Roland Integra-7: Klasse UND Masse

Roland Integra-7 – Soundmodul im Test

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Roland Integra-7 Soundmodul_03

Die Welt der Musikproduktion dominieren heute virtuelle Plug-ins. Da scheint es für Hardwarehersteller kein leichtes Unterfangen zu sein, die verwöhnte User-Community mit einer Hardware zu verwöhnen. Trotzdem ist ein großer Vorteil der Hardware, alle Sounds ohne Ladezeiten zur Verfügung zu stellen. Und genau das kann Rolands Expander-Flaggschiff Integra-7 in einer Auswahl wie keine andere Hardware.

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Der Integra-7 soll mit seinem riesigen Arsenal von über 6.000 Klängen die Leistung mehrerer Softsynths bieten – und zwar stress- und latenzfrei. Dank „Motional Surround Ambience“ können Sounds sphärisch im Raum verteilt werden, wodurch mehr Tiefe im Mix erzielt werden soll. Jeder der 16 Parts des Integra-7 besitzt zudem einen eigenen Multi-Effekt- und EQ-Bereich. Die über USB realisierte Audiostreaming-Funktion mit bis zu 24 Bit/96 kHz spart ferner ein zusätzliches Audiointerface ein. Das sind doch mal äußerst schlagende Argumente – schauen wir uns das Gerät also genauer an, auch wenn es aufgrund seines Rackformats ein wenig ausschaut wie aus einer anderen Zeit …

Konzept des Roland Integra-7

Im Kern des 128fach polyfonen Integra-7 finden sich Rolands aktuelle Top-Technologien vereint: eine SuperNATURAL-Klangerzeugung mit Behaviour-Modeling. Diese Synthese unterteilt sich in die Ebenen AKUSTIK, SYNTH und DRUM-KIT. Super-NATURAL bildet nicht nur den Klang von Naturinstrumenten ab, sondern simuliert auch charakteristische Spieltechniken. Die Synthesizer-Engine bietet fette Analogsynthesizer-Modelle mit dem typischen Verhalten von VintageFiltern. Hinter der Super-NATURAL-Drum-Ebene verbirgt sich die Erfahrung der V-Drums-Technologie, mit der Roland bei den E-Drums marktführend ist.

Mit an Bord sind außerdem das gesamte Klangarsenal des Roland-Expanders XV-5080 plus sämtliche SRX-Optionen: Nicht etwa eine Auswahl, sondern die Sounds aller zwölf von Roland bisher produzierten SRX-Boards. Jede dieser Erweiterungen allein schlägt für frühere Klangerzeuger mit etwa 300 Euro zu Buche. Die Einschränkung am Integra-7: Anstelle echter Einbau-Slots für die Boards gibt es hier vier „virtuelle Slots“, in die die SRX-Inhalte eingeladen werden müssen – man kann also maximal vier „V-Boards“ gleichzeitig nutzen. Frontseitig finden wir Netzschalter, Kopfhörerausgang, USB-to-Device-Port und einen Stereoeingang. Auf der Rückseite liegen der symmetrische Summenausgang A (XLR oder Klinke) sowie drei weitere (unsymmetrische) Stereo-Out-Paare B, C und D, die auch als sechs Einzelausgänge fungieren können. S/PDIF und USB-to-Host sowie das MIDI-Trio und ein weiterer Stereoeingang ergänzen das Angebot.


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Die Synthesizer

Der Integra-7 ist in 16 Multimode-Parts aufgeteilt. Jeder dieser Parts kann individuell mit dem gewünschten Syntheseverfahren beschaltet werden. Verfügbar sind: SuperNATURAL Akustik-Sounds: SN-A bietet 256 Presets. Weitere sechs Expansions können in die virtuellen Slots nachgeladen werden: „Ethnic“, „Woodwinds“, „Session“, „Acoustic Guitar“, „Brass“ und „Special Effects“. Ausgewogen gesampelte und dynamisch spielbare Flügelsounds, gelungene Rhodes- und Wurlitzer-E-Pianos mit realistischen Mechanik-Geräuschen, reichlich akustische und elektronische Gitarren in guter Qualität und mit amtlichen Effekten stehen ebenso bereit wie Streicher-Sounds mit realistischer Legato-Reaktion. Hier wie auch bei den Bläsern wurden besonders viele typische Spieltechniken berücksichtigt.

Die Sounds des Super-NATURAL Synthesizers tendieren zum einen in Richtung Analog-Synthesizer. Satte Klangfarben mit ausdrucksstarken Filter- und Hüllkurven-Modulationen sind hier möglich. Andererseits gibt es viele Digital-Sounds der 80er und 90er. Die aus dem JP-8000 und V-Synth bekannte „Supersaw“ ist auch mit an Bord und kann über den „Detune-Parameter“ verstimmt werden, was super fette und durchsetzungsfähige TranceLead-Sounds oder auch verträumte Pads erzeugen kann. Vier verschiedene Lowpass-Filter, ein Highpass-, ein Bandpass- sowie ein Notch-Filter bieten viel Flexibilität für eine riesige Bandbreite an Synthsounds.

Da wünscht man sich auf jeden Fall eine komfortable Editierung: Momentan ist leider nur fürs iPad eine Editor-App zu haben. Eine entsprechende Software für Windows oder Mac OS sollte Roland daher unbedingt noch nachliefern. Die Drum-Tonerzeugung auf Basis der Roland V-Drums-Systeme. Die Drum-Kits reagieren dynamisch und besitzen einen tollen Punch. Auch die räumliche Tiefe überzeugt. Snare-, Tom- und Becken-Flams oder -Rolls lassen sich via Controller einstreuen. Komplett wird die ohnehin schon große Soundauswahl mit der PCM-Klangerzeugung: 896 Presets und 14 Drum-Kits bieten das gesamte Sound-Portfolio des XV-5080.

Es handelt sich um einen Rundumschlag in allen Klangkategorien: Natur-, Synth- sowie Effektsounds. Leider ist es aber aufgrund der neuen Effekt-Architektur des Integra-7 nicht möglich, XV-5080-Programmdaten einzuladen. Zusätzlich zum XV-5080-Preset-Material kommen in dieser Sektion die zwölf SRX-Board-Erweiterungen ins Spiel: „Dynamic Drum Kits“, „Concert Piano“, „Studio“, „Symphonique Strings“, „Supreme Dance“, „Complete Orchestra“, „Ultimate Keys“, „Platinum Trax“, „World Collection“, „Big Brass Ensemble“, „Complete Piano“ sowie „Classic EP’s“. Ich könnte über jedes Board ein euphorisches Statement verfassen, doch nur so viel: Die Qualität der Erweiterungen, die Roland über Jahre für viele seiner elektronischen Musikinstrumente produziert hat, ist unter Kennern unumstritten.

Effekte des Roland Integra-7

Jeder der 16 Parts besitzt einen eigenen (!) Multi-Effekt mit 67 verschiedenen EffektAlgorithmen sowie einen 3-Band-EQ. Einen Chorus- (drei Typen) und einen Reverb (sechs Typen) als System-Effekte teilen sich alle Parts. Sobald „Motional Surround“ aktiviert wird, fallen der Chorus und Hall weg. Für die Drum-Kits stehen insgesamt sechs Kompressoren zur Verfügung. Auch gezielte Sidechain-Effekte sind hier möglich. Die Summe darf man noch mit einem Master-EQ bearbeiten. Die Effektausrüstung ist schlichtweg der Burner! Hier bleiben keine Wünsche. Damit nicht genug, denn mit Motional Surround lassen sich die Sounds virtuell im Stereo-Panorama anordnen, wobei Positionen „vor oder hinter“ dem Zuhörer möglich sind. Das Feature lädt zum Tüfteln ein und kann für hörbar mehr Räumlichkeit in Arrangements sorgen. Der Kick dabei ist die Möglichkeit, verschiedene Parameter in Echtzeit zu steuern. Spannend wird das in Verbindung mit dem VSTi-Plug-in-Editor, denn damit lassen sich Motional-Surround-Bewegungen in der DAW aufzeichnen, um sie automatisiert wiederzugeben. Der Raumklang wird über zwei Kanäle ausgegeben, sodass der Effekt schon bei normaler Stereowiedergabe oder über Kopfhörer funktioniert. Doch auch die 5.1-Wiedergabe wird unterstützt.

Roland Integra-7 Soundmodul_06
Der neue Roland-Expander besitzt für die MainOuts sowohl symmetrische XLR- als auch unssymme – trische Klinkenausgänge. Hinzu kommen sechs weitere Einzelausgänge in Klinkenausführung.

Roland Integra-7 in der Praxis

Dank seines großen Displays kann man den Expander recht gut bedienen. Leichter klappt es auf einem iPad mit der Integra-7-App. Wichtig ist es, stets im Auge zu behalten, welche Syntheseart eigentlich was macht. Part wählen, Syntheseform festlegen, Preset aussuchen – so funktioniert die Arbeitsweise. Rolands aktueller Expander ist nicht einfach nur ein ROMpler mit 6.000 Sounds. Wenn man die vielseitigen Möglichkeiten nutzt, steckt dem Gerät ein gewaltiges Potenzial – das hat großen Einfluss auf den Gesamtmix. Die Ergebnisse können sich hören lassen: Auch bei 16 Parts ist das Klangbild ausgewogen und homogen. Das Timing ist selbst bei hohem MIDI-Beschuss tight.

Der Integra-7 arbeitet grundsätzlich im Multimode. Man kennt es von vielen anderen Klangerzeugern: Im Single-Modus klingt das Teil super, aber im Multimode wird’s mangels Effektvielfalt deutlich dünner. Nicht so beim Roland Integra-7: Die Soundvielfalt und der Gesamtsound, den man aus diesem kleinen 19″-Rack bekommt, erspart einem bei der MIDI-Produktion reichlich Rechenpower der DAW. Die Sounds lassen sich super spielen und haben durchweg eine lupenreine Qualität. Mir gefällt vor allem die Dynamik der Sounds. Was ich bei der Arbeit aber besonders schätze, ist der Vorteil, dass diese riesige Menge an guten Sounds bei der Produktion sofort verfügbar sind. Keine Ladezeiten, kein Trick – einfach nur Sounds ausprobieren, einspielen, arrangieren. Lediglich die Aufteilung der PCM-Sounds zwingt einen dazu, die Inhalte der SRX-Boards vorzuladen, aber diesen kleinen Minuspunkt man hinsichtlich der Fülle an Sounds durchaus verschmerzen, da es den weitaus kleineren Teil des gesamten Soundangebots betrifft.

Roland Integra-7 Soundmodul_05
Direkter Zugriff: Dank großem Display und Jog-Dial klappt die Bedienung recht gut.

Fazit

Fans der XV- und SRX-Serien macht Roland mit dem Integra-7 ein tolles Geschenk. Für je – den Geschmack hält dieser Klangerzeuger etwas bereit, egal ob Natur-, Synth-, SFX- oder Drumsounds – und das in den vielfältigsten Facetten. Auch die sehr guten Wandler, die AudiointerfaceFunktion und die flexiblen Anschlüsse machen den Expander zu einer zeitgemäßen Hardware. Wer einen leistungsfähigen Klangerzeuger für die MIDI-Produktion oder einfach nur einen vielseitigen und hervorragend klingenden Expander für sein Live- oder Studio-Setup sucht, kommt am Integra-7 nicht vorbei – in puncto Soundfülle und Format ist das Teil konkurrenzlos! Natürlich gibt’s das alles nicht zum DiscountPreis. Unterm Strich aber ist das Preis/LeistungsVerhältnis des Integra-7 tiptop!

Plus/minus

+ immense Soundvielfalt
+ USB-Audiointerface integriert
+ PCM- und VA-Klangerzeugung
+ kompletter XV-5080 implementiert
+ alle 12 SRX-Boards integriert
+ 8 Einzelausgänge
+ iPad-App und VSTi-Editor

– zurzeit noch kein Editor für Mac/PC

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