Wenn Kleine groß mitmischen ...

Live- und Sub-Mixer: Mackie 802VLZ4 im Test

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Mackies VLZ-Mixer-Reihe geht bereits in Runde Nummer 4! Mit dem 802VLZ4 schauen wir uns einen besonders kompakten und für Keyboarder nicht uninteressanten Vertreter dieser Serie genauer an.

(Bild: Dieter Stork)

VLZ ist nicht nur eine dreistellige Buchstabenfolge, beim Hersteller Mackie ist dies seit nunmehr 25 Jahren ein festes Versprechen! Das Unternehmen mit dem Running-Man-Logo arbeitet konsequent an der stetigen Optimierung der hauseigenen Live-Mixer-Serie, die sich neben der sprichwörtlichen „Build like a tank“-Attitüde auch qualitativ vom Bewerberfeld abheben möchte. Als würdiger Vertreter der neuen VLZ4- Reihe begrüßen wir heute den extra-kompakten 802VLZ4 in unserem Testparcours, in dem es – wie kann es anders sein – um nichts Geringeres als das Bestehen im täglichen Livegeschäft gehen soll.

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Neuigkeiten 

Während die Vorgängermodelle noch mit markant kastigen Konturen auch optisch auf das Panzer-Image pochten, beschert uns die aktuelle VLZ4-Serie ein deutlich windkanaltauglicheres und willkommenes Facelift. Neben der neuen schwarzen Pulverbeschichtung des robusten Stahlchassis präsentiert sich auch die frisch gestaltete Farbgebung der Potis deutlich gesättigter und kontrastreicher. In puncto Optik bedient sich Mackie bei seiner neusten Live-Mischer-Generation merklich aus dem Designfundus der hauseigenen Recording-Pulte. Im Austausch der mittlerweile in die Jahre gekommenen XDR2-Preamps setzt Mackie nun auch bei den VLZs auf die Onyx-Mikrofon-Vorverstärker der gleichnamigen Studiomixer-Serie. Damit nicht genug spendiert das „rennende Männlein“ der VLZ4-Serie im gleichen Zug obendrein auch noch komplett neue OP-Amps des Typs M80, was in der Praxis zu einem noch besseren Nebengeräuschverhalten und einem optimierten Channel-Crosstalk führen soll.

In & Out

Neben den Üblichen und beim 802VLZ4 auf zwei bis vier Mono- und zwei bis drei Stereokanäle verteilten Verdächtigen aus dem Basis-Feature-Katalog sei an dieser Stelle vor allen Dingen auf das Vorhandensein von einem zusätzlichen Alt- sowie einem Control-Room-Ausgangspaar im Klinkenbuchsenformat hingewiesen. Auf den Alt-Out 3/4 lassen sich die Signale spannenderweise per Mute-Schalter im Kanal routen. Meiner Meinung nach eine wirklich praktische Alternative zur Solo-Schalte und deutlich besser als ein Signal einfach nur auf die stille Treppe zu schicken. Eine ebenfalls willkommene Neuerung stellt die rückseitige Mini-XLR-„Male“-Buchse (nein, hier werden keine super-hippen Minimikrofone angeschlossen …) dar, an der das mitgelieferte externe Netzteil (18,5 Volt) angeschlossen wird. Durch die einrastende Selbstsicherung fliegt hier im Ernstfall eher das ganze Pult vom Tisch, als dass beim Stolpern übers Kabel mitten im Konzert der Stecker versehentlich rausrutscht.

Die beiden ersten Kanäle verfügen neben einer klassischen Insert-Möglichkeit mittels optionalem Y-Kabel (zum Einschleifen externer Effektgeräte) auch über einen praktischen Hi-Z-Switch zum Anschluss hochohmiger Signalquellen. Bei Bedarf kann man hier neben seinem Hohner Pianet T also auch mal den Gitarrenkollegen direkt ins Pult stöpseln. Sämtliche relevanten XLR- und Klinken-Ein- und -Ausgänge sind überdies selbstverständlich symmetrisch ausgeführt.

Gegen Tritt- und Körperschall auf knarzendem Bühnenparkett lässt sich für die ersten vier Kanäle außerdem ein Low-Cut bei 100 Hz ansetzen (bei den Kanälen 3 und 4 designbedingt nur kombiniert).

Karma und Vorherbestimmung 

Klar lässt sich mit dem 802VLZ4 und einer reduzierten Combo, ergänzt um zwei PA-Aktivboxen, auch ein kleines Set im Club bestreiten – das eigentliche Spezialgebiet des Pults dürfte allerdings die Verwendung als Sub-Mixer sein. Für diesen Zweck verfügt der Mischer am Ausgang explizit über eine bei Bedarf schaltbare Pegelabsenkung. Mit dieser Funktion lässt sich der symmetrische Main-Out komplett auf Mikrofon-Level runterschrauben, was die Einspeisung der Signale in zwei Eingangskanäle eines anderen Mixers erlaubt. Wem es also darum geht, zwei, drei Synths und eigene Effektgeräte (via AUX oder Insert) samt privatem Monitoring vom Bühnenplatz aus vorzumischen, wird man im 802VLZ4 einen verlässlichen, funktionellen und vor allem Rucksack-kompatiblen Freund finden.

Die Aux-Abzweige arbeiten global entweder im Pre-Fader-Modus zum Beschicken von Bühnenmonitoren oder im klassischen Effekt-Modus nach dem Fader und Mute-Button. Ein Stereo-Return-Eingang, welcher mit entsprechendem Level-Fader ein effektiertes Signal wieder in Empfang nimmt, ist im Minipult ebenfalls integriert.

(Bild: ©Earl Harper / Harper Studios Inc. 5531 Airport Way South. Studio C Seattle)

In Sachen Handling entpuppt sich der kleine Mitmischer Mackie-typisch komfortabel bedienbar und in der technischen Umsetzung durchweg hochwertig. Sollte Meckern auf hohem Niveau erlaubt sein, hätte ich mir in den Kanalzügen ein wenig mehr Platz zwischen den einzelnen Potis (AUX bis PAN) gewünscht. Hier sind kleinere Finger klar im Vorteil.

Schön gelöst finde ich auch die sogenannte „Control Room Source Matrix“ direkt neben dem 12-perligen Level-Meter. Hier lassen sich Main-Mix, das via Mute abgegriffene Alt-3/4-Signal oder der Tape Eingang (Cinch) auf den Control-Room-Out und die Kopfhörer schicken. Noch interessanter wird das Ganze durch den nachgeschalteten „Assign To Main Mix“-Knopf, durch dessen Betätigung quasi ein Subgruppensignal (Alt 3/4) oder ein anliegendes Tape-Signal („Tape“ nannte man diese Bänder, die man mit dem Bleistift wieder aufwickeln konnte … heute MP3 😉 schnell mal auf die Summe eingespielt werden kann – der CR/Submix-Regler wird so im Handumdrehen zum Gruppen-Fader.

Sound?

Erfahrungsgemäß spielen Mackie-Pulte ja seit jeher im qualitativ gehobenen Bereich und verdanken auch ihren Erfolg eben dieser konstanten Qualitätsausrichtung und nicht der ständigen Neuerfindung des Rads. Wer aufgrund des beworbenen, nochmals optimierten Nebengeräuschverhaltens der VLZ4-Serie ein Upgrade in Erwägung zieht, wird sicherlich nicht enttäuscht, sollte aber im Direktvergleich zum Vorgänger auch keine zu Begeisterungsstürmen führenden Quantensprünge erwarten. Die verwendeten Preamps der Onyx-Modellreihe erfüllen zumindest die klanglichen Erwartungen auf ganzer Linie und bieten mit einer Verstärkerleistung von maximal 60 dB Pegelhub einen ansehnlichen sowie praxisgerechten Headroom.

Auch die dreibandigen EQ-Einheiten arbeiten sauber und musikalisch. Sicher, durchstimmbare Mitten wären hier natürlich auch nicht schlecht gewesen, mit Hinblick auf Portabilität und Einsatzgebiet ist dieses Opfer meiner Meinung nach aber zu verschmerzen.

Es wirkt sich zwar nicht wirklich auf den Klang aus, dennoch möchte ich noch erwähnen, dass die global schaltbare Phantomspeisung ohne jegliche Knack- oder Knistergeräusche bei Schalterbetätigung den Betrieb aufnimmt. Dieser Sinn fürs schaltungstechnische Detail ist bei vielen Mischern und deren Herstellern leider immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Fazit

Mackies VLZ4 Linie bietet aktuell vom Vierkanaler bis zum 32-kanaligen Flaggschiff eine breite achtköpfige Palette für alle Gelegenheiten und Anwendungen. Funktionell und qualitativ bleibt sich der Hersteller aus Woodinville bei der Umsetzung des hier vorgestellten 802VLZ4 treu. Wer sich auf der Suche nach einem verlässlichen und robusten Submixer befindet, bei dem man auch klanglich keine Kompromisse eingehen muss, findet im 802VLZ4 einen kompakten Live-Mischer zu einem äußerst fairen Kurs.


Hersteller/Vertrieb: Loud Technologies / Comline

Internet: www.mackie.com / www.comline-audio.de

UvP/Straßenpreis: € 272,— / ca. € 230,—

+ Qualität & Sound

+ Preis/Leistungs-Verhältnis

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