Deine Mutter kann funken

Mom-IOBT4: Wireless PA-System im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Kabellose Funkalternativen sind mehr und mehr im Kommen. Da macht Bluetooth auch vor Lautsprechersystemen nicht Halt, die einen professionelleren Weg einschlagen. Auch Omnitronic hat ein solches Konzept nun in die Tat umgesetzt: die Mom, die auch als »Mother of Mobile Sound« beworben wird. Ob die Mom auch eine Mama und keine zickige Schwiegermutter ist, haben wir getestet.

Nun, um ehrlich zu sein: Ganz neu ist das Konzept der Mom − also das der akkubetriebenen Funkbox im Trolleyformat − nicht. Daher ist der Slogan »Mother of Mobile Sound« vielleicht historisch betrachtet nicht ganz korrekt, andererseits bietet sie alles, was das Herz begehrt, und daher passt der Slogan dann doch wieder: Bluetooth-Verbindung zum Smart-Gerät, zwei XLR-Klinke-Kombibuchsen für Mikrofone, XLR und Cinch-Eingänge für Geräte mit einem Line-Signal, ein XLR-Link-Out, außerdem natürlich Bluetooth, ein Mixer, Effekte und eine Klangregelung. Was will man mehr? Funk? Natürlich! Das war nämlich nur die Standardausstattung. Erweitert werden kann die Mutter je nach Belieben um Sender- und Empfänger-Module sowie einen CD/MP3-Player mit USB- und SD(HC)-Karten-Slot. So muss man sich nicht schon gleich beim Kauf entscheiden, was man eventuell irgendwann gebrauchen könnte (und dann doch nie verwendet), sondern kann die Box bei Bedarf nachrüsten.

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Der Einbau. Die Mutter in ihren Kompetenzen zu erweitern, ist eine Sache von nur wenigen Minuten und kinderleicht. Die Blenden werden von der Rückwand mittels Schraubendreher entfernt, und die Module eingesetzt, bis sie in den Slot deutlich einrasten. Mit dem Schraubenzieher wieder festdrehen, und schon sitzt’s. Beim CD/MP3-Player müssen vorher zwei Stecker der Mom mit dem Modul verbunden werden, ansonsten läuft die Geschichte genauso. Kleiner Schönheitsfehler: Es gab Lochbohrungen, die bei einem Modul nicht hundertprozentig übereinander lagen, sodass die zweite Schraube nicht versenkt werden konnte, da könnte nochmal nachgearbeitet werden. Zum Glück saß das Modul auch mit nur einer Schraube schon bedenkenlos fest. Bei allen anderen Modulen lagen die Bohrungen direkt übereinander, kein Problem!

Eine mittelmäßig ausgestattete Mom (hier mit CD/MP3-Player sowie Empfänger und Sender) kostet rund 600 bis 700 Euro. (Bild: Dieter Stork)

Insgesamt fasst die Mutter neben dem CD/MP3- Player noch bis zu vier Empfängermodule bzw. drei Empfänger- und ein Sendermodul, mit dem sich das Signal entweder auf eine zweite, dritte, vierte … Box übertragen lässt (quasi die Kaffeeklatsch-Option, bei der eine Mutter allen anderen das Gleiche erzählt), oder von einer zur nächsten Mutter durchgeschleift wird (quasi die Tratsch-Option, bei der Infos von einer zur nächsten gefunkt werden, und von dort weiter zur dritten usw.). Für Letzteres muss natürlich jeder Lautsprecher mit einem Sendemodul ausgestattet sein und wäre dann z. B. für die gleichmäßige Beschallung einer Marathon-Strecke geeignet.

Praxis: keine Mutter ohne Tick. Ein paar wenige Eigenheiten gibt es, die man an der Mom erforschen muss, will man sie flüssig bedienen. Der CD-Player hat keinen On/Off-Schalter, sondern erwacht zum Leben, wenn man den Volume-Regler am Mixer aufdreht und eine beliebige Taste am Player drückt. Die Sendemikros und Empfänger sollten natürlich aufeinander eingestellt werden (am Empfänger nimmt man dafür einen Schraubendreher, ein Messer oder Ähnliches − mit den Fingern allein wird dies sicher nicht gelingen), und das Sendemodul sollte sich auch nicht mit den Frequenzen der Empfänger überschneiden. Ganz wichtig: auch nicht fast (z. B. Sender auf Kanal 1 und Empfänger auf Kanal 2)! Denn sonst gibt es Rückkopplungen bzw. gelegentliche Störgeräusche. Genügend Ausweichkanäle − die Mom hat 16 − gibt es. Hat man diese Ticks erstmal erforscht, steht aber einer erfolgreichen Bedienung nichts im Wege.

Sehr praktisch sind einige praxisrelevante Gimmicks, wie eine USB-Ladebuchse für Handys, Tablets und Ähnliches, oder eine Voice-Priority-Funktion, bei der, sobald man ins Mikro spricht, die Musik ausgefadet wird und automatisch wieder einfadet, wenn man aufhört.

Mithilfe von zwei dicken Brummern kommt Mom bis zu acht Stunden ohne 230-Volt-Versorgung aus. Der Einschub dafür ist auf der Vorderseite versteckt. (Bild: Dieter Stork)

Essenziell: Man kann die Mom auch mit Akkus bestücken, durch die sie, laut Hersteller, sechs bis acht Stunden zur alleinstehenden Mutter wird, ehe man sie wieder mit Strom verkuppeln muss.

Die Funkreichweite reicht bei Sichtkontakt, also idealen Voraussetzungen bis zu 50 Meter. Sollten z. B. Wände dazwischen sein, verringert sich dieser Wert natürlich.

Sound. Der Zweck ist bei einer solchen Box natürlich in erster Linie auf praxisgerechte Sprachübertragung und/oder Hintergrundmusik ausgelegt und nicht für audiophile Konzertbesucher. Für einen Grundpreis von ca. 380 Euro ist der Sound auf jeden Fall eine solide Basis und wird für die meisten Anwendungen auch genügend Leistung bieten − für Konzertbeschallung mit Schlagzeug & Co ist die Mom sicher nicht mehr die erste Wahl.

Mit einer einfachen 2-Band-Regelung für Bass und Treble kann noch in den Sound eingegriffen werden, wobei der Treble-Regler gerne etwas beherzter zugreifen könnte. Für Mikros steht zudem ein Tone-Regler für alle Kanäle bereit, außerdem ein Reverb-Effekt, der jedoch überraschenderweise ein Delay von sich gibt. Das sollte bei der nächsten Mutter-Generation überarbeitet werden.

Alles, was das Herz begehrt: Jedes Zubehör kann einzeln gekauft werden, um die Mom nach eigenen Wünschen zu individualisieren. (Bild: Dieter Stork)

Fazit: Das Gesamtpaket überzeugt vor allem wegen des hohen Funktionsumfangs und der Individualisierbarkeit. Außerdem gibt’s Pluspunkte für kleine, aber nützliche Gimmicks wie eine USB-Ladebuchse, Voice-Priority-Funktion sowie die beiden Möglichkeiten, wie die Mütter untereinander Signale funken können. Dem entgegen stehen einige oben aufgezählte Mankos, die in der Praxis wenig ins Gewicht fallen sollten. Praktisch wäre allerdings gewesen, wenn man die Box auch angewinkelt auf den Boden stellen könnte, da im Einsatz on the road wohl nicht immer ein Stativ mitgeschleppt wird.


Hersteller/Vertrieb: Omnitronic / Steinigke

Internet: steinigke.com

Preise: 379,− Euro (Basis-Box)
139,− Euro (CD/MP3-Player)
39,90 Euro (Empfänger-Modul)
39,90 Euro (Sende-Modul)
49,90 Euro (Handmikrofon)
42,90 Euro (Taschensender)
9,90 Euro (Headset)
29,90 Euro (Ersatz-Akku)

Unsere Meinung:

+ Funktionsumfang und Individualisierbarkeit
+ automatische Feedbackunterdrückung
+ gutes Preis/LeistungsVerhältnis
− kleinere Mankos
− keine angewinkelte Standposition möglich

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