Tribute an die Goldene Ära des Minimoog-D

MacBeth X-Series Micromac-D

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Die Micromac Serie mit ihrem satten Oldschool-Sound ist mein ultimatives Tribut an die Goldene Ära des Minimoog-D!“ So beschreibt der Ken Macbeth selbst diesen Desktopsynthesizer, der auch nur aufgrund seiner kompakten Maße harmlos erscheint. Das kleine Teil hat so manche Spezialität zu bieten und natürlich einen tollen Sound – aber was soll man bei einem Macbeth Synthesizer auch anderes erwarten?

Dieter Stork

Der in Schottland, Edinburgh lebende Entwickler Ken MacBeth ist schon seit Jahren für seine hochwertigen, klangvollen und vielseitigen Analogsynthesizer bekannt, darunter sein erstes Serienprodukt M3X aus dem Jahr 2001 und der semi-modulare M5 / M5N, der heute schon als Klassiker gilt und mit Geräten von ARP und Moog verglichen wird. Mit der Micromac Serie hat MacBeth nun ein weiteres Produkt auf den Markt gebracht, das nicht nur in Sachen Klang zum schwärmen verleitet, sondern auch durchdacht konzipiert und zudem mit diversen Routing-Möglichkeiten versehen ist, mit denen auch extreme Klanggebilde schnell umsetzbar sind.

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Der semi-modulare und monofone Micromac-D Analogsynthesizer ist mit seinen 31 cm Breite, 14 cm Höhe und 8 cm Tiefe in einem kompakten, stabilen Metallgehäuse eingebaut. Auf den ersten Blick fällt auf, dass er sehr übersichtlich und klar strukturiert ist, man muss nicht lange suchen, um die gewünschten Parameter zu finden. Zudem liegen die Drehregler angenehm in der Hand und sind mit genügend Abstand zueinander angeordnet, was vor allem beim Finetunen von Klängen von Vorteil ist, da man nicht aus Versehen benachbarte Parameter verstellt.

Auf den zweiten Blick kann man über das Frontpanel verteilt zusätzlich einige Schalter sowie Patchbuchsen im Miniklinken-Format finden, die das Klangpotential des kleinen, aber mächtigen Micromac-D um einiges erweitern, indem man zusätzliche Modulationen frei patchen kann.

Mit drei Oszillatoren klingt der micromac-D nicht nur fett, er bietet auch reichlich möglichkeiten für die verschiedensten Modulationen: FM, Crossmodulation sowie Filter-FM und SYNC.
Mit drei Oszillatoren klingt der micromac-D nicht nur fett, er bietet auch reichlich möglichkeiten für die verschiedensten Modulationen: FM, Crossmodulation sowie Filter-FM und SYNC.

In der KEYBOARDS Ausgabe 02/15 geht zeigen wir euch analoge Retro-Synthesizer. Dort findet ihr auch eine schöne Story zum Micromac-D von MacBeth.

Im Kern des Micromac-D: die Oszillator-Sektion

Der Desktopsynthesizer beherbergt insgesamt drei spannungsgesteuerte Oszillatoren, die sich jeweils mit einem Coarse- und einem Fine-Regler für das Grob- und Finetuning stimmen lassen. Auf Oktavschalter wurde hier verzichtet, die allerdings auch nicht fehlen, da man allein mit dem Coarse-Poti bereits das gesamte Frequenzspektrum durchfahren kann.

Die ersten beiden VCOs geben wahlweise die Wellenformen ansteigender Sägezahn, Rechteck, Dreieck oder Sinus aus und können hart synchronisiert werden, wodurch sich durchdringende und schneidende Sync-Sounds generieren lassen. Zudem lässt sich die Pulsweite der Rechteckschwingungen per Steuerspannung modulieren, die man über die Patchpunkte VCO 1 PWM und VCO 2 PWM zuführen kann.

Leads and Basses

https://soundcloud.com/keyboardsde/macbeth-x-series-micromac-d-synthesizer-leads-basses-01

Der dritte Oszillator spielt eine Doppelrolle als Soundquelle mit insgesamt sechs Wellenformen inklusive absteigendem Sägezahn und Rosa Rauschen und kann gleichzeitig auch als LFO zur Modulation der Frequenz von VCO 1, VCO 1 & 2 und der Cutoff-Frequenz des Filters genutzt werden (abgesehen davon, dass man über den Patchpunkt VCO 3 Out noch einige weitere Parameter ansteuern könnte). Der Begriff Low Frequency Oscillator beschreibt hier, wenn man es genau nehmen möchte, allerdings nur die halbe Wahrheit, da man mit dem Schalter VCO 3 Low Freq On / Off bestimmen kann in welchem Frequenzbereich man ihn betreiben möchte. In Off-Stellung kann er also bis in die Audiorange hinein modulieren, was schnell zu abgefahrenen Klangergebnissen führen kann. Darüber hinaus lässt sich VCO 3 auch als reiner Modulator betreiben, mit dem Switch VCO 3 Audio Off / On wird er zum einen von der Master CV entkoppelt sowie aus dem hörbaren Signalpfad herausgenommen. Ein gut durchdachtes Feature, durch das man dem Micromac-D, im Zusammenhang mit den beiden LFOs und noch einigen anderen Modulationsmöglichkeiten,  neben aggressiven und satten Lead Sounds und Bässen mit wenig Aufwand ebenso freakige Sci-Fi Sounds und sonstig ausgefallene Geräuschlandschaften entlocken kann.

Für weitere Spielmöglichkeiten liegen die Audioausgänge aller drei VCOs (Pre-Mixer) zusätzlich einzeln an den entsprechenden Patchpunkten an, und können ihrerseits durch externe Steuerspannungen in ihrer Frequenz moduliert werden.

Der Mixer

In der Mixer Sektion befinden sich die Volume Potis zur individuellen Lautstärkeregelung der jeweiligen VCOs bevor das Gesamtsignal in die Filtersektion gelangt. Sollte VCO 3 zusätzlich als Modulator verwendet werden, reguliert der entsprechende Volume Control auch die Modulationsstärke. Über eine weitere Patchbuchse kann zudem noch ein externes Signal in den Audiopfad eingespeist werden, genauer gesagt ersetzt es hierbei das Audiosignal von OSC 3. Ein Regler für die Lautstärke fehlt hier allerdings, das VCO-3-Poti verbleibt in seiner Funktion als „Modulationsregulierer“.

Sounds mit dem Grip der beliebten Vintage-Synthesizer. Die Filter-Sektion des Macbeath micromac-D beherbergt ein klassisches 24-dB-Filter Moog’scher Prägung.
Sounds mit dem Grip der beliebten Vintage-Synthesizer. Die Filter-Sektion des Macbeath micromac-D beherbergt ein klassisches 24-dB-Filter Moog’scher Prägung.

Filtersektion

Vom Mixer geht es weiter zur Filtersektion, genauer gesagt einem 24-dB/Oktave-Tiefpassfilter. Es ist der berühmt-beliebten Moog-Ladder-Schaltung nachempfunden und klingt schlicht und einfach phänomenal. Gespeist wird er von den drei Oszillatoren sowie dem Rauschgenerator der Global-Sektion und ist mit der obligatorischen Cutoff-Frequenz sowie einem Resonanz-Parameter ausgestattet, der seinerseits bis zur Selbstoszillation getrieben werden kann.

Das Filter-Tracking der Master-CV lässt sich hier lediglich in reduzierter Variante mit einem Schalter zwischen 0%, 50% und 100% umstellen, was kaum negativ ins Gewicht fällt.

Auch diese Sektion bietet wieder diverse Modulationsmöglichkeiten, die wohl durchdacht sind: die Cutoff Frequenz lässt sich sowohl von VCO 3, den beiden LFOs als auch durch eine externe CV modulieren, sowie durch die nebenan aufliegende VC-Filter-Hüllkurve. Wie stark diese auf das Filter einwirkt, lässt sich mit dem VCF EG Poti einstellen.

Leads and Basses 2

https://soundcloud.com/keyboardsde/macbeth-x-series-micromac-d-synthesizer-leads-basses-02

Hüllkurven-Generatoren

Insgesamt bietet der Micromac-D zwei Hüllkurven, von denen eine wie beschrieben dem Filter zugeordnet ist (und wahlweise auch die Frequenz von VCO 2 modulieren kann) und die andere in der VCA-Sektion zu finden ist. Die VCA-Hüllkurve ist allerdings immer aktiv (ausser man unterbricht den internen Signalfluss durch ein Kabel am VCA Ext CV Patchpunkt), während die Hüllkurve des Filters mit dem VCF-EG-Poti in ihrer Wirksamkeit reguliert wird und zudem in ihrer Charakteristik invertiert werden kann. Leider sind die Envelopes hier nur in eingeschränkter Variante vorzufinden: neben den Parametern Attack, Decay und Sustain kann die Releasezeit der beiden Hüllkurven mit dem Release Off / On Switch lediglich zugeschaltet werden und wird anschliessend über den Decay-Wert justiert. Ganz wie beim guten, alten Minimoog also.

Modulation Sounds

https://soundcloud.com/keyboardsde/macbeth-x-series-micromac-d-synthesizer-modulation-01

Mehr Spielmöglichkeiten gefällig?

Auf den ersten Blick wirken beide LFOs identisch: mit jeweils einem Rate-Regler für die Geschwindigkeit ausgestattet besitzen beide des weiteren einen Mod VCOs Knob, mit dem eingestellt wird, wie stark die Frequenzen aller drei Oszillatoren moduliert werden sollen, und einen Mod VCF Knob, der seinerseits auf die Cutoff-Frequenz des Filters einwirkt. Beide decken ähnlich wie VCO 3 einen großen Frequenzbereich ab, der bis in den Audiobereich hineinlangt – speziell LFO 2, der sich mit seinem dreifachen Speed Switch besonders drastisch in seiner Geschwindigkeit einstellen lässt und ebenso für drastische, mitunter metallisch klingende VCO-Modulationen eingesetzt werden kann.

Beiden LFOs gemeinsam ist ebenso die Auswahlmöglichkeit zwischen den Wellenformen an- und absteigender Sägezahn, Dreieck und Rechteck, an fünfter Stelle ist bei LFO 1 allerdings eine S&H-Schaltung zu finden. In Zusammenhang mit dem Switch Select S&H LFO 2 / Noise wird bestimmt, aus welcher Quelle LFO 1 die entsprechenden Samples beziehen soll – LFO 2 bietet an dieser Stelle Rosa Rauschen, gut für chaotische Modulationsverläufe.

An den Patchpunkten kann man hier des weiteren LFO-2-Out und ein Triggersignal von LFO 1 abgreifen, über die V-In-Buchsen lassen sich die Geschwindigkeiten beider LFOs modulieren.

Der Clou des micromac-D: dank zahlreicher Patchbuchsen lassen sich flexible Modulationsverknüpfungen herstellen, um verrückte und verspielte Effektsounds zu erzeugen.
Der Clou des micromac-D: dank zahlreicher Patchbuchsen lassen sich flexible Modulationsverknüpfungen herstellen, um verrückte und verspielte Effektsounds zu erzeugen.

Modulation Sounds

https://soundcloud.com/keyboardsde/macbeth-x-series-micromac-d-synthesizer-modulation-2

Was wäre da noch?

Rückseitig befinden sich der Anschluss für ein externes 50W-Netzteil, MIDI-In und -Thru, sowie ein Learn-Function-Button für das integrierte (!) Kenton MIDI/CV-Interface und schliesslich ein Klinkenausgang für das monophone Ausgangssignal. Ein schönes Feature ist die Möglichkeit, den Micromac-D an ein Eurorack Modularsystem anschliessen zu können- wenn man die Frontplatte abschraubt findet man den entsprechenden Anschluss für den 16-poligen Stecker nach Doepfer-Standard.

Der Klang ist ohne Frage das bestechendste Argument für den Micromac-D. Er klingt satt und rund, verspielt und abgedreht, lässt sich intuitiv bedienen, bietet aber auch genügend flexible Routingmöglichkeiten, um sich stundenlang im Soundformen und Experimentieren zu verlieren. Der Micromac bringt sozusagen das Beste aus beiden Welten mit und ist damit der ideale Synthesizer für diejenigen, die klassische Vintage-Synth-Sounds á la Moog haben wollen, darüber hinaus aber mehr Möglichkeiten wollen als das in sich geschlossene Konzept eines herkömmlichen Kompaktsynthesizers bieten könnte. Der Preis ist sicher nicht von Pappe, dafür bekommt man aber auch ein hocheffizienten Synthesizer, der auf kleinstem Raum eine Menge Möglichkeiten bietet, außerdem ist die Verarbeitungsqualität über jeden Zweifel erhaben – speziell zu diesem Thema möchte ich die Lektüre des Artikels „Boutique Elektro“  in KEYBOARDS 02/03.2015 empfehlen.

Mich hat der Micromac-D voll und ganz überzeugt.

Micromac-D Synthesizer

Hersteller/Vertrieb MacBeth Synthesizers/ALEX4 Distribution

UvP/Straßenpreis 1.679,83 Euro / ca. 1.999,– Euro ä www.macbethstudiosystems.com

+++ Bestechend guter Klang

++ Umfangreiche Routingmöglichkeiten

++ 24 dB/ Oktave Moog-Lowpass-Filter

– Reduzierte Hüllkurven

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