Samplemania: Vier aktuelle Groovesampler im Praxis-Check

Roland SP-404 SX, Korg Electribe Sampler, Akai MPC 1000 und Zoom ARQ im Vergleich

Anzeige

Wer heute in einen Laden geht und einen Sampler kaufen will, muss sich vom Konzept des klassischen Keyboard-Samplers verabschieden; und möchte man mit Hardware-Samplern arbeiten, sollte man sich im Groovebox-Sektor umschauen. Hier ist die Idee des sampleorientierten Produzierens so lebendig wie nie. Wir untersuchen vier Maschinen (unter 600,− Euro), die ganz unterschiedliche Qualitäten besitzen: den Bühnenarbeiter Roland SP-404 SX, den effektvollen Korg Electribe Sampler, den Klassiker Akai MPC 1000 und den futuristischen Star-Trek-Brummkreisel Zoom ARQ.

Anzeige

Roland SP-404 SX

Rolands SP-Reihe hat sich im Lauf der Jahre zu einem Geheimtipp entwickelt. Dabei ist sie besonders bei Bands beliebt, die gar nicht unbedingt aus dem Elektronik-Sektor kommen müssen – denn auch im Indie oder Rock-Bereich ist sie verbreitet – und die zwischendurch oder im Intro mal das eine oder andere Sample abfeuern wollen, ohne unsexy mit einem Laptop auf der Bühne arbeiten zu müssen. Die SP-Serie kann auf viele Geräte-Versionen, die auch unter der Boss-Flagge veröffentlicht wurden, zurückblicken.

Don’t change a running System! Auch die aktuelle Version SP-404 SX erinnert in ihrer Kompaktheit noch ein wenig an den schon von Fatboy Slim genutzten DJ-Sampler Boss SP-202, welcher der Urgroßvater der Serie aus dem Jahre 2000 ist. Die SP-404 SX kam schon 2010 heraus, bietet viele Funktionen, kann mit Batterien betrieben werden und haust in einem stabilen Blechkleid. Um das dreistellige Display gruppieren sich sechs Taster zum direkten Zugriff auf Effekte, darüber vier Potis für Lautstärke und drei Effekt-Parameter. Das Display, das mit einer spacigen Rahmenbeleuchtung samt wechselnden Farben ausgestattet ist, hat einen Old-school-Touch, da es nur dreistellig ist; aber nach kurzer Eingewöhnungszeit lässt sich damit gut arbeiten.


№5/6 2017

  • Editorial
  • Facts & Storys
  • Modular Kolumne
  • EVANESCENCE
  • Im Gespräch mit Lars Eidinger
  • HÄMMERN MIT DEN GRANDBROTHERS
  • Reisen & Neuanfänge: Lucy Rose
  • Keys4CRO: Tim Schwerdter
  • Klangbastler Enik & Werkzeugmacher Gerhard Mayrhofer
  • Bei Klavis in Brüssel
  • BACK TO THE ROOTS: AKAI MPC X
  • Dexibell Combo J7
  • DICKES BRETT: POLYEND SEQ
  • Mr. Hyde & Dr. Strangelove jagen Dr. No
  • Visionäre: MIDI In My Head!
  • DIE ELKA-STORY
  • Transkription: Michael Wollny
  • Impressum
  • Inserenten, Händler
  • Das Letzte − Kolumne

Mit zwölf leider nicht anschlagsdynamischen Pads kann man die Samples triggern; diese sind ziemlich klein geraten, daher gibt es noch ein zusätzliches sogenanntes Subpad, um einen angewählten Sound mit zwei Pads spielen zu können. So sind etwa komplizierte Hi-Hat-Figuren leichter umzusetzen. Alle Bedienelemente lassen sich dank Hintergrundbeleuchtung auch auf dunklen Bühnen gut bedienen.

Auf der Rückseite findet man (leider) via Cinch ausgeführte Stereoeingänge und -ausgänge sowie MIDI-In und Netzteilanschluss samt Schalter. Die MIDI-Steuerung ist allerdings auf Note-On- und MIDI-Timecode-Daten beschränkt, Controller-Befehle werden nicht verarbeitet. Vorne gibt es einen Kopfhöreranschluss, einen Mikrofoneingang mit Gain-Regler und einen Slot für SD-Cards (max. 32 GB). Ist kein Mikrofon zur Hand, kann man auch das integrierte Mikrofon auf der Gehäuseoberseite nutzen. Das Gerät verarbeitet Wav- und Aiff-Samples, zur Kommunikation mit dem Computer ist allerdings eine (kostenfreie) Software vonnöten.

Die Stereo-Samples (16 Bit, 44,1 kHz) sowie die Patterns sind beim zwölfstimmig polyfonen Roland SP-404 SX in zehn Bänken zu je zwölf Speicherplätzen organisiert. Sampeln kann man natürlich auch, aber die Samples lassen sich nur rudimentär bearbeiten (Schneiden des Sample-Anfangs und -Endes, Loop-Erstellung), was mit dem dreistelligen Display schnell nervtötend sein kann; daher sollte man das Sampeln und Editieren lieber am Computer erledigen.

Insgesamt 29, teils Tempo-synchronisierte Effekte aus dem Roland-COSM-Repertoire sind mit an Bord, die Palette reicht von Delay über Filter, Looper-Effekte, Slicer, Isolator, Bitcrusher und Auto-Wah bis zum Ringmodulator. Viele Effekttypen besitzen einen integrierten Limiter, der unerwünschtes Übersteuern verhindert − ein Feature, das besonders live nützlich ist. Die Sounds können übrigens auch mit Effekten resampelt werden.

Groovy! Mit dem einfachen, 16.000 Noten in 96 PPQ Auflösung fassenden Sequenzer lassen sich bis zu 99 Patterns einspielen, allerdings nicht editierbar. Dazu gibt es eine Swing-Funktion und eine per TAP-Taster anpassbare Geschwindigkeit. Einen Song-Mode oder eine Roll-Funktion sucht man allerdings vergeblich.

Alle, die oft auf der Bühne stehen und ab und zu unkompliziert Samples, Drum-Loops, Atmos, Effekte, Intros oder Outros abfeuern wollen, liegen mit dem SP-404 SX goldrichtig. Da die Samples direkt von der SD-Karte abgespielt werden können, beträgt die maximale (Stereo)-Samplingzeit 48 Stunden. Auch Stimmverfremdungs-Effekte lassen sich mit dem SP- 404 SX unkompliziert realisieren. Trotz durchschnittlich klingendem Filter überzeugt der Sound des Gerätes immer noch und fügt sich Roland-typisch gut in Arrangements ein. Allerdings merkt man dem Gerät auch sein Alter an; es gibt keinen USB-Anschluss, und vor allem die Features des Sequenzers sind ziemlich begrenzt. Wer Grooves mit einem leistungsfähigen Sequenzer bauen will, sollte sich besser woanders umschauen.

Noch ein Tipp: Für Schlagzeuger ist Rolands ca. 700,− Euro teures Samplepad SPD-SX die bessere Lösung. Das bedienungsfreundliche Gerät verfügt über neun sehr gute anschlagsdynamische Trigger-Pads, drei Effektblöcke, ein aussagekräftiges Display, USB-Anschluss, Resampling-Fähigkeiten und vieles mehr.

Korg Electribe Sampler

Der Electribe 2 Sampler, der zusammen mit der grauen, synth-lastigen Electribe 2 die neue Groovebox-Generation von Korg anführt, gehört zu den wohlgeformtesten Geräten seiner Klasse. Mit dem mattschwarzen, extraflachen Metallgehäuse strahlt er eine Slickness und Stilsicherheit aus, die den bunten Vorgängern komplett abging. Wer es farbenfroher mag, kann sich übrigens auch für die kürzlich erschienene, himbeerfarbene Version entscheiden, die allerdings das edle Understatement-Gefühl der schwarzen Version vermissen lässt.

Auf der Unterseite findet man ein Fach für sechs AA-Batterien und vier LEDs, die mit wechselnden Farben für rhythmische Licht-Untermalung sorgen; wenn man allerdings das 16. Lebensjahr vollendet hat, wird der Drang, diese Lightshow zu überkleben (vor allem, wenn man sich in der Öffentlichkeit zeigt), immer stärker.

Auf der übersichtlich gestalteten Bedienoberfläche laden 18 Regler zum Schrauben ein, außerdem gibt es zwei Reihen mit angenehm bespielbaren, hinter-grundbeleuchteten Pads für die Lauflicht-Programmierung (im Keyboard-Mode auch als polyfone Tastatur nutzbar) und ein X/Y-Touchpad, mit dem man auch den vom Kaoss-Pad her bekannten Arpeggiator betreiben kann, der viele Arpeggio-Typen bietet und auch gut als Roll-Funktion eingesetzt werden kann.

Anschlussseitig bietet der Electribe Sampler ein Klinken-Stereopärchen für den Output, einen als Miniklinke ausgeführten Stereo-Audioeingang, eine Kopfhörerbuchse, ein Sync-Interface (das nicht nur mit der Volca-Serie sehr gut funktioniert) und Buchsen für MIDI-In und -Out-Adapterkabel, die auch der flachen Bauweise geschuldet sind. Toll wäre noch ein Einzelausgang gewesen, aber man kann ja nicht alles haben. Abgerundet wird das Ganze durch einen Card-Slot und eine Micro-USB-Buchse, die der MIDI-Kommunikation (inkl. Sync- und Controllerdaten) dient. Die maximale Kartengröße beträgt 32 GB für Samples und Pattern-Daten. Leider ist der Im- und Export von Samples nur über die SD-Cards mithilfe eines Card-Readers (oder mit einem Edit-Programm) möglich, was etwas umständlich und nervend sein kann. Ich hätte mir gewünscht, dass man die SD-Karte direkt über USB ansprechen und die Samples locker mit der Maus rüberschieben kann. Diese Fähigkeit besitzt z. B. die im Vergleich steinalte MPC 1000 (s. Seite 68). Dafür kann die Electribe nicht nur Spuren als Audiodateien abspeichern (16 Bit/48 kHz), denn Patterns lassen sich komplett als Ableton-Live-Projektdateien exportieren (eine Live-Lite-Version ist Teil des Lieferumfangs).

Das Arbeiten mit dem Gerät gestaltet sich relativ unkompliziert, die Bedien- und Menü-Struktur ist dank des monochromen 6 x 3 cm großen Displays gut zu durchschauen. Einige Dinge ließen sich verbessern, so wäre es z. B. wünschenswert, Soundsets auch ohne Patterns abspeichern zu können. Es gibt Platz für 250 Patterns, und über 100 z. T. richtig gute Beispiel-Grooves aus den Bereichen Trap, HipHop, TripHop, Footworks, Techno und EDM mit den passenden Samples sind an Bord. Der Electribe Sampler kombiniert die virtuell-analoge-Engine des Korg Kross mit einer PCM-Klangerzeugung mit drei Filtertypen, einer einfachen AD-Hüllkurve und der erfreulichen Menge von 72 Modulationstypen. Außerdem sind viele gute Effekte des Kaoss-Pad an Bord (38 Insert-, 32 Master-Effekte). Die Polyfonie ist maximal 24-stimmig, kann aber durch intensive Prozessorauslastung reduziert werden.

Der knapp bemessene Sample-Speicher bietet 270 Sekunden Samplingzeit (bei Mono-Samples, 24 Bit/48 kHz); hier wäre etwas mehr Speicherplatz angebracht gewesen. Sampeln sollte man lieber am Computer und die Sounds dann zur Groovebox übertragen; das ist mit dem Gerät zwar auch möglich, aber wegen des begrenzten Speichers, des fehlenden grafischen Displays und der limitierten Sample-Bearbeitungsmöglichkeiten relativ unkomfortabel. Im Gegensatz zu früheren Electribes können jetzt alle 16 Spuren melodisch und polyfon gespielt werden. Dafür fällt bedauerlicherweise die Transpose-Funktion der Vorgänger weg. Hier sollte Korg nachbessern.

Nützlich bei der Pattern-Erstellung sind Features wie Groove-Templates, wählbare Skalen, Shortcuts für die wichtigsten Funktionen und die Möglichkeit, Samples zu slicen. Fast alle Reglerbewegungen lassen sich aufnehmen und mit dem Pattern abspeichern. Interessante Performance-Möglichkeiten für Breaks etc. bietet der Step-Mode. Die Pattern-Länge ist mit nur 4 x 16 Steps allerdings etwas kurz − der Electribe-Vorgänger bot hier mehr.

OS-Voodoo: Um die frühen Betriebssystem-Versionen der aktuellen Electribe-Geräte ranken viele Mythen, da man mit ihnen eine Art wundersame Verwandlung vornehmen kann; installiert man die Firmware des Samplers auf der grauen Electribe 2, erhält dieser Sample-Fähigkeiten. Umgekehrt kann der Sampler durch den OS-Tausch die erweiterten Synthesefähigkeiten des Schwestergerätes erhalten. Letzteres macht allerdings wenig Sinn, da der Sampler dann zwar mehr Filtertypen etc. bietet, aber die Wellenformen des Electribe nicht an Bord hat und viele Presets »ins Leere greifen«. Bei neueren OS-Versionen hat Korg diesem Treiben einen Riegel vorgeschoben; dafür gibt es aber auch mehr Features. So punktet das kürzlich erschienene OS 2.02 mit einer lang ersehnten Chain-Funktion, mit der man endlich Patterns zu Songs verketten kann, wodurch auch das Problem der Begrenzung auf 4 x 16 Steps etwas abgemildert wird, und einer superpraktischen Undo-Funktion. Dazu spendierte Korg auch noch 120 neue Patterns oben drauf.

Der Electribe Sampler klingt (auch aufgrund seiner hochwertigen AD-Wandler) druckvoll und hat einen eher »weichen« und warmen Klangcharakter, der auch bei extremen Modulationen selten harsch wirkt. Er ist weniger für den Bandmusiker geeignet, der mal ein Sample starten will, sondern eher ein Studio- und Live-Tool für den Elektronik-Produzenten. Das Arbeiten mit der Groovebox macht viel Spaß, der allerdings durch die limitierte Pattern-Länge (was etwa bei längeren Harmonieschemen nerven kann), die umständliche Sample-Befüllung und den begrenzten SampleSpeicherplatz sowie die fehlende Transpose-Funktion etwas eingeschränkt wird. Hier hoffen wir auf baldige Nachbesserung. Trotzdem ist der Sampler dank der vielen Features (die man so bei keinem anderen Gerät findet) die beste Electribe, die es je gab.

AKAI MPC 1000

Ihr größter Nachteil ist wohl die Tatsache, dass es sie nur noch auf dem Gebrauchtmarkt gibt: Die Akai MPC 1000 entstammt einer ehrwürdigen Gerätefamilie, die die Popmusik mitgeprägt hat und gilt mittlerweile als moderner Klassiker. Die 2003 (!) vorgestellte MPC 1000 gehört zu den kompakteren Vertretern der Serie und ist wie alle MPC-Geräte äußerst solide verarbeitet. Die legendären Akai-MPC-Pads sind immer noch das Beste und Angenehmste, wenn es darum geht, Grooves gefühlvoll einzuspielen (auch wenn die MPC-1000-Pads im Vergleich zu denen der MPC 2500 ein wenig kleiner und härter sind). Auch das grafische grüne LC-Display wirkt im Vergleich zu den Mitbewerbern luxuriös und ist nicht nur beim Editieren von Samples sehr hilfreich. Mit zwei Real – time-Fadern lassen sich Parameter wie Tune, Filter, Attack und Decay direkt ansprechen, allerdings ist die MPC beim Thema »Sound-Realtime-Eingriff« einem Konkurrenzgerät wie dem Electribe-Sampler klar unterlegen.

Auch bei den Anschlüssen zeigt der 13 Jahre alte Veteran der Konkurrenz, wie man alle Profi-Wünsche befriedigt: Neben dem Stereo-Ausgangspärchen gibt es vier Einzelausgänge, Kopfhörerbuchse, zwei flexibel konfigurierbare Fußschalterbuchsen, einen Digital-Anschluss und (hurra!) zwei MIDI-Ein- und Ausgänge, die 32 MIDI-Kanäle verarbeiten, was sowohl im Studio als auch live extrem hilfreich sein kann. Auch ein USB-Anschluss wurde nicht vergessen, und siehe da, der betagte Sample-Drumcomputer kommuniziert klaglos mit dem PC; Samples lassen sich ohne Edit-Software oder umständliche Cardreader-Operationen lässig von der Festplatte auf die Karte schieben. Allerdings frisst der Card-Slot der Maschine lediglich (die meist nur noch gebraucht erhältlichen) Compact-Flash-Cards.

Auch hier gibt es Betriebssystem-Geheimnisse, die wir euch keinesfalls vorenthalten wollen. Ein abtrünniger Akai-Programmierer hat nämlich eine Alternative zur Akai-Firmware (letzter Stand OS 2.0) für den MPC 1000 und 2500 entwickelt, weil diese unter MPC-Usern zu Recht immer als unbefriedigend und limitiert galt. Auf einer zunächst auch wegen der eigenwilligen Interpretation der englischen Grammatik als etwas obskur empfundenen Website (www7a. biglobe.ne.jp) bietet der japanische Programmierer mehrere Versionen seiner JJOS-Software an, die je nach Version 59,− bis 123,− Dollar kosten. Für jeden MPC-1000- bzw. MPC-2500-Besitzer ist der Erwerb einer der gehackten JJOS-Betriebssysteme Pflicht, denn sie statten das Gerät mit vielen Funktionen aus, die etwa das Editieren der Patterns oder der Programme unglaublich erleichtern. Das OS agiert absturzfrei und lässt den Workflow richtig fließen.

Das Arbeiten mit der MPC verlangt von allen der hier vorgestellten Geräte die längste Eingewöhnungszeit, dafür kann es aber auch viel. Das Gerät ist 32- stimmig polyfon, und der Sample-Speicher kann bis auf 128 MB (24 Minuten, 28 Sekunden Mono-Samplingzeit) aufgerüstet werden. Die MPC arbeitet mit Samples im Format 16 Bit/44,1 kHz. Samples lassen sich auch auf vier Spuren direkt von der Karte streamen. Zur Verfügung stehen zwei digitale Multi-Mode-Filter pro Stimme, eine Effektsektion mit zwei AuxEffektblöcken und eine Mastersektion. Die Effektauswahl und -qualität ist aus heutiger Sicht begrenzt, und bei heftigem Effekteinsatz kann der Prozessor auch etwas ins Stocken kommen.

Die Samples lassen sich vielfältig detailliert bearbeiten (Normalize, Trim, Truncate, Strech, Loop, Slicing etc.), und das Erstellen von Sample-Sets ist mit der JJOS-Software ein Klacks. Da das Gerät keine Lauflichtprogrammierung bietet, ist das Editieren der Patterns etwas frickeliger, aber auch hier wird die Sequenz-Editierung durch das JJOS-Betriebssystem erleichtert. Die Software, die mit den diversen MPC-Controllern wie Renaissance oder MPC Studio ausgeliefert wird, kann zudem das MPC-1000-Format exportieren, sodass man hiermit bequem am Computer Sounds und Soundsets erstellen kann.

Der Sequenzer bietet 64 Spuren (die bis zu 999 Takte lang sein können), hat eine Songfunktion und groovt wie Sau. Der Spaßfaktor wird durch die klassischen MPC-Features wie die quantisierbare Roll-Funktion, den Full-Level- und 16-Level-Modus (um etwa Samples tonal zu spielen oder verschiedene Velocity-Werte eines Samples gezielt zu triggern), erhöht. Inspirierend ist die Möglichkeit, Soundsets für jede Sequenzerspur blitzschnell zu wechseln und so überraschende Groove-Kombinationen zu erzeugen.

Die MPC 1000 verfügt über den von vielen HipHop-Generationen geschätzten kantigen und durchsetzungsfähigen Sound, der auch für die Sampler der S-Serie (etwa Akai S-3000 XL) typisch ist. Das digitale Filter ist aus heutiger Sicht nicht der letzte Schrei, und auch die Effekte sind nicht mehr wirklich aktuell. Dafür ist der Sequenzer supertight, und man verfügt über tolle Pads, Einzelausgänge und zwei MIDI-Schnittstellen. Die MPC 1000 (und 2500) ist nicht nur in der HipHop- oder Footwork-Community immer noch eines der angesagtesten Beat-CreationTools, weil das Arbeiten mit dem Gerät Spaß macht und man schnell zu guten Ergebnissen kommt. Man munkelt ja, dass Akai in nächster Zeit mit einem neuen Hardware-Sampler (keinem Controller) an den Start kommt … Da sind wir gespannt.

Zoom ARQ AERO

Rhythm Trak Der innovative Aero Rhythm Trak der japanischen Firma Zoom ist ein Traum für alle, die konventionelle Musikmaschinen satthaben. Das Gerät sieht aus wie der Diskus aus dem Film »Tron« und bietet ein völlig neues Konzept mit Sci-Fi-Appeal. Der Zoom ARQ vereint einen samplebasierten Drumcomputer, einen Sequenzer, einen Synthesizer, einen Looper und einen MIDI-Controller in einer Hardware, die aus zwei eigenwillig-spacig designten Komponenten, der Basisstation und dem Ring, besteht.

Ring me up, Scotty! Der absolute Hingucker ist der leuchtende Ring, der mit 96 anschlags- und drucksensitiven Pad-Sensoren und 160 LEDs für die optische Rückmeldung bestückt ist − die Farben der LEDs lassen sich im Programmer Mode übrigens ändern. Mit den am Ring befindlichen Pads lassen sich die Patterns in Realtime oder mit Lauflichtprogrammierung einspielen. Einige essenzielle Bedienelemente der Basisstation gibt es auch auf dem Ring. Er liegt normalerweise auf der Basisstation, kann aber auch abgenommen und z. B. auf der Bühne effektvoll bewegt werden. Der Ring besitzt einen internen, auswechselbaren Akku, der maximal fünf Stunden hält und an der Basisstation aufgeladen werden kann; er kommuniziert per Bluetooth (4.0 LE) mit der Basisstation oder anderen Bluetooth-kompatiblen Geräten und lässt sich auch als abgefahrener MIDI-Controller nutzen.

Major Tom ruft Ground Control! Die ebenfalls runde Basisstation ist in nüchternes Schwarz gehüllt und bietet 468 samplebasierte Drum- und Instrument-Sounds, außerdem digitale Effekte und einen 16-stimmigen Synthesizer mit Hunderten von Oszillator Typen. Die Sounds lassen sich vielfältig editieren; es stehen diverse Hüllkurven, LFOs, Pegel- und Panning-Parameter zur Verfügung.

Neben Stereoausgang und -Eingang und Kopfhörerbuchse verfügt das Gerät anschlussseitig noch über eine USB/MIDI-Buchse und einen Card-Slot (bis 128 GB SDXC); schade, dass man auf eine konventionelle MIDI-Schnittstelle verzichtet hat. Eigenes Audiomaterial kann mit der immer zur Verfügung stehenden Capture-Funktion problemlos on-the-fly über den Audioeingang aufgenommen (16 Bit, 44,1 kHz) und auf der SD-Karte abgespeichert werden, Resampling ist auch möglich. Im Looper-Modus lässt sich das aufgenommene Material 16-fach schichten und mit Effekten verfeinern; Tempo und Pitch können modifiziert werden. In der Effektsektion stehen drei thematisch gegliederte Effektblöcke (Filter, Delay, Reverb) und eine Mastereffekt-Sektion zur Verfügung. Die Effektqualität ist zeitgemäß und bietet alles, was man von einer Groovebox verlangen kann. Die Pattern-Länge des Sequenzers ist leider auf 32 Steps begrenzt. Die Patterns können bis zu 32 Spuren haben und lassen sich zu Songs verketten.

Das Arbeiten mit dem ARQ gestaltet sich nach kurzer Eingewöhnungszeit als eine inspirierende Erfahrung. Wenn es auch manchmal schwierig ist, die Pads auf dem Ring richtig zu treffen und zielgerichtet Grooves, Basslinien oder gar Melodien einzuspielen, ist die Erfahrung, einen quasi materialisierten Loop in der Hand zu halten und in Echtzeit (z. B. mit Filterfahrten durch Kippen des Rings) verändern zu können, außergewöhnlich. Im Ring hat man zudem einen intelligenten 3D-Accelerometer verbaut, der merkt, wie man das Gerät hält, und auf Bewegungen, wie etwa das Schlagen eines Schellenkranzes, reagiert.

Die crispe und punchige Klangerzeugung ist auf der Höhe der Zeit und macht einen guten Job. Bis zu drei Parameter pro Pattern können als Motion-Sequence aufgenommen werden. Die Presets bieten eine meist gelungene Auswahl aktueller Musikstile von Trap bis Footwork.

Mit dem ARQ hat Zoom eine der gewagtesten Hardware-Innovationen der letzten Zeit an den Start gebracht. Eine gewisse Hürde muss man schon überwinden, um sich auf das neuartige Gerät einzulassen, und wer sich damit auf der Bühne blicken lässt, benötigt eine Portion gesunden Narzissmus. Aber dafür ist einem die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss, und die Möglichkeiten der Maschine sind wirklich erstaunlich. Für Johnny-Cash-Coverbands ist der ARQ nicht wirklich geeignet, aber fortschrittliche Elektronik-Acts werden damit glücklich werden. Dafür muss man auf liebgewordene Standards wie die klassischen MPC-Schlagflächen verzichten. Etwas ärgerlich ist der Verzicht auf eine konventionelle MIDI-Schnittstelle, dafür überzeugt das ARQ klanglich und bietet eine durchdachte, schnell durchschaubare Bedienphilosophie auf kleinstem Raum.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.