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Oberheim OB-SX (*1982) – Polyfoner Analog-Synthesizer

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(Bild: Dieter Stork)

Die Prince-Alben der frühen 80er-Jahre waren eine Sci-Fi-New-Wave-Invasion aus einer fremden Galaxie hormongesteuerter Funk-Aliens. Neben der Linn LM-1 spielten die Oberheim-Synths aus dieser Ära eine wichtige Rolle beim frühen Minneapolis-Sound.

Im Video zum Titelstück des großartigen Albums 1999, mit dem Prince seinen Durchbruch schaffte, bedienen Jill Jones und Lisa Coleman äußerst lasziv einen OB-SX. Der Synth wurde (neben anderen Oberheim-Modellen) von Prince sowohl auf der Bühne als auch im Studio eingesetzt. Der OB-SX war als Bühnen-Instrument wegen seiner kompakteren Ausmaße und seiner Zuverlässigkeit besonders für das raue Tourleben geeignet.

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Er kam 1982 auf den Markt und bot schnellen Zugriff auf eine Reihe von Presets und eine Performance-orientierte, aber reduzierte Bedienoberfläche. Das Gerät war damals für ca. 8.000 Mark (je nach Ausführung) erhältlich – ein stolzer Preis, aber im Vergleich zum OB-X und OB-Xa, die weit über 10.000 Mark kosteten, noch moderat. Der Synth wurde von 1980 bis 1983 gefertigt. Zu den Usern des OB-SX gehört neben Acts aus dem Prince-Umfeld wie The Time u. a. auch Filmkomponist Charles Bernstein, der den Synth bei der Produktion der Filmmusik des Wes-Craven-Klassikers „Nightmare On Elm Street“ von 1984 einsetzte.

Äußeres

Es gibt mehrere Ausführungen des OB-SX: Die Metallgehäuse der frühen Modellvarianten (zu denen auch unser Testgerät gehört) wurden im sachlichen Schwarz/Grau des OB-X gehalten, während die spätere Version die vom OB-Xa bekannten blauen Querstreifen aufweisen. Die hochwertigen Potis sind angenehm schwergängig. Die nicht anschlagdynamische Tastatur stammt vom Hersteller Pratt Read und umfasst vier Oktaven. Die Keyboards dieser Firma wurden damals in vielen Synths verbaut (z. B. SCI Prophet-5) und lassen sich relativ gut spielen; allerdings werden die verwendeten Gummidämpfer im Alter brüchig, was zu einem „klebrigen“ oder „klappernden“ Spielgefühl führt. Abhilfe schafft hier das Einbauset von Virtual Music (www.virtual-music.at, 40 Euro).

Die Bedienelemente liegen knapp über der Tastatur und sind deshalb für den Performanceorientierten Musiker gut zu erreichen; außerdem kann man auf die freie Fläche weitere Keyboards schichten. Im Gegensatz zu den großen Brüdern lassen sich nur einige Kernparameter verändern: Dazu gehören die Lautstärke, die Filtereckfrequenz, VCA und VCF-Attack, VCA-Release, die Verstimmung des zweiten VCOs gegenüber dem ersten VCO sowie die LFO- und die Portamento-Geschwindigkeit. Außerdem gibt es eine Hold-Funktion, einen Unisono-Modus und ei nen praktischen Chord-Speicher, um mit einem Finger bequem mehrstimmige Akkorde zu spielen. Schließlich steht noch ein Autotune-Taster zur Verfügung, den man nach der Aufwärmphase ruhig alle 30 bis 40 Minuten betätigen darf, obwohl der OB-SX etwas stimmstabiler ist als seine Vorgänger. Speicherplatz war damals teuer; die erste Modellvariante bot nur Platz für 24 Presets, in der zweiten wurde auf 48 (unser Testmodell) aufgestockt, schließlich konnte man mit der letzten Version 56 Sounds abrufen.

Oberheim OB-SX1


Anschlüsse

Es gibt auf der Rückseite einen Monoausgang, Anschlüsse zum Steuern der Filtereckfrequenz und der Modulation, einen Fußschaltereingang für die Sustain-Funktion sowie ein CV/ Gate-Interface; mit Letzterem kann man die erste Stimme des OB-SX ansteuern. Außerdem findet sich hier noch eine 37-polige Buchse zum Anschluss des polyfonen Oberheim DSX- Sequenzers.

Klangerzeugung

Die Klangarchitektur ähnelt in den Grundzügen dem 1978 auf den Markt gekommenen OB-X. Eine Stimme des OB-SX basiert auf zwei spannungsgesteuerten Oszillatoren, die sich synchronisieren lassen und die Wellenformen Sägezahn und Puls erzeugen. Auch Oszillator-Crossmodulation ist an Bord, ein Feature, das noch vom OB-X stammt und beim OB-Xa und bei den späteren Modellen wie dem OB-8 nicht mehr verfügbar ist. Das Resonanz-Filter ist nach OB-X-Vorbild als 12-dB-Lowpass ausgelegt. Es kommen zwei Hüllkurven mit ADSR-Charakteristik zum Einsatz; als Modulationsquellen dienen zwei LFOs.

In der Spielhilfen-Sektion findet man die bekannten Oberheim-typischen Lever für Pitch und Modulation. Der Lever-Schacht ist übrigens nicht abgedeckt, sodass auch gerne mal Dinge wie Zigarettenasche oder Staub und Schmutz Zugang zum Inneren des Gerätes finden. Außerdem gibt es einen dreistufigen Transpose-Schalter, einen Schalter zur Anwahl einer weiteren Pitchbend- Range (zwei Halbtöne oder eine Oktave), einen Bankumschalter für die Presets sowie einen Schalter, der nur den zweiten Oszillator auf das Pitchbending routet, wodurch der erste auf der gleichen Tonhöhe bleibt und interessante harmonische Effekte möglich werden.
Die meisten Synthsounds auf dem 82erPrince-Album 1999 wurden mit OberheimSynths produziert. Herausragend ist dabei der Klassiker 1999, mit dem Killer-Synth-Riff des Titelstücks.

Sound

Sound Klanglich kann der OB-SX auf der ganzen Linie überzeugen. Er liefert den kraftvollen, dichten und plastischen Sound, der für die frühen Oberheim-Synths typisch ist. Da jede Stimme ein wenig unterschiedlich klingt, bleibt das Klangbild sehr lebendig und wirkt nie statisch. Der Großteil der Factory-Presets, die eine relativ große Bandbreite abdecken, lässt sich gut einsetzen. Wunderbar sind die druckvollen Stringpad- und Stab-Sounds sowie die schiebenden Sequenzer und Bassklänge, weniger begeistern einige Orgel- Patches, die gleichwohl von Prince (z. B. bei When U Were Mine) eingesetzt wurden. Obwohl der Parameterzugriff begrenzt ist, kann man die Preset-Sounds mit wenigen Regelbewegungen modifizieren und z. T. in die gewünschte Richtung bringen; leider lassen sich die Änderungen nicht abspeichern.

Es ist aber erstaunlich, was man mit den paar Reglern alles tweaken kann. Am meisten vermisst man wohl den Zugriff auf die Filterresonanz. Insgesamt jedoch hat man mit dem OB-SX eine reichhaltige Ausbeute an wunderbar organischen und auch gerne mal aggressiven Synthklängen (wobei extreme Effektsounds nicht zum Repertoire gehören), die Oberheim so berühmt gemacht haben und die mit den späteren, etwas kühler klingenden Geräten der Firma (z. B. Matrix) nicht mehr machbar waren. Oberheim bot übrigens damals den Service an, eigene Sounds, die auf einem OB-X erstellt wurden, als Custom-Preset in den OB-SX zu implementieren.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ja das war ja mal früher so alles mit dem OBSX- aber heute seit 2015 baut
    Rolf Meurer http://www.midisoft.de ein CC MIDI Einsteckpluck für Rückseite und
    BCR2000 Parameter Mapping mit Vollzugriff auf alle 32 Parameter. Rolf baut dito auch für OBX OBXa OB8 rm@midisoft.de die OBX OBSX Boards sind gegenseitig austauschbar ggf. Auf den OBSX Boards steht Technology by OBX – der alles diskret verbaut hatte ultrafett-warm VCO VCF VCA ,der OBSX hatte nur noch den VCA discret -VCO-VCF als Curtis CEM 3340-20. Der Nachfolger OBXa voll Curtis VCO VCA VCF und anders da als OBSX- Ein Demo mit OB-SX volle 32 Parameter auch auf http://www.midisoft.de. Neuer OBX Clone USA hat auch nur noch Curtis Chips.
    Man könnte 4-8 neue SEM-Module oder Clone Telemark polyphon anspielen wie FOUR-EIGHTVOICE OLDIE nur ohne Programmer-den
    Tom Oberheim spendieren sollte noch mangels SON OF FOURVOICE.
    Mehr bei http://www.musivox.de.to Billige Curtis 24db VCO Oldies blieben so Chroma Polaris- SCI 600+Sixtrak , MKS 80+BCR2000 je 1400-1900 €
    Denn 24 db VCF VCOs KÖNNEN NUR ÄHNLICH GUT KLINGEN -ABER
    MYTHOS-PREISE & DCO GERÄTE sind oft beliebter – BEKANNTER-

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