Nu’ ma’ mit Holz

Studiologic Numa Concert im Test

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Studiologic-Numa-Concert
(Bild: Dieter Stork)

Das kompakte Numa Piano gibt es nun auch in einer gehobenen Variante: In Form des Numa Concert hat Hersteller Fatar unter seiner Hausmarke Studiologic seinem vorrangig für Proberaum und Bühne gedachtem Instrument jetzt Echtholztasten spendiert.

Das Studiologic Numa Piano überzeugte uns vor rund zwei Jahren mit seiner sehr guten Tastatur, als simples, flexibles Bühnenpiano mit vernünftigem Sound und nicht zuletzt durch sein geringes Gewicht. Letzteres ist beim neuen Numa Concert zwar höher, aber mit 20 kg angesichts der Echtholz-Klaviatur doch immer noch erfreulich gering. Auf den Preis schlagen sich die neuen Tasten da schon stärker nieder (Straßenpreise: Numa Piano – ca. 1.000 Euro, Numa Concert – ca. 1.700 Euro).

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Mit Echtholztasten hat Fatar ja bereits Erfahrung, denn das damit ausgestattete Masterkeyboard Numa Nero ist schon seit Herbst 2009 erhältlich. Von der Optik her kommt das Numa Concert denn auch ein bisschen wie ein Zwitter aus dem weißen Numa Piano und schwarzen Numa Nero rüber: schwarz wie das Nero, aber mit dem Bedienfeld des Piano.

Die Verarbeitung fällt mit einer kompletten Blechummantelung und den dicken Kunststoffseitenleisten eher rustikal aus, macht aber einen soliden, recht unempfindlichen Eindruck. Außerdem gibt es einen Kaltgeräte-Netzanschluss und kein wackliges Netzteilkabel.

Unter den Anschlüssen stechen die gleich zwei Kopfhörerbuchsen und der Mini-Stereoklinken-Eingang für einen MP3-Player hervor. USB-to-Host, MIDI und alle wichtigen Pedalbuchsen gibt’s natürlich auch.

TYPISCH NUMA PIANO

Etwa 15 Sekunden gönnt sich das Instrument, bis es nach dem Einschalten spielbereit ist. Die Klangauswahl entspricht der des Numa Piano, ebenso die 128-stimmige Polyfonie. Doch die Flügelklänge wurden hörbar überarbeitet. Saitenresonanz-Effekte werden am Concert laut Hersteller mit einer speziellen Physical-Modelling-Klangerzeugung simuliert.

Die beiden Hauptklänge „Concert Grand“ und „Stage Grand“ sind insgesamt sehr gut gelungen – sie klingen voll und realistisch, präsentieren sich über den gesamten Tastaturumfang ausgewogen und überzeugen auch in der Dynamik. Derselbe Flügel scheint mir für beide Sounds mit jeweils unterschiedlichen Mikrofonen, Mikrofonpositionen sowie anderer Deckelstellung gesampelt worden zu sein, sodass man wirklich zwei echte verschiedene Variationen besitzt. Der Stage-Sound wirkt natürlich ein bisschen mittiger und breiter als das intimere aber auch voluminösere „Concert Grand“.

Nicht so ganz perfekt sind die Sounds im Ausklang. Sowohl Sampleloops lassen sich nach einiger Zeit wahrnehmen, wie mir auch insbesondere die Diskanttöne etwas zu schnell verklingen. An diesen Feinheiten wird man sich aber in den meisten Situationen nicht stören.

Die neue Resonanz-Effekt-Simulation schließt sowohl die gedämpften (Strings Resonance) als auch die ungedämpften Saiten (Sympathetic Resonance), außerdem eine Resonanzboden-Simulation (Soundboard Resonance) mit ein. Einstellbar ist das Ganze allerdings leider nur als „Parameter-Gesamtpaket“ im Bereich von „off“ bis „10“, nicht aber für jede Resonanz-Art separat. Trotzdem ist das „Strings Resonance“-Feature eine Bereicherung: Es sorgt insgesamt für einen harmonisch dichteren Gesamtsound.

Die zehn übrigen Sound-Presets belegen je ein Dyno-Rhodes, ein Wurlitzer und ein DX7-E-Piano – alle drei sehr gut gelungen und mit überzeugendem Dynamikverhalten; ein hervorragendes Clavinet mit Hohner-D6- Charakteristik; zwei universelle Synth/Chor- bzw. String-Pads zum Layern mit den Piano-Sounds; ein Kontrabass sowie ein weicher Fingered-Bass-Sound (beides eher mittelmäßige Klänge, jedoch wichtig für Split-Anwendungen); und zu guter Letzt ein realistischer Hammond-B3-Klang mit ordentlich Percussion und Keyclick sowie ein weiter guter Sound irgendwo zwischen Pfeifenorgel und Farfisa.

Als unabhängige Effektprozessoren kommen am Numa Concert ein Reverb mit „Room“, „Hall“ und „Delay“ sowie ein Modulationseffekt mit „Chorus“, „Phaser“, „Rotary“ und „Tremolo“ zum Einsatz – das ist zwar alles qualitativ nicht auf Top-Niveau, aber für den Live-Einsatz durchaus brauchbar.

 


Schnell registriert, leicht reguliert. Darauf ist auch beim Studiologic Numa Concert alles ausgerichtet. Eigene Setups können in 50 „Preset“-Speichern festgehalten werden. Darüber hinaus besitzt das kompakte Piano verschiedene Controller und Regler.


DIE „WOODEN KEYS“ …

… sind einfach nur gut. Auf der Tastatur des Numa Concert, die auf dem Namen „TP/ 40“ hört, habe ich mich auf Anhieb wohlgefühlt. Überrascht hat mich im Zusammenspiel mit den Flügelklängen die Dynamikumsetzung, etwa beim Pianissimo-Anschlag: So leise lassen sich nicht viele Digitalpiano-Sounds dosieren. Doch auch in Richtung Fortissimo kann man gut Gas geben.

Die Klaviatur besitzt eine tolle Repetition und exakte Ansprache. Die Balance zwischen weißen und schwarzen Tasten ist ziemlich ausgewogen. Die weißen Tasten bieten zudem den begehrten „Ivory Touch“ – mit der mattierten Kunststoffbeschichtung gewinnt die Numa-Concert-Tastatur zwar keinen Schönheitspreis, aber die Griffigkeit und das Anti-Rutsch-Feeling stimmen.

Verglichen mit dem Standard-Numa-Piano macht sich die Tastatur des Concert im Spielverhalten deutlich bemerkbar und ist – in Verbindung mit den überarbeiteten Flügel-Sounds – wirklich ein Kaufargument.

EINFACH LOSDREHEN

Super ist die Bedienoberfläche des Numa Concert. Es gibt Regler für die Effekt-Intensität und den Dry/Wet-Mix, zudem noch zwei weitere für Bässe und Höhen des Ausgangssignals und einen für den Volume-Mix zweier Sounds: Ein Split oder ein Layer (beides gleichzeitig ist nicht möglich) ist nämlich am Numa Concert rasch erstellt.

Spezialität ist die MIDI-Sektion, ein Bedienfeld zur Kontrolle eines externen MIDI-Klangerzeugers mit ebenfalls eigenem Volume-Regler sowie Tastern für Programmwechselbefehle, MIDI-Kanal und Oktavlage. Die Split- oder Layer-Einstellungen für interne und externe Klangerzeuger sind dabei stets identisch – nicht ultra-flexibel, aber dafür unkompliziert. 50 Setups für User-Registrierungen (Split/ Layer-, Effekt- und Controller-Einstellungen) – etwas missverständlich heißen sie bei Fatar „Presets“ – sind prinzipiell eine gute Sache und unterstreichen den Masterkeyboard- und Live-Piano-Anspruch des Instruments. Leider kann man in Ermangelung eines LC-Displays keine Namen für diese Setups vergeben, sodass man bei reichlich Speicherplatzgebrauch wohl lieber einen Zettel in der Tasche haben sollte.

Die Bedienung selbst bleibt trotz kleiner LED-Funzel überschaubar: Alle Sound-Taster besitzen im Function-Modus jeweils nur eine Doppel-Funktion – den „Function“-Button gedrückt gehalten und zum Beispiel „Clavi/ Strings Resonance“-Taster betätigt, schon zeigt das Display blinkend den aktuellen Wert für diesen Effekt an, der sich über „–/+“ verändern lässt.

Die ersten 24 Preset-Speicher sind ab Werk schon belegt – da sich das Piano ständig im Preset-Modus befindet, zählen also auch die zwölf Einzelsound-Programme dazu. Einmal überschrieben, lassen sie sich die Werksprogramme via „Preset Recall“ wiederherstellen, wobei dann aber alle eigenen Einstellungen verloren gehen. User-Speicherinhalte sollten also vorher per USB auf dem Rechner gesichert werden.

FAZIT

In Form des Studiologic Numa Concert vereint Fatar alle Vorzüge seines kompakten Numa Pianos jetzt mit einer tollen Klaviatur und optimierten Flügelklängen. Wer auf Echtholz und mit eingebautem Klangerzeuger spielen will, hat in dieser Preisklasse kaum Alternativen – vor allem, solange es gut transportabel bleiben soll. Auch soundmäßig braucht sich das Instrument nicht vor den etablierten Modellen aus Japan verstecken. Insgesamt ein starker Auftritt der Italiener.


Hersteller/Vertrieb: Fatar / Synthax
www.studiologic-music.com
+ ausgezeichnete Klaviatur
+ Soundqualität
+ Masterkeyboard-Fähigkeiten
+ Verarbeitung
— kein LCD

 

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Entgegen den meisten Rezensionen ,so auch hier irrtümlich dargestellt, wurden im Numa Concert die Klavierklänge aus verschiedenen Flügeln
    kreiert.
    Der Concert Grant ist ein Steinway D und der Stage Grant eine Mischung aus Fazioli 308 und Bösendorfer.
    Im übrigen ist das Numa Concert für mich als Pianist nach Roland RD 600, Kawai mp6 und Kawai Mp7 bezogen auf Klavierklänge und Tastatur endlich ein zufriedenstellender und kompakter noch transportabler Ersatz zum Klavier oder Flügel.
    Endlich…!

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