetten könnt, wenn ihr euch einmal verfahren habt. Über das Optionsmenü lassen sich Einstellungen zur Buffer-Größe und zur Samplerate sowie weitere Parameter vornehmen.

 

Im Optionsmenü lassen sich Samplerate, Buffer-Größe und verschiedene weitere Parameter einstellen.

 

Fazit

Borderland Granular ist ein wahres Eldorado für Experimente mit kleinsten Soundschnipseln. Die App lässt euch weitreichend in die Art und Weise eingreifen, wie die Grains abgespielt werden. Das Ganze ist dabei jederzeit gut und selbsterklärend bedienbar – und zur Not gibt es eine Tutorialfunktion und eine Hilfe-Sektion. Eigene Samples lassen sich über den Gerätesound, Resampling des Appsounds oder mithilfe von AudioShare erstellen oder importieren. Hier stehen aber noch weitreichendere Möglichkeiten der Editierung oder weitere Arrangement-Funktionen auf unserer Wunschliste. Borderlands Granular ist eine App, die sich Soundtüftler oder Klangkünstler (und solche die es werden wollen) einmal genauer ansehen sollten!

 


App Info (Stand: 13.08.2017):

Borderlands Granular | Chris Carlson | 10,99€ | Für iPad | 17,4 MB | Version 2.0 |

> Zur App-Website


 

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