Böses, böses Ding

Moog Sub Phatty Monofoner Analogsynthesizer im Test

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MOOG Sub Phatty monofoner Analogsynthesizer_01

Ein neuer Moog! Der Moog Sub Phatty zählte zu den meist bestaunten NAMM-Show- und Musikmesse-Neuheiten von 2013. KEYBOARDS schaut dem kleinen Phattwanst unter die Haube.

Los Geht’s

Ein neuer Moog weckt grundsätzlich schon lange vor seinem Erscheinen Begehrlichkeiten und liefert reichlich Futter für die Gerüchteküche. Der Moog Sub Phatty machte da keine Ausnahme. Ein Minitaur mit Keyboard? Ein abgespeckter Little Phatty? Die Erwartungen sind hoch, schließlich hat Moog nicht nur den klangvollsten Namen der Synthesizer- Industrie zu verteidigen – mit seinen letzten Neuentwicklungen hat der legendäre US-Hersteller die Messlatte für kompakte Analogsynthesizer immer wieder ein wenig höher geschoben. Im Vergleich zum Little hat Moog dem Sub Phatty nun endlich ein Bedienkonzept verpasst, dass einem Analogsynthesizer gerecht wird. Dennoch gibt‘s auch ein paar weniger schöne Kleinigkeiten, aber der Reihe nach …

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Dicker Brocken

Im Eiltempo befreien wir den Sub Phatty von seiner leider nicht vollständig umweltfreundlichen Verpackung. Das erfreute Testerauge erblickt einen ebenso schick wie klassisch gestylten Synth, der neben seinem exakt um eine Oktave breiteren Bruder Little Phatty erstaunlich kompakt wirkt. Dank der großzügig bemessenen Bedienelemente fehlt dem Moog glücklicherweise der Spielzeugcharakter mancher ebenfalls kleinformatiger Konkurrenten. Das Gehäuse ist ein hochwertiger und angenehm schwergewichtiger Materialmix aus Metall- und Kunststoffteilen – rundum solide Hardware. Einziger kleiner Schönheitsfehler: Das Bedienfeld ist nicht wirklich ein gebürstetes Alublech, sondern eine bedruckte Kunststofffolie.

Ein Moog!

Dennoch: Die Spannung steigt – höchste Zeit, endlich die ersten Sounds anzuspielen! Allen Zweiflern sei schon an dieser Stelle ein weiteres Mal versichert: Ein Moog ist ein Moog ist ein Moog … Einige der 16 On-Board-Presets vermitteln einen ersten Eindruck von dem, was passieren kann, wenn man ab jetzt mit dem Laustärkeregler seiner Abhöre unvorsichtig umgeht. Der Sub Phatty macht seinem Namen zweifellos alle Ehre. Wir hören dumpf und satt brummelnde Bässe, die sich mit ein wenig Filter-Tweaking in seismische Ereignisse verwandeln lassen. Perkussive Sounds knallen einem buchstäblich um die Ohren, Leads sägen und raspeln mit bemerkenswerter Präsenz. Dass die 16 Werks-Presets nicht ausnahmslos programmiertechnische Meisterwerke sind, lässt sich leicht verschmerzen, denn die 23 Regler und zwei Taster des Sub Phatty laden zum spontanen und ausgiebigen Klangschrauben ein. Bevor wir jedoch die klanglichen Fähigkeiten näher erkunden, sehen wir uns den Aufbau des neuen Moog an.

Unter der Haube

Der Moog Sub Phatty ist ein monofoner Synthesizer mit echtanalogem Signalweg. Er besitzt 16 Presets, eine Velocity-empfindliche Tastatur sowie die üblichen Standard-Spielhilfen. Die meisten und wichtigsten Klang – parameter sind direkt am Bedienfeld zugänglich. Einige weitere Parameter sowie zahlreiche Utility-Funktionen sind hinter Taster-Kombinationen versteckt oder über ein zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbares Editor-Plug-in zugänglich. Als wichtigste Signalquellen dienen zwei VCOs, denen Moog schnelle und dauerhafte Stimmstabilität nachsagt. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Beide Oszillatoren besitzen kleine, aber hochwertige Drehschalter zur Oktavwahl – klassisch und zudem platzsparend. VCO 1 bietet einen Sub-Oszillator, dessen (Rechteck-)Signal in der Mixersektion abgegriffen wird.

Der Sub Phatty ist übrigens der erste Moog-Synthesizer mit diesem nicht unwichtigen und beliebten Feature. Die in der Bedienungsanleitung erwähnte leichte Sättigung des Filtereingangs bei weit aufgedrehten Signalquellen war beim Testgerät nicht hörbar. Deutlich präsent ist dagegen der sogenannte MULTIDRIVE, eine dem Tiefpassfilter nach geschaltete doppelte Verzerrerstufe, die den OVERLOAD-Parameter der bisherigen Phattys ersetzt. Das Filter selbst rühmt sich klassischer Moog-Tradition und glänzt mit all deren Vorzügen.

Zur Modulation nutzt der Moog Sub Phatty zwei vollständig ausgestattete Hüllkurven, von denen eine ausschließlich dem VCA zugeordnet ist. Die invertierbare Filterhüllkurve kann anstelle des LFO zur gleichzeitigen Modulation von Tonhöhe, Cutoff und VCO-Wellenformen herangezogen werden. Der LFO liefert fünf Wellenformen mit Frequenzen bis in den Audiobereich. Er versteht selbstverständlich MIDI-Clock-Sync und besitzt mit Gate-Sync und Keyboard-Tracking sehr praktische Extras. Für die Regelung des Ausgangssignals stehen ein Master-Volume-Regler zur Verfügung. Ebenfalls gibt es einen Kopfhörerausgang, dessen Lautstärkeregelung leider nicht unabhängig vom Master-Volume funktioniert – merkwürdig. Komplettiert wird die ansonsten rundum gelungene Ausstattung mit Oktavwahl-Tastern und einer Glide-Funktion.

MOOG Sub Phatty monofoner Analogsynthesizer_02
Der LFO besitzt drei Frequenzbereiche und reicht bis maximal 1 kHz. So lassen sich leicht auch geräuschhafte und experimentelle Sounds realisieren. Ein Tastendruck bzw. NoteOn startet ihn bei Bedarf im Nulldurchgang. Auch ein OneShot-Betrieb ist möglich. Die LFO-Frequenz lässt sich vom Keyboard-Tracking steuern. Moduliert man die Tonhöhe eines einzelnen VCOs, entstehen schöne Schwebe-Sounds. Über eine weitere verdeckte (bzw. über das Editor-Plug-in erreichbare) Funktion ist auch die separate Wellenform-Modulation beider VCOs möglich.

Sound

Wo soll man beginnen? Bei den abgrundtiefen Bässen, den bissigen Leads oder knalligen Percussion-Sounds? Der Sub Phatty erzeugt eine Vielzahl klassischer Synthesizersounds mit modern-durchsetzungsfähigem Charakter. Und das in wirklich allerbester Qualität – Punkt! Das Bassfundament ist gewaltig und entspricht damit nahezu exakt dem des anerkannt soundstarken kleinen Bruders Minitaur. Bei Verwendung einer angemessenen Abhöre entwickelt der Sub Phatty einen derartigen Schub, dass man um die um – gebende Bausubstanz fürchten muss.

Bei tiefer Fußlage und weit geschlossenem Filter spürt man den Sound mehr, als dass man ihn hört. Wirklich großartig ist die Präzision und Direktheit, mit welcher der Sub Phatty seine Sounds liefert. Die superschnellen und erstklassig skalierten Hüllkurven sorgen zusammen mit dem kräftig zupackenden und „schmatzenden“ Filter für einen Sound, der einem buchstäblich „um die Ohren knallt“. Dank der präzise stimmbaren VCOs lassen sich auch problematische Klänge wie Bassdrums zur vollsten Zufriedenheit realisieren.

Jeder „Schlag“ klingt gleichmäßig tight und druckvoll. Eine echte Bereicherung ist der/die/das vollmundig angekündigte Multidrive. Dabei handelt es sich laut Moog um eine zwischen Filter und VCA geschaltete Verzerrerstufe mit OTA- und FET-Schaltungen. Dreht man den Regler langsam auf, bemerkt man zunächst einen moderaten Pegelzuwachs. Ab etwa der 11-Uhr-Position werden, abhängig von der Filtereinstellung, zunehmend Obertöne generiert. Bei zugedrehter Resonanz erscheint der Klang dichter und massiver, mit mehr Resonanz schärfer. Die Variationsbreite reicht von subtil bis böse.

Es handelt sich also nicht um einen „Hardcore“-Verzerrer, sondern um ein SättigungsTool, welches die Eigenschaften des Filters um ein gewisses Maß unterstützt oder verstärkt. In der Praxis wird der Klang meist noch ein gutes Stück breiter, mächtiger oder bissiger, ohne dabei Druck und Präzision zu beeinträchtigen – ein tolles Feature! Knarzige Basslines gelingen damit ebenso erstklassig und überzeugend wie böse kreischende Leads, die sich mühelos durch jeden Mix und manche Gitarrenwand sägen können. Einzig in den hohen Mitten und oberen Lagen kann der Sub Phatty nicht ganz mit seinen berühmten Urahnen mithalten. Hier klingt er eine Spur steriler und weniger organisch – eine Eigenschaft, die er mit nahezu allen modernen Synthesizern teilt, ob analog oder nicht. Dem insgesamt großartigen Sound tut das keinen nennenswerten Abbruch.

MOOG Sub Phatty monofoner Analogsynthesizer_03
Die Klangquellen: Zwei VCOs und ein Sub-Oszillator liefern überreichlich Druck, Fülle und Präsenz. Das fulminante Bassfundament macht dem Sub Phatty so schnell kein Mitbewerber nach. Der FREQUENCY-Regler besitzt unterschiedliche Bereiche für präzises Feintuning und Verstimmung im Intervall bereich. Der Rauschgenerator liefert Pink Noise

Praxis

Sicher wird die kurze und recht schwergängige Tastatur nicht ausschließlich Freunde finden – natürlich will man darauf nicht Klavier spielen, trotzdem ist die Qualität ist nicht wirklich berauschend. Sounddesign wird dank des übersichtlichen und reichhaltig ausgestatteten Bedienfeldes ein echter Genuss und sorgt für den entscheidenden Anteil am oben erwähnten Spaßfaktor. 16 Presets mögen zunächst ein wenig antiquiert erscheinen, aber braucht man für einen Gig wirklich mehr? Immerhin soll das angekündigte Editor-Plug-in eine uneingeschränkte Preset-Archivierung im Rechner erlauben.

Das Plug-in verspricht zudem direkten Zugriff auf die zahlreichen verdeckten Funktionen des Sub Phatty – Funktionen, über deren Vorhandensein das Bedienfeld leider keinerlei Aufschluss gibt. Die ausführliche Bedienungsanleitung klärt darüber auf, dass die verdeckten Funktionen über bestimmte Tasterkombinationen in der Preset-Sektion erreicht und via Keyboard mit Werten belegt werden. Dieses Konzept entspricht finsterster 80er-Jahre-Synthesizertechnik – Oscar und PPG lassen grüßen. So bleiben die Hoffnung auf das baldige Erscheinen eines (Bug-freien) Editors und der Trost, dass es sich bei den verdeckten Funktionen zum großen Teil um Utility-Parameter handelt, die bei der Klanggestaltung nicht regelmäßig erreichbar sein müssen.

Fazit

Analoge Kompakt-Synthesizer sind so beliebt wie noch nie. Moogs Neuer präsentiert sich ebenso traditionell wie trendy. Der Sub Phatty erfindet das Rad nicht neu, überzeugt jedoch mit einem sehr stimmigen Konzept und vor allem mit einem bombastischen und erstaunlich vielseitigen Sound, der mühelos höchste Ansprüche zufrieden stellt. Anstatt unendliche Modulationsoptionen anzubieten, hat Moog sich vernünftigerweise auf wesentliche Features beschränkt und so ein Instrument geschaffen, mit dem sich schnell und unkompliziert hervorragende und vor allem musikalisch brauchbare Sound zaubern lassen.

Zahlreiche kleine „Schmankerl“ versteckt der Sub Phatty leider (noch) zu gut hinter seiner aufgeräumten Fassade – hier tut das schnelle Erscheinen des angekündigten Plugin-Editors absolut Not. Im Vergleich zu seinen direkten Verwandten liefert der Sub Phatty einen ebenso überzeugenden Grundsound wie der kleine Minitaur, hat jedoch weitaus mehr Klangoptionen zu bieten. Für Live-Keyboarder ist der Little Phatty mit seinem größeren Keyboard und dem minimal zahmeren Sound noch immer eine interessante Option. Für alle Soundperfektionisten, die der Tastatur nicht allzu viel Bedeutung beimessen, gehört der Sub Phatty zur allerersten Wahl. Der Preis von knapp 1.000 Euro ist kein Schnäppchen, aber angesichts des Gebotenen vollkommen okay. Unbedingt antesten!

Plus/minus

+ großartiger Sound
+ Sounds speicherbar
+ reichhaltig ausgestattetes Bedienfeld

– verdeckte Funktionen umständlich zugänglich und nicht im Bedienfeld aufgelistet
– Tastatur von minderer Qualität

Hersteller / Vertrieb: Moog Music / EMC
Internet: www.moogmusic.com / www.emc-de.com
UvP / Straßenpreis: € 1.099 / ca. € 980

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