Neuentwicklung

Im Test: Yamaha P-125 – Einsteiger-Digitalpiano mit Premium-Sound

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Yamaha P-125 (Bild: Dieter Stork)

Digitalpianos erfreuen sich einer immer stärkeren Beliebtheit: Zum einen klingen die Instrumente immer realistischer, zum anderen wird auch die Tastatur immer »griffiger«. Transportabilität, Flexibilität und last but not least der geldbeutelschonende Preis bringen Kunden dazu, in die Klaviermusik einzusteigen. Die großen japanischen Hersteller müssen sich dabei einer stets wachsenden Konkurrenz vornehmlich aus China und Korea erwehren, die mit ihren Produkten unter verschiedenen Labels oder Brands zu Discountpreisen auf den Markt drängen.

Auf diese Entwicklung hat Yamaha reagiert und mit dem neuen Digital-Piano P-125 den Nachfolger des P-120 präsentiert. Und hier zeigt Yamaha: Wir können auch richtig preisgünstig: Für knapp 550 Euro wird der Neuling angeboten. Das P-125 reiht so als mittleres Modell zwischen dem großen P-255 und dem kleinen P-45 ein.

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Eine 88er-, GHS-gewichtete Hammertastatur und zwei eingebaute Lautsprecher mit nach oben und unten strahlenden Öffnungen lassen das Instrument nicht mehr als 11,8 kg wiegen. Somit ist das Piano als Leichtgewicht erstaunlich transportfreundlich. Das P-125 ist in erster Linie ein Homepiano mit guten Transportoptionen, für professionelle Auftritte fehlen vor allem Speichermöglichkeiten von Sounds und Spielsituationen, was angesichts des Preises erklärlich ist. Mit einem Untergestell und ggf. einem Pedalbord ergänzt sieht es wahlweise in Schwarz oder Weiß auch schmuck im Wohnzimmer aus.

Zwei Li/Re-Aux-Buchsen stehen bereit, um zwei Klinkenkabel an eine Lautsprecheranlage anzuschließen − das ist nicht unbedingt selbstverständlich in dieser Preisklasse. Zwei Kopfhörerbuchsen ermöglichen die pädagogische Option des Zweierunterrichts oder fördern diskrete Tete-A-Tete-Konzerte für zweisame (Musik-)Liebhabereien. Die Lautsprecher können trotz eingesteckten Kopfhörern wahlweise auch auf klingend gestellt werden − das kann durchaus Vorteile mit sich bringen: Ein Lehrer könnte sich im Kopfhörer basierten Partner-Unterricht schnell via Lautsprecher einklinken, oder ein Kopfhörerausgang könnte als Monitorweg bei gleichzeitig eingeschalteten Lautsprechern genutzt werden.

Eine USB-Buchse sorgt für die Verbindung zum Rechner oder Tablet. Die Sustain-Buchse nimmt sich des mitgelieferten Haltepedals an, der als einfacher Schalter geliefert wird − hier lohnt sich der Kauf eines FC3A-Pedals aus dem Zubehör-Fundus, vor allem dann, wenn man die Halbpedal-Option nutzen möchte. Das mitgelieferte externe Netzteil versorgt das P-125 mit Strom, und ein einsteckbarer Notenhalter wurde auch nicht vergessen.

Yamaha P-125(Bild: Dieter Stork)

Die Bedienoberfäche fällt ein wenig sparsam aus. Neben dem Einschalt-Button und dem Mastervolumen-Regler gibt es Schalter für Demo/Song, Metronom und Rhythmusauswahl der Drums, dann folgen zwei »−/L«- und »+/R«-Schalter, und für den Zweispurrecorder gibt es die beiden Song-Taster: Aufnahme und Abspielen. Des Weiteren ermöglichen sechs Instrumenten-Buttons den Zugriff auf die 24 Sounds. Die jeweils drei Klangvarianten der sechs Hauptsounds werden durch mehrmaliges Betätigen der jeweiligen Instrumente-Kategorie aufgerufen, die Varianten werden durch das Aufleuchten einer LED entlarvt, das war’s.

Natürlich steckt noch mehr unter der Haube: Die »Verriegelung« zum Öffnen der Motorhaube bzw. zu den Functions löst man durch gleichzeitiges Betätigen des Metronom- und des Rhythm-Buttons. In Ermangelung eines Displays übernehmen die Spieltasten die Funktionsauswahl und die Werteeingabe. Hilfreich ist, dass zahlreiche Funktionen auf dem Gehäuse über den betreffenden Tasten aufgedruckt sind − des Weiteren helfen vier Seiten mit Tabellen und Schaubildern im Anhang des deutschsprachigen Handbuches.

Der pädagogisch attraktive Duo-Modus für zwei Spieler, die auf je einer Tastenhälfte spielen, legt den festen Splitpunkt e3 und den nicht änderbaren Klavierklang fest − für den Klavierunterricht ist das auch logisch. Clever: Die Klänge werden auf beide Lautsprecher so verteilt, dass der Spieler der linken Tastenhälfte sich auf dem linken Lautsprecher hört, während sein Partner von rechts beschallt wird. Die Parameter Oktav-Shift und Lautstärkenbalance sorgen für die Anpassung an die eigenen Vorlieben.

Gut durchdacht ist m. E. der Gebrauch der Haltepedal-Funktion, wenn man die Pedaleinheit LP-1B/WH besitzt: Das linke Pedal (leise) gibt dem linken Spieler die Möglichkeit, seinen Part zu beeinflussen, das rechte Pedal ist für den rechten Spieler und das mittlere Pedal (Sostenuto) steuert die Dämpfung für beide Parts gemeinsam.

Der Bass-Instrumenten-Button schaltet listigerweise den Split-Modus ein. Für die untere Tastenhälfte lässt sich auch ein anderer Sound außer Bass einstellen − der Split-Punkt ist flexibel, die Oktavlage für L/R lässt sich um ±1 Oktave verschieben bei veränderbarer Lautstärkenbalance zwischen den Parts. Gleiches gilt auch für die Dual(Layer)-Konstellation, die durch gleichzeitiges Drücken zweier Instrument-Buttons aufgerufen wird. Split oder Dual lautet die Wahl, beides zusammen geht nicht.

Beim P-125 gibt es eine Reihe raffinierter und nützlicher Details, die man bei einem so preisgünstigen Modell kaum erwarten würde. Weil es so viele kleine Features sind, können wir diese hier nur »im Galopp« kurz vorstellen − es handelt sich dabei meist um psychoakustische Verbesserungen.

IAC: Die intelligente Acoustic Control sorgt bei niedrigen Lautstärken dafür, dass hohe und tiefe Frequenzen deutlicher über die Lautsprecher zu hören sind.

Der Tisch-EQ (Equalizer) sorgt beim Spielen des P-125 auf einer geschlossenen Unterlage (wie einem Tisch) dafür, dass die verschluckten Frequenzen der nach unten strahlenden Lautsprecher simuliert werden.

Nach Aktivieren des Soundboost werden die sehr leisen Noten in der Lautstärke angehoben, es handelt sich um eine Art Kompressor. Ein Stereophonie-Optimizer sorgt für ein dezentes räumliches Gefühl unter dem Kopfhörer, indem er den Klavierklang etwas entfernt wahrnehmen lässt − bei einem akustischen Klavier klebt man ja auch nicht mit dem Ohren am oder gar im Gehäuse.

Yamaha P-125
Die Bedienung des P-125 fällt trotz fehlendem Display leicht. Für jeden wichtigen Bereich ist ein Button abgestellt, und in »versteckte« Bereiche kommt man durch gleichzeitiges Drücken von zwei Buttons. Funktionsauswahl oder Werteingabe übernimmt die Tastatur − über den betreffenden Tasten sind die entsprechenden Funktionen aufgedruckt. (Bild: Dieter Stork)

Dampfer Resonance (sympathische Resonanzen) stehen für das optional gelieferte FC3A oder die Pedaleinheit ebenso zur Verfügung wie die Halbpedal-Erkennung.

Last but not least ist die Anbindung an Apps, Software und Computer via der USB-To-Host-Buchse zu nennen. Das reicht vom Backup des User-MIDI-Songs über die Audioaufnahme des eigenen Spiels auf dem Computer bis zum Editieren und kreativen Erweitern mit der kostenlosen App Smart Pianist für iPad/iPhone (s. www.yamaha.com/kbdapps). Android-User bleiben leider außen vor − außerdem benötigt man einen speziellen USB-Adapter.

Die 24 Sounds sind in bester Yamaha-Manier ausgewogen und authentisch. Das Grand Piano klingt richtig gut und voll, aber bauartbedingt kommt es durch die eher nach unten strahlenden Lautsprecher ein wenig indirekt rüber − angesichts der Größe und des Gewichts des Instruments kann aber auch niemand ernsthaft erwarten, einen raumfüllenden Klang großer Lautsprechersysteme zu erhalten. Das Live Grand weist ein wenig mehr Biss (Attack) auf, während das Ballad Grand schön seidig-weich aus den Lautsprechern strömt. Mit dem Preset »Bright Piano« kommen »Brillanz-Freaks« auf ihre Kosten, also alles bestens.

Nur der Vollständigkeit halber: Eine Upright-Variante für Freunde des senkrechten Pianos fehlt, was mich persönlich jedoch nicht stört.

Die E-Piano-Abteilung bietet mit Rhodes-, DX-, Wurlitzer- und Synth-Piano verschiedene Vertreter der jeweiligen Genres an. Das Rhodes kommt in der etwas gedeckten Suitcase-Variante daher und weist aber trotzdem hörbare Glocken/Klangstab(Tine)- Anteile auf. Das Wurlitzer ist ein wenig höhenbetont, aber sonst sehr gut gelungen. Je zwei Jazz/Rock- und zwei klassische Orgelsounds sowie zwei Cembali, dazu ein Clavinet und ein Vibrafon, Strings, Chor und Bässe − die Butter-und-Brot-Fraktion ist wirklich gut aufgestellt. Über Kopfhörer oder nach Anschluss an externe Lautsprecher spürt man, wie viel klangliches Potenzial im P-125 steckt.

Die Tastatur lässt sich gut spielen, sie ist nicht träge oder schwammig, reagiert gut und ist nicht zu leichtgängig. Mit der Velocity-Einstellung »hard« lässt sich einiges an anschlagsdynamischen Klang-Schattierungen herausarbeiten. Des Weiteren stehen noch die Einstellungen Soft, Medium und Fixed zur Verfügung. Mit 192-facher Polyfonie sollte es nicht zu Engpässen bei der Tonversorgung kommen. Die beiden 7-Watt-Lautsprecher bringen bei voller Leistung eine ansprechende Lautstärke zustande, da zerrt nichts und alles klingt ausgewogen.

Mit 20 Begleitrhythmen bekommt man einen gut klingenden Übungspartner, die Drums-Styles decken von Rock, Shuffle, Jazz, Latin bis hin zum »Christmas Swing« viele musikalischen Bereiche ab. Die Sounds sind druckvoll, und es macht richtig Spaß »loszubrettern«.

Fazit: Das P-125 repräsentiert für mich einen Standard im günstigen Mittelklassebereich, an dem sich die Mitbewerber messen lassen müssen. Ob Anfänger, Musikschulen oder zukünftige Nutzer eines transportfreundlichen Zweitinstruments: Angesichts der gebotenen Klangqualität, des Gewichtes, des Preises sowie der Anbindung an Tablet und Computer erhält man erstaunlich viel Instrument für wenig Geld.


Hersteller/Vertrieb: Yamaha
UvP: P-125: 738,− Euro
Ständer L-125: 133,− Euro
Pedaleinheit LP-1: 80,− Euro

Internet: de.yamaha.com

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