Vierstimmiger Analogsynthesizer mit Stepsequenzer

Elektron Analog Keys im Test

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Analogsound zum Anfassen

Vor gut einem Jahr hat Elektron mit dem Analog Four die moderne und kompakte Kombination aus Synthesizer und On-Board-Sequenzer neu definiert. Jetzt ist die Tastaturversion unter dem Namen „Analog Keys“ in die Startlöcher gegangen — ein Upgrade oder ein völlig neues Instrument?

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem Analog Four ist Elektron zweifellos ein großer Wurf gelungen. Die Kombination aus mehrstimmigem Synthesizer und Pattern-basiertem Stepsequenzer wurde wahrscheinlich noch nie überzeugender realisiert als in dieser schicken mattschwarzen Alubox. Dementsprechend hat der ausführliche Test in KEYBOARDS 2.2013 nicht mit Lob gespart: Vor allem das schlüssige und praxisgerecht durchdachte Bedienkonzept wusste zu überzeugen, gleiches gilt für die Klangerzeugung mit ihrem äußerst vielseitigen, durchsetzungsfähigen und hoch präzisen Grundsound.

Jetzt bekommt Analog Four eine Keyboard-Version zur Seite gestellt – wird Elektrons Analoger damit auch für „echte“ Tastenkünstler interessant?

Alles Neu?

Wir wollen an dieser Stelle vor allem die Unterschiede zwischen Analog Keys und seinem Vorgänger bzw. kleinen Bruder beleuchten. Für weiterführende Infos zu Sound und Konzept des Gerätes empfehlen wir den ausführlichen Analog-Four-Test in KEYBOARDS 2.2013.

Neben der auffälligen Neugestaltung bietet der Analog Keys einige interne Neuerungen, die mittels OS-Update auch dem Analog Four zugute kommen. So wird die bisherige Datenstruktur um sogenannte „Projects“ erweitert. Ein Project benötigt etwa drei Sekunden Ladezeit und entspricht dem gesamten Speicherinhalt des bisherigen Geräts, d. h. einem kompletten Satz aus 128 Kits und Patterns mitsamt aller dort zugeordneten Sound- und Effekteinstellungen plus 128 weitere „Pool-Sounds“, die nicht mit Patterns verlinkt sind. Man findet 128 solcher Projects direkt in der Maschine. Die Verwaltung erfolgt mit entsprechend erweiterten Sound-, Kit- und Pattern-Browsern bzw. -Managern. Projects werden im Global-Menü ausgewählt. An der übersichtlichen Handhabung sämtlicher Komponenten hat sich nichts Entscheidendes verändert.

Die Klangerzeugung bietet zwei neue Details. Der Boost-Parameter für die Resonanz des ersten Filters erzeugt ein deutlich ausgeprägteres Resonanzverhalten und zusammen mit dem Drive-Parameter noch biestigere Sounds als zuvor – sehr schön. Der Filter-Boost wird nicht direkt im Filter-Menü, sondern im Sound-Manager aktiviert. Das ist nicht ganz elegant gelöst, erfordert jedoch nur einen zusätzlichen Tastendruck. Des Weiteren erzeugen die Suboszillatoren jetzt wahlweise Pulswellen mit 25 oder 33 % Pulsbreite.


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Das Bedienfeld

Auffällig ist selbstverständlich das Erscheinungsbild des Analog Keys. Der wirklich gelungene Look entspricht exakt den Schwestermodellen. Das Gehäuse besteht auch beim Analog Keys vollständig aus mattschwarz lackiertem Alublech. Das sieht schick aus, erscheint allerdings nur wenig widerstandsfähig. Das Bedienfeld entspricht ebenfalls weitgehend dem kleinen Bruder, ist aber etwas großzügiger gestaltet. Da sich beim Analog Keys die Knopftastatur erübrigt, unterscheiden sich an dieser Stelle Anordnung und Belegung der Taster. Neu ist der große Sound-SelectionEncoder, der in jedem Betriebszustand das Scrollen im Sound-Archiv ermöglicht. Praktischerweise sind die Track/Mute-Taster nach links gewandert. So sind sie beim Spiel besser mit der linken Hand zu erreichen.

Die Tastatur

Kommen wir zur entscheidenden Neuerung – der Tastatur. Sie ist leicht gewichtet und besitzt Aftertouch mit einem spürbaren Druckpunkt. Das Spielgefühl ist gut. Die oberhalb angebrachten LEDs sehen zunächst einmal hübsch aus. Zudem sind sie hilfreich, wenn man zum laufenden Sequenzer auf der Tastatur spielen möchte und nicht genau weiß, um welche Tonart es sich beim wiedergegebenen Pattern handelt. Darüber hinaus erscheint der Informationsgehalt eher gering.

Sehr gelungen ist der leichtgängige Joystick. Dank der flexiblen Parameterzuordnung stellt er eine äußerst leistungsfähige Spielhilfe dar, die sich auch zum Steuern von externem Equipment bestens eignet.

In direktem Zusammenhang mit der Tastatur steht die überarbeitete Stimmenzuordnung des Analog Keys. Anstelle der zuvor verwendeten festen Zuordnung von Spuren und Stimmen erfolgt die Zuweisung nun vollständig dynamisch. So wird endlich vierstimmiges Spiel ohne Einschränkungen möglich. Damit ist eines der beim Analog Four meist vermissten Features umgesetzt.

Für jeden der vier Tracks lässt sich wählen, ob er monofon mit fester Zuweisung oder polyfon betrieben werden soll. Im zweiten Fall lässt sich die maximal mögliche Stimmenzahl bestimmen – flexibler geht’s nicht. Wird ein Track als Mono-Voice betrieben, ist er vom „Stimmenklau“ der anderen Spuren ausgenommen. So wird sichergestellt, dass ein essenzieller Sound innerhalb eines Patterns, etwa die Bassline, nicht plötzlich aussetzt.

Die polyfone Betriebsart verfügt über die üblichen Zuweisungsvarianten Reset, Reassign, Rotate und Unisono. Zusammen mit den frei belegbaren Audioausgängen ist für maximale Flexibilität gesorgt. Alle notwendigen Einstellungen trifft man übersichtlich im Kit-Menü.


Performance-Features werden beim neuen Analog Keys groß geschrieben. Elektron hat sich kräftig ins Zeug gelegt, um den Synthesizer-Aspekt des Instruments noch stärker in den Vordergrund zu rücken — mit Erfolg!


In der Praxis

Über Sound und Konzeption müssen an dieser Stelle nicht mehr viele Worte verloren werden. Beides besticht im Analog Keys ebenso wie bei seinem Desktopkollegen. Zusätzliche Pluspunkte sammelt die neue Version durch ihre umfassende und praxisgerechte Umsetzung der dynamischen Stimmenzuweisung bei polyfonem Spiel. So lassen sich die vier Stimmen zusammen mit den Einzel-Outs optimal ausnutzen.

Angesichts des riesigen Speichers braucht man sich über Sound- und Pattern-Mangel keine Sorgen mehr zu machen. Die Projects ermöglichen die Verwaltung ganzer Studio- oder Live-Setups. Die bequeme Preset-Handhabung im Rechner via USB steht leider noch immer auf der Wunschliste des Testers.

Ebenso kann man sich fragen, ob eine Drei-Oktaven-Tastatur eine wirklich gute Wahl oder eher eine Kompromisslösung darstellt – ist sie doch für eine „richtige“ Keyboard-Performance trotz Oktavschalter recht knapp bemessen. Wer kompakte Abmaße und möglichst geringes Gewicht als wichtigstes Kriterium sieht, wird dagegen mit der Desktopvariante optimal bedient sein.

Vollkommen unverständlich erscheint beim Analog Keys/Four die Entscheidung für das vergleichsweise kleinformatige Display. Schließlich hätte Elektron die größere Variante einfach vom hauseigenen Oktatrack übernehmen können.

Trotz dieser eher marginalen Unstimmigkeiten ist und bleibt Elektrons Analog-Bolide ein hervorragendes Instrument mit riesigem Potenzial. Die neuen Features perfektionieren das ohnehin rundum gelungene Konzept aus Synthesizer und Pattern-basiertem Stepsequenzer noch ein gutes Stück weiter.

Tastenvirtuosen werden das kleine Keyboard des Analog Keys sicher nicht einhellig bejubeln. Für soundverliebte Produktionskünstler ist die Tastatur definitv ein großes Plus, macht sie doch Elektrons Meisterwerk noch zugänglicher und runder – antesten ist Pflicht!


Hersteller/Vertrieb: Elektron

Internet: www.elektron.se

UvP/Straßenpreis: € 1.749,— / ca. € 1.700,—

+ zuweisbare Einzel-Outs

+ flexible und dynamische Stimmenzuweisung

+ gut spielbare Tastatur mit Aftertouch

+ hochwertige Verarbeitung

+ internes Netzteil

– keine Preset-Verwaltung via USB

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