Der Hosentaschen-Tipp

Korg KAOSSILATOR 2/Mini KAOSSPAD 2 – Dynamic-Effect-Prozessoren

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Kaossilator 2 und Kaoss-Pad 2

Die zweite Generation der kleinen Effekt- und Synthloop-Wunder aus dem Hause Korg präsentiert sich in wahrlich handgerechtem Format und wurde funktional stark erweitert.

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Kompakt und vielseitig, wie sie sind, begeisterte bereits die erste Generation der Touchpad-Winzlinge nicht nur die angepeilte Zielgruppe der DJs; mindestens einer der beiden KAOSS-Kästchen ist heute in fast jedem Live-Electronic-Setup zu finden und sorgt für mächtig “Kaoss” im Effektbereich. Wir testen, ob Korg hier den nächsten großen Wurf gelandet hat.

Korg spendierte ihnen ein deutliches Facelift und stattet beide mit internem Mikrofon, SD-Card-Speicher und Recorder/Fileplayer-Funktionen aus. Im Vergleich zu den Vorgängern sind Ausmaße des Touchpads von 65 x 50 mm auf 53 x 43 mm geschrumpft. Für Wurstfinger oder Pranken wie die meinen ist das nicht gerade optimal; hat man sich aber einmal daran gewöhnt, gelingen auch kleine Parameter-Änderungen durch „Abrollen“ der Fingerkuppe präzise.

Die handschmeichelnd geformten Rückseite der Geräte gibt dank kleiner Gummifüße standfesten Halt auf allen planen Oberflächen. Leider hat sich eines dieser Füßchen bereits nach kürzester Zeit auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. So aus dem Balance geraten, geriet die Bedienung zu einer wackelig klappernden Angelegenheit, die umgehend mit zwei Ersatzfüßen behoben werden musste.

Unter der Rückabdeckung, die sich mit einem Griff lösen lässt, finden sich nunmehr nur noch ein Paar Batterien sowie der MicroSD-Card-Slot. Hier passen 512 MB bis 2 GB große MicroSD-Cards und MicroSDHC-Cards mit bis zu 16 GB hinein. Dank dieser Speichermöglichkeit lassen sich Performances am Ausgang der Geräte mitschneiden und abspielen, oder die mit dem Kaossilator aufgenommenen Loops speichern und laden.


Aus „quadratisch, praktisch, gut“ wird „besser, schlank und handheld“.

Ganz trendgemäß hat Korg die KAOSS-Twins in schmalen Gehäusen untergebracht, die in etwa die Größe aktueller Smartphones haben. Dank ergonomischer Formgebung lassen sich die dynamischen Effekte gut performen …


Zudem verrät ein Eintrag im Utility-Menü, das auch Software-Updates und damit in Zukunft vielleicht sogar zusätzliche Funktionen möglich sind.

Ich hätte da auch gleich einen Wunsch anzumelden: Zurzeit „vergessen“ die neuen KAOSS-Twins beim Ausschalten noch alle Einstellungen, wie etwa Loop-Länge, Scale, Tonart oder zuletzt geladenes Preset. Eine Option, die den aktuellen Zustand beim Einschalten wieder herstellt, wäre eine echte Bereicherung.

Damit es gleich losgehen kann, liegt den Geräten ein Satz Batterien bei, ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang. Die Energieversorgung über zwei Mignon-Alkaline-Batterien langt für knapp vier Stunden Spielzeit, die sich durch zu- schaltbare Stromspar-Optionen (Display schaltet nach ca. 5 Minuten ab und die Ausgangslaut- stärke wird begrenzt) auf ca. 5 Stunden ausdehnen lässt. Allerdings verweigern alle SD-Card-Funktionen bereits ihren Dienst, wenn die Batterieleistung auf ca. 1/4 gesunken ist. Da hilft auch die Auto-Power-Off-Funktion nicht, um die Batterie zu schonen: Diese schaltet das Gerät erst nach vier Stunden ab. Ein Netzteil ist also durchaus anzuraten.

Schalten und Walten

Der Drehgeber zur Parameter-Steuerung und das Lautstärke-Poti sind Tastern und einem Value-Slider zur Preset-Auswahl und Parameter- Änderung gewichen. Das funktioniert nicht nur verschleißfrei, sondern eignet sich hervorragend sowohl für die Tap-Eingabe des Tempos und die schrittweise Veränderung von Parametern als auch zum schnellen Browsen durch die Parameter. Dank des kleinen, aber recht hoch auflösen- den und sehr hellen OLED-Displays ist die Bedienung der deutlich gewachsenen Funktionsvielfalt kein Problem.

Schließlich hat man beiden Geräten noch ein internes Mikrofon und einen winzigen Lautsprecher spendiert. Von beiden sollte man allerdings nicht zu viel erwarten: Die Wiedergabe beschränkt sich naturgemäß auf die mittleren bis hohen Frequenzbereiche. Das Mikro klingt durchaus akzeptabel, ist aber bei knappem Sprechabstand recht empfindlich für Windgeräusche. Spricht oder singt man nicht direkt ins Mikro, sondern deutlich über die Kante des Gerätes hinweg, bekommt man die Ploppgefahr aber gut in den Griff. Alternativ kann man externe Signale natürlich auch über die Miniklinken- Eingangsbuchse zuführen, die zudem ein Mikrofon mit Plugin-Power versorgen kann.

Der neue Kaossilator

Der Kaossilator 2 (KO 2) besitzt mit nunmehr 150 Presets deutlich mehr Sounds. Hier finden sich Aktuelles für diverse zeitgenössische Elektronik-Spielarten sowie typische Rhythm-Loops. Ähnlichkeiten zum Soundset des Vorgängers sind zwar vorhanden, allerdings unterscheiden sich selbst gleichartige Klänge wie der Sync-Lead Sound L.05 des Kaossilator 1 und das erste Preset des neuen Gerätes – „Wide Dist Lead“ – sowohl von den Effekten her als auch in anderen subtilen Klangdetails. Das mag unter anderem daran liegen, dass beim neuen KO 2 statt der bisher verwendeten PCM-Sounds nun Physical-Modelling zum Einsatz kommt. Die neue Variante klingt im Vergleich zu den PCM-Sounds aggressiver, lässt allerdings auch einzelne Steps in der Sinus-LFO Modulation erkennen.

Die Loop-Funktion, eines der Highlights des Kaossilators, ist nun gleich doppelt vorhanden. Die beiden dafür vorgesehenen Gummitaster leuchten bei Aufnahme rot, bei Wiedergabe grün und blinken im Viertel-Takt des eingestellten BPM-Wertes, wenn ein Loop geladen oder eingespielt wurde. Zwar kann man nun das letzte aufgenommene Layer nicht mehr aus den Loops löschen, aber die Möglichkeit, Abwechslung und Breaks durch Muten eines der beiden Loops zu erzeugen, entschädigt dafür allemal. Zudem lassen sich sowohl Loops als auch längere Files und Master-Recordings per Card-Reader zwischen Rechner, KO 2 und MiniKP 2 übertragen und dort weiterverarbeiten.

Wohl auch um das MiniKP 2 funktionell vom KO 2 abzusetzen, ist die Audiofile-Wiedergabe beim KO 2 auf WAV-Files im Format 44,1/48 kHz bei 16 Bit beschränkt. Wird ein Soundfile wiedergegeben, ist man an das gerade aktive Preset gebunden. Betätigt man den SND-Button, um den Sound zu wechseln, stoppt unverständlicher- weise die Wiedergabe. Hier sollte Korg in jedem Fall nachbessern.

Mini Kaosspad 2

Das MiniKP 2 hat zwar keine Loop-Funktion, ist aber mit einem Fileplayer ausgestattet, der neben 44,1/48kHz-16-Bit-WAV-Files auch MP3s mit 128, 192, 256, oder 320 kbps abspielt und sich durch Preset-Wechsel nicht aus der Ruhe bringen lässt. Der Player ist mit dem MP3-Taster direkt zu erreichen. Die Audiofiles lassen sich im Bereich von ±30 % in der Abspielgeschwindigkeit variieren.

Die Anzahl der Presets hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht verändert, viele der Effekte, wie etwa die Hallprogramme, wurden aber klanglich deutlich aufgewertet. Statt der bisher 10 Looper-Varianten gibt es nun 20, von denen einige von den großen Brüdern KAOSSPad 2 und 3, stammen. Ebenfalls bemerkenswert und hervorragend einsetzbar sind die fünf Vocoder-Varianten, die in dieser Form ganz neu in der Welt des KAOSS sind.

Ein praktisches Feature ist die Möglichkeit, drei Lieblings-Presets für den Schnellzugriff zu speichern. Betätigt man den Mikrofon-Taster, schaltet das MiniKP 2 vom externen Eingangssignal aufs Mikro um, was mit deutlich vernehmbaren Knacken einhergeht. Beim KO 2 hingegen funktioniert dies ohne Artefakte.

Handling und Sound

Wie nicht anders zu erwarten, ist der Spielspaß mindestens genauso ausgeprägt wie bei allen anderen Mitgliedern der KAOSS-Familie, wenn nicht sogar noch ein bisschen ausgelassener. Die Geräte liegen ungemein gut in der Hand und verführen geradezu zum Mikrofon-Einsatz für spontanes Beatboxing oder das Erzeugen diverser Klänge, die sich nicht im Preset-Vorrat finden. Dabei gibt das auch bei Tageslicht gut abzulesende Display jederzeit Auskunft über Eingangs-Pegel, aktives Preset, Batterie-Level und BPM-Wert.

Die Presets sind durchweg hochwertig und vielseitig einsetzbar, wenngleich man sich zuweilen wünscht, zusätzliche Hallfahnen und Delays abschalten zu können. Der Gesamtsound ist dank der 24-Bit/48-kHz-Wandler fett und durchsetzungsfähig.

Ich habe die beiden nicht von ungefähr als KAOSS-Twins vorgestellt, denn in Kombination sind sie erst recht unschlagbar. Da wäre allein die Frage, wie man die Geräte am besten miteinander verschaltet. Beide Varianten machen durchaus Sinn: Hängt das MiniKP 2 vor dem KO 2, lassen sich mit Effekten versehene, externe Sounds zu den Loops aufnehmen. Dreht man die Anschlussreihenfolge um, werden die Sounds und Loops des KO 2 mittels der MiniKP 2 in andere klangliche Sphären teleportiert.

Mit dem Kaossilator 2 und dem Mini Kaoss- pad 2 schreibt KORG den Erfolg der Mini-KAOSS-Serie weiter. Viele der Sounds und Effekte wurden klanglich deutlich aufgewertet und im Falle des Kaossilator 2 um eine beachtliche Anzahl aufgestockt. Handling und Einsatzmöglichkeiten profitieren stark von den neuen Features wie z. B. dem SD-Card-Slot, der neben Recording und File-Tausch in Zukunft hoffentlich auch zum Speichern aller Einstellungen sowie zum Update des Betriebssystems genutzt werden kann.

+ Funktionsumfang

+ Soundauswahl

+ Handling

– Einstellungen nicht speicherbar

– File-Wiedergabe wird beim Preset- Umschalten abgebrochen (Kaossilator 2)

Hersteller / Vertrieb: Korg Inc. / Korg & More

UvP / Straßenpreise: je 190,– Euro / ca. 160,– Euro

Internet: www.korg.de

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