Lötsinn – Heiß auf Zinn!

Erica Synths Wogglebug DIY-Kit

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In der ersten Folge unserer neuen Serie “Lötsinn” widmen wir uns einem DIY-Klassiker aus der Lettischen Eurorack-Modul-Schmiede Erica Systems.

woggle_-full_webDas nach einem vergrößerten Käfer aus den OZ-Erzählung von L. Frank Baum benannte Wogglebug ist insofern ein interessantes Modul, da es laut seinem Designer Grant Richter auf Kommando eben genau das machen soll, was man intentional normalerweise „nicht“ will: zufällige Sounds, Modulationen und aleatorische CV-Signale erzeugen.

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platine-woggleb

Der Ur-Wogglebug basiert auf der Weiterentwicklung der gesteppten und fluktuierenden Zufallsspannungs-Generatoren, die erstmals in Don Buchlas Modul 265 “Source of Uncertainty” zum Einsatz kamen. Nach Versionen für das 300er-System portierte man das Design mit einigen Modifikationen in ein Eurorack-kompatibles Format auf Basis von zwei VCO.

widerstand-kennzeichnung

Was ist drin?

Das Kit von Erica Synths kommt in Form einer kleinen gut vorsortierten Bauteilbombe, mit allem was man für die Fertigstellung so braucht. Mit allem? Beim obligatorischen Durchsehen und Durchmessen der mitgelieferten Elemente, fällt unmittelbar eine kleine Unstimmigkeit auf: statt der drei 33K Widerstände finden sich ebenso viele 3,3K Widerstände. Da sich allerdings vom Benötigten noch ein paar Exemplare im eigenen Sortierkästchen-Fundus auffinden lassen, ist dieser klassische Vertuer kein größeres Problem – kommt in den besten Familien vor! 🙂

SMD-Wogglebug

Start

Als erstes wollen 10 SMD-Koppelkondensatoren auf der Platinenrückseite zwischen die später zu ergänzenden Potis und Buchsen gelötet werden. Wer diese Bauteikategorie das erste Mal aus der Verpackung schält, bekommt allerdings den Eindruck, dass SMD gar nicht für „Surface Mounted Device“, sondern für „So Mini Dinger“ stehen muss. Auch versierte Feinmotoriker dürfen beim Handling dieser 2 x Stecknadelkopf großen Winzlinge ohne Ehrverlust zur Pinzette greifen. Für die stressfreie Montage (keine Sorge: ganz gerade müssen sie nicht werden…) bietet es sich an, immer vorher ein Lötpad mit einem Tropfen Zinn zu versehen, um im Anschluss darin schon mal eine Seite des Mini-Kondensators mit der heißen Lötspitze zu versenken. Wenn diese erst mal fest ist, ist der Rest eigentlich ein Kinderspiel. Beim Thema Lötzinn würde ich abgesehen vom minimalistischen Start für das Wogglebug-Projekt, auch aufgrund der ansonsten recht übersichtlich dimensionierten Pads insgesamt zu einem etwas dünneren Draht raten.

Widerstand

In medias res

Die Bestückung der Platine hält keine großen Überraschungen bereit, so dass man bei diesem Projekt nahezu stressfrei und zügig zum Ziel kommt. Wie üblich sollte man aus praktischen Gründen mit den niedrigsten Bauteilen (Widerstände & Dioden zuerst…) beginnen und sich dann langsam zu den Kondensator- und IC-Sockel-Stockwerken vorarbeiten. Den Abschluss auf der Oberseite machen zwei Vactrol-Einheiten (Kombinationen aus einer Lichtquelle/LED und einem lichtempfindlichen Wiederstand). Sowohl beim „fünfbeinigen“ und vor allem beim „vierbeinigen“ sollte man exakt auf die richtige Polung achten (+ an +).

Platine-teilbestueckt

Bitte wenden!

Die dem Control-Panel zugewandte Rückseite muss anschließend noch mit den insgesamt 8 saugend in die Platine rutschenden Potis bestückt werden. Da die genaue Verteilung der jeweils drei 1 MΩ und 100 kΩ Potis nicht aus dem Silkscreen hervorgeht, sollte man in diesem Fall den via Website mitgelieferten Schaltplan zu rate ziehen. Glücklicherweise lassen sich die sechs richtigen Positionen und Zuordnungen auch ohne Elektrotechnik-Studium einsteigerfreundlich aus dem Schema herauslesen. Vor der Montage ist es außerdem ratsam, die kleinen Nasen auf der Frontseite der Potis abkneifen, um ein glattes Anliegen an der Rückseite des Frontpanels zu gewährleisten.

Damit später auch alle Buchsen exakt durch die vorgebohrten Löcher passen, bietet es sich zudem an, diese vor dem Festlöten schon einmal locker in das Panel zu schrauben. So verkantet später nichts, falls man den Wogglebug für Korrekturen, Modifikationen oder zur Fehlersuche noch einmal auseinandernehmen möchte. Beim Verlöten der Poti-Kontakte bitte darauf achten, keine bereits installierten Bauteile (abstehende Kondensatoren, etc.) mit dem heißen Lötkolben zu beschädigen.

Potis-wogglebug

Zu guter Letzt müssen dann nur noch die enthaltenen ICs in die korrekten Sockel gepflanzt werden, wobei die Sockelaussparung dem Silkscreen folgend immer mit der Markierung (Aussparung oder Punkt) des jeweiligen IC zwingend in Deckung gebracht werden sollte.

woggle-schraub

Noch eine Info: Entgegen der im Assembly Guide von Erica Synths erwähnten falschen Widerstandswerte auf dem Silkscreen der PCB-Version 2, wurden die Druckfehler mit der nun in Auslieferung befindlichen V3 des Boards bereits vollständig behoben.

Woggle-ready

Das Ergebnis

Kaum ins Rack geschraubt und ein bisschen an den Reglern geschraubt, legt der kleine Standalone-Käfer auch schon mächtig los. Neben seinen drei Audio-Ausgängen (Woggle Tone, Ringmodulator & Tone) hält der Wogglebug auch drei Steuerspannungsquellen (Woggle CV Out, Smooth CV Out & Stepped CV Out) bereit. Darüber hinaus ist der synchronisierbare Wogglebug auch als Clock-Geber einsetzbar.

Der Erica Synths Wogglebug ist ein exquisites Tool für Menschen mit der Bereitschaft etwas mehr Verantwortung an die interne Modulschaltung abzugeben. Einmal mit Strom versorgt, beginnt der Käfer sein eigenwilliges Eigenleben, auf welches man dann mit Hilfe von sechs Reglern angenehm begrenzt Einfluss nehmen kann.

Aufgrund seines übersichtlichen Ein-Platinen-Designs ist der Wogglebug zudem auch für Einsteiger ein gut zu bewältigendes Start-Projekt, das vom ersten Lötpunkt an mächtig Spaß macht.


KEYBOARDS_2-2016KEYBOARDS 02/03 2016 – Modulare Welten

Die Zukunft ist patchbar! In der neuen KEYBOARDS-Ausgabe dreht sich diesmal alles um das Thema Modular Synthesizer. Dazu gibt es mit dem beiliegenden Modular Synthesizer Guide zusätzlich noch ein 16-seitiges Extra mit Infos zu den gängigen Systemen und einer umfassenden Herstellerübersicht.
Neben einem umfassenden Bericht zur neuen Messe Superbooth16, welche dieses Jahr zum ersten Mal ihre Tore in Berlin öffnete, geben wir euch in unserem Modular Synthesizer Special von KEYBOARDS einen tiefen Einblick in die aktuelle Modular-Szene. Unter Anderem stellen wir das junge und innovative Unternehmen Bastl Instruments aus Tschechien vor und werfen einen intensiven Blick auf die Wiederauflage des legendären Moog System 15. Zudem lassen wir den Synthesizer-Pionier Morton Subotnick sowie den aus Chicago stammenden Modular-Gothic-Künstler Surachai zu Wort kommen.
Mit einem Besuch bei Volker Müller im Studio für Elektronische Musik Köln tauchen wir ab in die Frühzeit der Modularen Synthese und in die Arbeitsweisen von Avantgardisten wie Karlheinz Stockhausen. Außerdem trafen wir uns mit dem Grandseigneur der Elektronischen Musik Jean-Michel Jarre um über Modular-Synthese, Live-Equipment und seine Kollaboration mit Edward Snowden zu sprechen.
In unserer Serie Vintage Park widmen wir uns diesmal dem aus Hawai stammenden Modular-Exoten Paia 4700. Mit Reaktor 6 Blocks von Native Instruments befassen wir uns in der aktuellen Ausgabe unsres Magazins auch mit der Software-Seite der Modular-Synthese und den neuen damit verbundenen Möglichkeiten. Außerdem gedenken auch wir dem unvergessenen Prince Rogers Nelson mit einer exklusiven Transkription seines Klassikers Purple Rain.

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