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Sequential Circuits Six-Trak (*1984)

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Sequential Circuits Six-Trak (*1984) (Bild: Dieter Stork)

Wer beim Lesen des Namens unseres aktuellen LTM-Synths glaubt, dass da ein „c“ in „Six-Trak“ vergessen wurde, irrt.

Das Gerät gehört zur Sequential Circuits Trak Serie, mit der die legendäre Firma versuchte, sich Käuferschichten mit kleinerem Geldbeutel zu erschließen. Der Six-Trak kam im Jahr 1984 auf den Markt, Sequential Circuits befand sich damals in einer Phase der Neuorientierung. Man fing an, ein Auge auf den Heimcomputermarkt zu werfen, der mit dem billigen Commodore 64 gerade zu explodieren begann. Viele Musiker interessierten sich damals immer mehr für die computergestützte Musikproduktion.

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Mit der Trak-Serie wurde eine passende neue Klangerzeuger-Generation vorgestellt, die auch in Kaufhäusern angeboten wurde. Allerdings war das Unternehmen mit dieser Serie nicht sehr erfolgreich und verlor 1985 viel Geld – einer der Gründe, warum Sequential Circuits 1987 Bankrott anmelden musste. Der Preis des Six-Trak von anfangs ca. 3.000 Mark wirkt nicht gerade wie ein Schnäppchen, für einen polyfonen Synthesizer war das jedoch damals ein gutes Angebot. Der Six-Trak war außerdem der erste, in einer Großserie gefertigte Synthesizer, der multitimbral betrieben werden konnte. Zudem hat er einen Sequenzer und einen Arpeggiator an Bord. Zur Programmierung des Sequenzers und der Sounds bot SCI auch Software für den Commodore 64 an.

Äußeres

Der Six-Trak gehört zu den kompaktesten polyfonen Synthesizern seiner Zeit. Seine Breite entspricht der der vier Oktaven-Tastatur. Diese ist zwar nicht anschlagdynamisch, kann dafür aber bis zu dreimal gesplittet werden. Die Räder für Pitch und Modulation sind Sequentialtypisch aus transparentem Plexiglas und wurden über dem Keyboard positioniert. Mit Bedienungselementen ist er relativ sparsam ausgestattet: Es gibt lediglich fünf Potis für Gesamtlautstärke, Master Tune, Dato Value, Track Volume und Sequenzerclock.

Auf der rechten Seite kann man mit einem Zahlenfeld und der mit Value-Poti und zweistelligem LED-Display ausgestatteten Control-Sektion die 100 Sound-Speicherplätze und die Klangparameter anwählen. Letztere sind auf der Oberseite des stabilen Metallgehäuses (das erfreulicherweise mit schmucken Holzseitenteilen versehen ist) aufgedruckt. Auf der linken Seite liegt die Multi-Trak-Abteilung zur Kontrolle des Sequenzers und Arpeggiators. Auf der Rückseite findet man MIDI-In und -Out-Buchsen, einen Stereoausgang sowie eine multifunktionale Fußschalterbuchse, die man auch dazu nutzen kann, dem Synth ein Clocksignal zur Synchronisierung des Sequenzers und des Arpeggiators zuzuführen.

Sequenzer

Der sechsspurige Sequenzer kann bis zu 800 Noten verarbeiten, die auf zwei Sequenzerspeicherplätze verteilt werden können. Pro Spur lässt sich jeweils ein eigener monofoner Sound der multitimbralen Klangerzeugung einstellen. Außerdem verfügt der Six-Trak über einen Arpeggiator, der im Up/Down-Modus arbeitet. Darüber hinaus bietet er noch die ASSIGN-Betriebsart, in der man die Reihenfolge der Arpeggio-Töne selbst bestimmen kann. Weiterhin gibt es einen Latch- bzw. Hold-Mode, allerdings muss dieser immer abgeschaltet sein, wenn man die Arpeggio-Figur wechseln möchte. Arpeggiator und Sequenzer können nicht gleichzeitig betrieben werden.

Klangarchitektur

Die sechsstimmige Klangerzeugung entspricht in den Grundzügen einem abgespeckten Prophet 600. Pro Stimme steht aber nur ein Oszillator mit den Wellenformen Dreieck, Sägezahn und Rechteck (mit variabler und modulierbarer Pulsweite) zur Verfügung. Außerdem lässt sich ein Noise-Generator dazumischen. Die Wellenformen sind auch gleichzeitig verfügbar. Keineswegs selbstverständlich ist das polyfone Portamento des Six-Trak. Der energisch zupackende 24 dB Lowpass-Filter verfügt über spannungsgesteuerte Resonanz bis zur Selbstoszillation, Keytracking und kann vom LFO und vom Oszillator moduliert werden.

Die LFO-Intensität lässt sich nur für alle Modulationsziele (VCA, VCO, Pulsweite) gemeinsam einstellen. Der LFO bietet lediglich die Wellenformen Dreieck und Rechteck, ist aber vergleichsweise schnell, sodass sich auch FM-artige Klänge realisieren lassen. Dafür zählen die ADSR-Hüllkurven nicht zu den allerschnellsten. Es gibt drei Hüllkurven (jeweils für VCO, VCF und VCA). Mit Ausnahme der Oszillatorhüllkurve sind sie invertierbar.

Sound & Praxis

Obwohl der Six-Trak nur einen Oszillator pro Stimme besitzt, kann er sehr kraftvolle Leadund Bass-Sounds erzeugen. Auch experimentelle Sounds sind dank des schnellen LFOs und der Crossmodulation machbar. Nicht ganz überzeugen kann er in der Disziplin Flächen-Sounds. Die Einschränkung des einen Oszillators pro Stimme wird durch die Möglichkeit, Stack-Sounds zu erstellen, etwas wettgemacht. Man kann nämlich sechs verschiedene Sounds layern, sodass ein mächtiger monofoner Klang entsteht.

Stack-Sounds können allerdings nicht vom Arpeggiator oder Sequenzer angesteuert werden. Obwohl die Bedienung nicht sehr intuitiv ist und die Werte oft ungenügend gerastert sind, ist der kleine SCI-Synth wegen seines guten Grundsounds und Features wie Arpeggiator, Filtermodulation per Oszillator oder Stack eine echte Empfehlung. Die MIDI-Implementation ist auch nicht übel (SysEx-Dumps, sechsfacher MIDI-Mono-Mode etc.), denn alle wichtigen Klangparameter lassen sich mit MIDI-Controller-Befehlen steuern. Mit einer Controllerbox vergisst man schnell die digitale Bedienoberfläche.

Das Instrument wurde uns freundlicherweise von Günter Hager zur Verfügung gestellt, der unter dem Namen HG FORTUNE auch VST-Synthesizer und -Instrumente herstellt (ww4.hgf-synthesizer.de).

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Zwischen den Zeilen sagt der Test so ziemlich alles. Habe das Teil in den Achziger Jahren (zusammen mit dem C64 Interface) besessen und nach etwa 2 Jahren glücklicherweise wieder verkauft und NIE eine Träne nachgeweint. Die völlig ungenügende Rasterung, die Beschränkung auf einen Monoausgang, die Tatsache, dass man sich zwar einen 6 stimmigen Synth. anschaffte, der aber wirklich nur im Stack-Modus (und dann halt eben monophon) brauchbare Sounds lieferte, die umständliche Programierung (Korg hat’s mit dem Poly61 nachgemacht) – irgendwie haben Six Track und sein Nachfolger Multitrack den Untergang der Firma SC deutlich beschleunigt.

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