Bumm-Tz-Tschak-Tzzz...

Moog DFAM – Dummer from another mother

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Wie heißt es doch so schön? »Andere Mütter haben auch schöne Drummer!« Mutter Moog überrascht uns mit einem ganz besonderen Instrument: Die neue semimodulare Kiste hört auf den vielversprechenden Namen DFAM und gibt sich als Spezialist für ausdrucksvolles Schlagwerk weit jenseits aller Sample-Schleudern.

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Ausgewachsene Drum-Synthesizer schienen seit geraumer Zeit nahezu ausgestorben − sieht man einmal von einzelnen Eurorack-Modulen ab. Nun hat Moog die tot geglaubte Spezies zu neuem Leben erweckt: Drummer From Another Mother − kurz DFAM − spielt stand-alone, passt ins Eurorack und verspricht knackigen Analog-Sound mit hohem Spaßfaktor. KEYBOARDS schaut Moogs neustem Sprössling auf die Knöpfe − bumm-tz-tschak-tzzz…

Der neue DFAM passt lückenlos zu Moogs semimodularem Erstwerk, der rundum gelungenen Synth/ Sequencer-Kombination Mother-32 (Testbericht siehe KB 1/2016). Der Neue kommt im identischen Desktopgehäuse und sieht mit seinen Echtholzseitenteilen nebst mattschwarzem Finish ebenfalls richtig gut aus. Bei Bedarf lässt sich DFAM mit ein paar Handgriffen im Eurorack installieren.

Ein Blick auf das Bedienfeld offenbart einen Zwei-VCO-Synth mitsamt Step-Sequencer und Patch-Feld. Schaut man etwas genauer hin, staunt man über die recht ungewöhnliche Ausstattung: Neben den VCO-Basics für Tonhöhe, Wellenform und FM sowie einer typisch Moog’schen Filterausstattung findet man eigentlich nur noch Hüllkurven − und zwar gleich drei, allerdings allesamt auf nur einen (Decay-)Parameter beschränkt. Ein wenig Kopfarbeit lässt vermuten, dass damit jedoch eigentlich alles Wesentliche vorhanden sein dürfte, was zur Erzeugung von perkussiven Analogklängen und Noises notwendig ist.

Richtig Spaß bringen Drumsounds jedoch erst, wenn sich daraus ohne Umwege ein Loop basteln lässt. Mit dem DFAM kein Problem − ein Sequencer ist gleich mit an Bord. Hier darf erneut gestaunt werden: Dieser ist offenbar tatsächlich echt analog aufgebaut, definitiv nicht speicherbar und auch nur analog synchronisierbar. Er läuft schlicht und einfach vorwärts bzw. im Kreis und sondert dabei einen Trigger pro Step sowie zwei regelbare Steuerspannungen zu Modulationszwecken ab. Wir sind gespannt, was der DFAM daraus macht. Begeben wir uns auf einen Rundgang …

Moog DFAM
Stand-alone oder im Eurorack − der DFAM sieht schick aus und fühlt sich gut an. Alle Bedienelemente sind von erstklassiger Qualität. (Bild: Matthias Fuchs)

Zum Lieferumfang des DFAM gehören einige »Presets« in Form von hübsch bedruckten Bedienfeld-Overlays. Schon beim ersten Ausprobieren wird klar: Das Ding ist nicht von schlechten Eltern: Es zirpt, knarzt, zischt und wummst, dass es eine Freude ist! Aus den drei simplen Signalquellen plus Filter, VCA und den drei Decay-Hüllkurven lässt sich schnell und intuitiv eine erstaunlich breite Palette typisch analoger Drums und Percussion erzeugen: Im Handumdrehen stehen voluminöseste Kicks im 808/909-Style oder Marke »phatt & dirty« zur Verfügung. Zudem gibt es monsterdicke Subbässe oder sachte Beatbox-Plopps. Weiter geht’s mit tighten Snares − mal softig raschelnd, mal im authentischen Simmons-Style. Dazu böse zischende Hi-Hats und vor allem zahllose Percussion-Sounds, vom eleganten Zapp über typische Bleeps und Clonks bis hin zu krachigen Noise-Bursts.

Auch tonale Klänge sind kein Problem: Mallet- und Woodblock-Ähnliches gelingt ebenso gut wie richtig amtliche Basslines. Letztere erfordern ein wenig Fummelei beim Tuning, denn die VCOs besitzen einen riesigen Frequenzbereich. Glücklicherweise arbeitet DFAM äußerst präzise: Alle kritischen Parameter bleiben stabil. Die Sounds verlieren auch nach längerem Betrieb weder Wumms noch Tightness. Hüllkurven und Modulationstiefen sind zudem bestens skaliert. DFAM präsentiert sich als runder und vollwertiger Mono-Synth mit nicht alltäglichen Features und Qualitäten.

Moog DFAM
Die Oszillator-Sektion mit zwei Sägezahn/Rechteck-VCOs, Sync, FM und Pitch-Decay-Hüllkurve plus Noise-Generator; der Frequenzbereich ist riesig, die Stimmung dennoch zuverlässig stabil. Der Sequencer kann wahlweise die Tonhöhe von einem, beiden oder keinem VCO steuern. (Bild: Matthias Fuchs)

The Beat Goes On!

Natürlich lassen sich die Sounds extern oder via Button triggern − so richtig zeigt DFAM seine Qualitäten jedoch erst, wenn der Sequencer mitspielt. Der erscheint fast erschreckend simpel. Gemessen an den schier überbordenden Features, die man von aktuellen Step-Sequencern kennt, ist er das auch (»Der kann ja gar nix …«). Schnell stellt sich jedoch heraus, dass alles Notwendige an Bord ist, um die Sounds des DFAM ohne komplizierte Kunstgriffe zu rhythmisch pulsierendem Leben zu erwecken. So wandelt der Sequencer die knackigen, aber für sich genommen oftmals unspektakulären »Shots« zu beeindruckend groovenden, lebendigen Loops oder rhythmisch wabernden Klanglandschaften.

Da pro Step zwei Steuerspannungen ausgegeben werden (die sich via Patch-Feld vielseitig zuordnen lassen), kann jeder Step einen eigenen Sound liefern. So entsteht der Eindruck, DFAM wäre in der Lage, multitimbral zu arbeiten. Es ist durchaus machbar, in einem Loop gleichzeitig Kick-, Snare- und Hi-Hat ähnliche Sounds oder etwa eine Bassline plus Percussion unterzubringen. Missbraucht man den Sequencer als komplexe Modulationsquelle, liefert DFAM spannende Atmos und pulsierende Noises. Kleine Tweaks an den Step-Reglern bewirken oftmals gleichzeitig klangliche und rhythmische Änderungen des Loops − etwa Wechsel von Betonungen oder gefühltes »Umkippen« des Beats. Sound und Rhythmik sind beim DFAM ohnehin untrennbar − ein Phänomen, welches ihn besonders als Ergänzung zu Sample-basierten und damit eher statisch veranlagten Drummies wertvoll macht.

Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach Synchronisationsoptionen. Weil MIDI völlig außen vorgelassen wurde, ist man hier auf analoge Clocks angewiesen. Das ist grundsätzlich kein Problem, allerdings wird zumindest im MIDI-Setup entsprechende Peripherie notwendig. Angesichts des nicht ganz geringen Straßenpreises hätte zumindest ein simpler MIDI-Clock-In nicht geschadet.

Fazit

Mit dem DFAM hat Moog einen ebenso klangstarken wie außergewöhnlichen Synthesizer geschaffen, der jedoch kaum in jedes musikalische Konzept passen dürfte. Steht man nicht gerade auf Industriell-Waviges oder die frühen Human League, kann DFAM sicher nur in Ausnahmefällen eine konventionelle Drummachine oder einen Software-Drummer ersetzen. Als deren Ergänzung funktioniert DFAM jedoch in einem großen musikalischen Kontext ganz hervorragend, liefert er doch buchstäblich im Handumdrehen hoch interessante, klanglich äußerst überzeugende und variable Rhythmik, die Pattern-basierte Musik aus Sample-Instrumenten um ein entscheidendes Element bereichert. Die limitierte Ausstattung, insbesondere des Step-Sequencers, offenbart sich schnell als Zugewinn: Zusammen mit den wenigen, aber sehr effizienten Sound-Parametern ist DFAM bei aller Übersichtlichkeit ein sehr leistungsfähiges und vor allem immer intuitiv erfassbares Tool. Egal was und wie man schraubt, es passiert immer etwas Interessantes. Und nicht zuletzt deshalb macht das Teil einfach riesigen Spaß!


Hersteller/Vertrieb: Moog Music / EMC

Internet: www.moogmusic.com / www.emc-de.com

UvP/Straßenpreis: € 699,− / ca. € 649,−

Unsere Meinung:

+ eingeschränktes, aber gelungenes Konzept

+ beeindruckender Sound

+ intuitive Handhabung

− Patch-Feld ohne Multiple

− kein MIDI-Sync

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