... und es klingt doch besser!

Echtanaloge Kompakt-Synthesizer im Test

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Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Mit dem Minimoog landete Bob Moog damals einen riesigen Erfolg, weil er damit den Synthesizer zu einem kompakten Musikinstrument machte — vorher waren das riesige, für Musiker kaum bedienbare Schaltschränke. Wie erfolgreich dieses „Kompakt-Synthesizer“-Konzept sein sollte, zeigte sich in den Jahrzehnten danach, in denen unzählige Varianten auf den Markt kamen. Ebenso berühmt ist da z. B. der Korg MS-20. Analoge Technik im Allgemeinen und analoge KompaktSynthesizer im Besonderen erfreuen sich eines nicht enden wollenden Booms. Alles nur Hype? Oder klingt „es“ tatsächlich besser als das Pendant aus dem Rechner?

Selbstverständlich ist unsere Special-Überschrift provokant gewählt. Unumstrittene Tatsache ist jedoch, dass sich analoge Technik einer ungebrochenen Nachfrage erfreut. Sogar mehr als das: Seit über einem Jahrzehnt wachsen Angebot und Nachfrage an Synthesizern mit klassisch-analogem Innenleben. Neue Firmen entstehen, traditionsreiche Hersteller feiern mit Neuauflagen von bekannten Produkten und Konzepten ihren zweiten Frühling. Sogar Arturia als Hersteller von anerkannt hochwertigen Software-Klangerzeugern reiht sich in den Markt der Echtanalogen ein. Somit stellt sich zu Recht die Frage nach dem Warum dieses nicht enden wollenden Booms.

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Um dieser Überlegung auf den Grund zu gehen, müssen wir die Aussage unserer Überschrift hinterfragen und präzisieren: Was ist überhaupt besser? „Klingt“ analog denn wirklich besser? Oder ist da noch mehr? Bemessen wir die Qualität eines Klangerzeugers ausschließlich mithilfe unserer Ohren? Oder entscheiden am Ende ganz andere Faktoren die Frage nach dem besseren Klang? Wir schauen hier einigen interessanten und erfolgreichen „neuen Analogen“ unter die Haube und fragen deren Entwickler – allesamt anerkannte Koryphäen im SynthesizerBau – nach ihrer Auffassung vom Geheimnis des echten Analog-Sounds.


№2/3 2017

  • Editorial
  • Facts & Storys
  • Modular Kolumne
  • Mit Mark Forster auf Tour
  • MANDO DIAO IM INTERVIEW
  • Amy Lives: Xanthoné Blacq
  • Ströme− Eurorack Clubbing
  • MARIO HAMMER & THE LONELY ROBOT
  • Peter Pichler: Bewahrer des Trautoniums
  • NONLINEAR LABS C15
  • AKAI MPC LIVE
  • GIPFELSTÜRMER: NOVATION PEAK
  • Auf Lichtung gesichtet: Bigfoot
  • Gute Vibes im Museum
  • DIE HOHNER-STORY
  • Transkription − Chuck Leavell: Song For Amy
  • Impressum
  • Inserenten, Händler
  • Das Letzte − Kolumne

Charaktersache 

Es gibt zweifellos großartige Software-Synthesizer! U-hes Diva oder Native Instruments’ Monark emulieren analogen Sound mit unglaublicher Präzision und in überaus beeindruckender Qualität. Zudem sind sie vergleichsweise preiswert zu erstehen. Warum liegen die „Echten“ dennoch im Trend?

Das Erfolgsphänomen der aktuellen Analog-Synthesizer lässt sich sicher nur teilweise über den Begriff der Klangqualität klären – wir alle wissen um die Subjektivität einer solchen Einschätzung. Zahlreichen Adjektiven, die gemeinhin mit einem „guten“ Klang assoziiert werden – etwa „fett“, „warm“ oder „lebendig“ –, liegen jedoch bestimmte physikalisch-technische Gegebenheiten zugrunde, die sich in analogen Schaltungen von selbst ergeben, im Rechner jedoch auch mit größtem Aufwand nur mehr oder weniger annäherungsweise erzielen lassen.

Stichwort sind Nicht-Linearitäten wie Verzerrungen und Effekte, die beispielsweise in Filterschaltungen auftreten. Eine analoge Schaltung entwickelt ihren Charakter sozusagen von selbst, während er bei einem Plug-in erst mit hohem Rechenaufwand geschaffen werden muss. Darunter leidet meist die Performance des Instruments – ein Fakt, der die Spielfreude gewiss deutlicher einschränkt als bestimmte Nuancen beim Klangvergleich.

Zudem lassen sich analogen Schaltungen wesentlich leichter klangliche Überraschungen entlocken, als das bei einem Software-Instrument möglich ist. Das Plug-in funktioniert entweder im Rahmen seiner vom Entwickler vorgegebenen Möglichkeiten, oder es funktioniert gar nicht. Ein Spielraum für „Klang-Unfälle“, die man kreativ nutzen könnte, fehlt. Das wiederum interpretieren wir als „Mangel an Charakter“ und somit unbewusst als klangliche Einschränkung gegenüber einer analogen Schaltung.

I feel you …

Ebenso wichtig wie die klanglichen Qualitäten eines Instruments ist seine Haptik: Auch der abgefahrenste Controller bietet nicht den direkten Zugriff ins Klanggeschehen, den ein kompakter Hardware-Synthesizer ermöglicht. Klangerzeugung, Tastatur, Spielhilfen und Bedienelemente bilden hier eine funktionale Einheit, die für den Spieler mehr bedeutet als die Summe der Komponenten.

Moderne, analoge Kompakt-Synthesizer verfügen meist über eine Bedienoberfläche mit dediziertem Regler pro Funktion und sind damit bezüglich Bedienkomfort den meisten digitalen Geräten deutlich überlegen. Der gleichzeitige und uneingeschränkte Zugriff auf alle Parameter eines Klanges, das intuitive und nuancierte „Schrauben“ am Sound gehört zum Spielen eines Synthesizers nun einmal ebenso dazu wie die Betätigung der Tastatur. Es macht einfach Spaß, sein Instrument buchstäblich zu fühlen!

Neben der angenehmen Bedienoberfläche gibt die leicht erfassbare Struktur einer subtraktiven Klangerzeugung auch Synthesizer-Einsteigern die Möglichkeit, sofort und vor allem intuitiv attraktive Sounds zu generieren. Man verzichtet gerne auf die Werks-Presets und hat „im Handumdrehen“ seinen ganz eigenen Sound geschaffen. Der Wunsch nach klanglicher Identität und Unverwechselbarkeit wird optimal bedient – ein weiterer Grund für den großen Erfolg der kompakten Echtanalogen.

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Korg MS-20 mini. Kein Synthesizer hat die Synth-Pop-Welle der 80er klanglich so beeinflusst wie Korgs Kult-Synth MS-20, der aufgrund seines damals günstigen Preises auch von vielen als „Volks-Synthesizer“ bezeichnet wurde. Aus gutem Grund, denn er kombinierte auf kleinstem Raum einen klassischen Analog-Synth mit einem Patchfeld — er besaß somit Modular-Funktionen.

Damit war der MS-20 vor allem bei Klangtüftlern beliebt, denen es weniger auf den fetten Sound eines Moog ankam, dafür umso mehr auf weitreichende Möglichkeiten der Klanggestaltung durch zusätzlich gepatchte Modulationen – ein Alleinstellungsmerkmal, das zu jener Zeit und diesem Preis niemand zu bieten hatte, was in Betrachtung auf das aktuelle Umfeld heute übrigens genauso gilt.

Der MS-20 mini gleicht dem Original wie ein Ei dem anderen, nur dass er ca. 15 % kleiner und mit Minitasten ausgestattet ist. Die Regler-Anordnung folgt dem fest verdrahteten Signalfluss des Gerätes, das weitgehend dem eines klassischen Analog-Synths der 70er entspricht: links die beiden VCOs, von denen ersterer Dreieck, Sägezahn, Rechteck mit veränderbarer Pulsweite und Rauschen erzeugt, während der zweite Sägezahn, Rechteck, Pulswelle und Ringmodulation beisteuert.

Über den Mixer geht es zunächst in den 6-dB-Hochpass und anschließend durch das 12-dB-Tiefpassfilter – beide Filter sind resonanzfähig und bieten in Kombination bereits viel flexiblere Klanggestaltungsmöglichkeiten, als es andere Geräte vermögen. Darüber hinaus gibt es dann noch das Steckfeld. Ebenfalls dort zu finden: Weißes und Rosa Rauschen, Sample&Hold, ein weiterer VCA sowie diverse Steuerspannungs-Eingänge und ein Audioeingang zum Filtern externer Signale.

Der External Signal Processor schließlich erzeugt aus einem Audiosignal Steuerspannung, Hüllkurve und Gate-Signal, sodass es ein Leichtes ist, auch externe Instrumente zur Klangsteuerung und Verfremdung einzusetzen.

Fazit: Da Korg beim MS-20 mini die Filterschaltung mit aggressiveren Klangeigenschaften verbaut, die auch das Original so berühmt gemacht hat, ist er ein Tipp für all diejenigen, die sich das Original immer schon zulegen wollten, aber die völlig überzogenen Sammlerpreise nicht zu zahlen bereit waren. Im direkten Klangvergleich mit den Originalen klingt der MS-20 sogar noch exakter, aber man vermisst hier nichts. Für Klangtüftler und Liebhaber ein Must-have!

Hersteller/Vertrieb: Korg & More

Preis: ca. 600,- Euro

Internet: www.korg.de

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Arturia MiniBrute. Große Aufmerksamkeit bekamen die kompakten Analogsynthesizer nicht etwa durch einen der traditionellen Hardwarehersteller. Der französische Softwarespezialist, beliebt für akkurat emulierte Vintage-Synthesizer, brachte mit dem monofonen Synth den Stein ins Rollen und wurde die Sensation der NAMM-Show 2012: robuste Hardware und hochwertiger Sound für wenig Geld.

In Zusammenarbeit mit dem Grenobler DIY-Synthesizer-Experten Yves Usson (yusynth.com) entwickelte Arturia den Mini-Brute und schuf einen Synth mit tollen Klangeigenschaften. Dabei bietet die weitgehend klassisch aufgebaute Struktur doch einige Besonderheiten, die letztendlich auch die große klangliche Flexibilität ausmachen. Auch wenn man bei einem einzigen Oszillator dies auf den ersten Blick nicht gleich vermuten mag: Man hat aus diesem minimalistisch anmutenden System wirklich das Maximum herausgeholt, stellt doch der Oszillator parallel Noise, Audio-In und die Wellenformen Sägezahn, Rechteck und Dreieck zur Verfügung. Bereits durch die Mischung der Wellenformen entstehen vielfältige Sounds, und darüber hinaus sind die Wellenformen modulierbar, sodass ultrafette schwebende Klänge selbst mit einem Oszillator möglich sind. Ein Suboszillator (–1 oder –2 Oktaven) sorgt bei Bedarf für noch mehr Schub.

Flexibilität ist auch beim Filter angesagt, das mit 12 dB Flankensteilheit zwar nicht ganz Moog’sche Kraft erlangt, dafür aber alternativ Low-, High- und Bandpass bietet. Die Resonanz färbt den Sound dezent, kann aber auch heftig zwitschern, sofern man das Filter über den Wellenformmix mit hohen Signalpegeln versorgt. Überhaupt eine Besonderheit des MiniBrute ist diese große Bandbreite zwischen klassischen Synth-Sounds und brachialen Noise-Experimenten, die durch den Parameter „Brute Factor“ entstehen – eine Rückkopplung der Filterschaltung, die sich von sanftem Filter-FM bis ins böse Klangchaos steuern lässt.

Fazit: Der MiniBrute ist nicht einfach nur ein klassischer Analog-Synth, sondern überzeugt durch neue Ideen und ein frisches Konzept, was einen immer wieder zu neuen überraschenden Sound führt. Unterm Strich überzeugt nicht nur der amtliche Sound, sondern auch der Preis. Nach anfänglichen – längst überwundenen – Schwierigkeiten in der Serien fertigung ist auch die Verarbeitung top. Dank Ausstattung mit CV/Gate-Ein- und Ausgängen, MIDI und USB ist der MiniBrute au- ßerdem das perfekte Bindeglied zwischen analoger und digitaler Welt.

Hersteller/Vertrieb: Arturia/Tomeso

Preis: ca. 500,— Euro

Internet: www.arturia.com / www.tomeso.de

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Moog Subphatty. Mit der Voyager-Reihe brachte Moog wieder Bewegung in die Marktnische der analogen Synthesizer, allerdings zu einem recht hohen Preis. Mit dem jüngsten Ableger Subphatty gibt es endlich einen vollwertigen Moog, den man sich leisten kann.

Zwar brachte Moog als abgespeckte Variante des Voyager den Little Phatty heraus, aber das „digitale“, auf wenige Regler reduzierte Bedienkonzept war natürlich nur der halbe Spaß. Der Subphatty hingegen ist ein waschechter Analog-Synth: Jeder Klangparameter besitzt einen Regler. Und der Sound! Das ist ein Moog: fett, warm und wuchtig. Ob butterweiche Tiefbässe, knochenharte Sequenzersounds oder nölige Leads – die Sounds haben Charakter und Kontur.

Der Subphatty ist dabei schnörkellos aufgebaut wie ein klassischer Analogsynth: Zwei stimmstabile VCOs plus Hard-Sync und SubOszillator lassen ein gewaltiges Bassfundament frei, woran das klassische Moog-Filter mit seiner Flankensteilheit von 24 dB/Oktave natürlich nicht unbeteiligt ist. LFO sowie zwei Mal Envelope für jeweils Lautstärke und Filter runden die Ausstattung ab.

Eine echte Bereicherung ist das Multidrive, eine zwischen Filter und VCA geschaltete Verzerrerstufe mit OTA- und FET-Schaltungen. Dreht man den Regler langsam auf, bemerkt man zunächst einen moderaten Pegelzuwachs. Ab etwa der 11-Uhr-Position werden, abhängig von der Filtereinstellung, zunehmend Obertöne generiert. Bei zugedrehter Resonanz erscheint der Klang dichter und massiver, mit mehr Resonanz schärfer. Die Variationsbreite reicht von subtil bis böse.

Dieses Sättigungs-Tool verstärkt die Eigenschaften des Filters um ein gewisses Maß. In der Praxis wird der Klang meist noch ein gutes Stück breiter, mächtiger oder bissiger, ohne dabei Druck und Präzision zu beeinträchtigen – ein tolles Feature, was den Subphatty noch bissiger klingen lässt als seine nächsten Verwandten Little Phatty oder Minitaur.

Fazit: Hinsichtlich der Verarbeitung könnte man höchstens bemängeln, dass der AluLook des Bedienfelds durch eine bedruckte Folie entsteht. Ansonsten ist der neue Kleine ein vollwertiger Moog, der klanglich so hochwertig klingt, wie man es von einem Moog eben erwarten darf. Dementsprechend weniger geeignet ist der Subphatty für experimentelle Sounds. In der Hinsicht kann er dem MS-20 mini und ebenso in Sachen Vielfalt dem MiniBrute nicht das Wasser reichen.

Die Saturationsschaltung (ist prinzipiell in MiniBrute und MS-20 mini bereits vorhanden) zwischen Amp und Filter erweitert die klanglichen Möglichkeiten sogar noch. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Möglichkeit, die Soundeinstellungen in 16 Presets festzuhalten. Ebenso ist es möglich, sämtliche Parameter per MIDI-Controller zu steuern – optimal für die Automation im Sequenzer.

Hersteller/Vertrieb: Moog

Preis: ca. 1.000,— Euro

Internet: www.moogmusic.com

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Novation Bass Station 2. Viele hatten darauf gewartet: die Neuauflage der Bass Station, mit welcher die englische Hardwareschmiede Novation in den 90er-Jahren ihre ersten Erfolge einheimste.

Die Bass Station 2 ist in einem platzsparenden Plastikgehäuse beheimatet – die Verarbeitung von Gehäuse und Tasten wirkt also nicht so hochwertig wie bei den Geräten von Arturia und Moog. Ein Plus aber: Die Potis lassen sich angenehm cremig bedienen, und alle Reglerbewegungen werden als Controller-Daten via MIDI ausgegeben.

Der Aufbau ist auch hier weitgehend klassisch: Zwei Oszillatoren mit Sinus, Dreieck, Sägezahn und modulierbarer Pulswelle, zur Unterstützung können noch ein Suboszillator mit drei wählbaren Wellenformen und ein Noise-Generator zum Einsatz kommen. Die Oszillatoren 1 und 2 lassen sich synchronisieren und ringmodulieren. Das Multimode-Filter kann als Low-, Band- und Highpass agieren (wahlweise als 2- oder 4-Pol) und bietet noch einen speziellen Acid-Mode, der bei geöffneter Resonanz geschmeidiger klingt. Zur weiteren Klanggestaltung stehen eine Glide-Funktion, zwei LFOs mit vier Wellenformen (inklusive Random) und zwei Envelopes mit ADSR- Charakteristik zur Verfügung.

Auch eine leistungsfähige ArpeggiatorSektion mit 32 sehr praxisnahen und brauchbaren Patterns, die man on the fly wechseln kann, wurde implementiert.

Die Bass Station 2 ist ihrem Vorgänger, der manchmal etwas zahm klang, weit überlegen. Auf ihren 128 Patch-Memory-Plätzen findet man eine große Soundbandbreite, die vom weichen geschmeidigen Acid-Riff über harsche Sequenzer-Sounds, gelungene Synth-Leads bis zum massiven Wobble-Monster reicht.

Analog-Synthesizer
Auf die Gestaltung der Filtersektion wurde besonderer Wert gelegt: Das Multimodefilter bietet einen Acid-Mode, mit dem man dem Soundcharakter des Filters der Roland TB-303 nacheifern kann. Außerdem lässt sich das Filter mittels Overdrive-Regler übersteuern. (Bild: Dieter Stork)

Fazit: Die neue Bass Station ist vor allem Performance-orientierten Musikern zu empfehlen, die gerne schrauben. Hier kann der kompakte, leichte und bedienungsfreundliche Monosynth ein echtes Bühnenfrontschwein sein, das die Menge mit dem Einsatz des Arpeggiators und Sequenzers zum Kochen bringt.

Hersteller/Vertrieb: Novation/Focusrite

Preis: ca. 470,— Euro

Internet: www.novation.com

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Elektron Analog Keys. Das musste ja kommen … Ab Mitte Dezember will Elektron sein neues Synthesizer-Flaggschiff namens „Analog Keys“ liefern. Dabei soll es sich im Wesentlichen um eine Tastaturversion des vielgelobten Analog Four handeln, die um zahlreiche, sehr interessante Features erweitert wurde.

Die Verbindung aus vierfach polyfonem Klangerzeuger und Mehrspur-Stepsequenzer ist sicher noch nie stimmiger umgesetzt worden als bei der Desktopversion Analog Four. Auch wenn die klanglichen Qualitäten nicht immer ganz an die eines Synthesizers von Moog oder Tom Oberheim heranreichen, überzeugt der schwarze Schwede mit reichlich Druck, Fülle und Präzision.

Highlight des Instruments ist zweifellos der höchst leistungsfähige Stepsequenzer mit seiner rundum gelungenen, lückenlosen Einbindung in die Klangerzeugung. Das Konzept ist bestens durchdacht, die Umsetzung erfreut sich vieler praxisgerechter Details, die keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass der Analog Four von aktiven Musikern entwickelt wurde – absolut vorbildlich.

Von den tollen Eigenschaften des Analog Four profitiert natürlich auch der Analog Keys als Tastatur-Variante. Neben den auffälligen Neuerungen, wie halbgewichtete 3-Oktaven-Tastatur mit Aftertouch, Joystick und einige zusätzliche Bedienelemente, verfügt der Analog Keys über Einzel-Outs für jeden der vier Synthesizer-Parts und ein internes Netzteil. Der Synthesizer lässt sich nun polyfon, unisono und multitimbral spielen.

Analog-Synthesizer
Das vierfach polyfone Konzept des Analog Keys stammt von Elektrons Desktop-Synth Analog Four, der aufgrund seiner vielseitigen BeatProgramming-Features bereits viele Freunde gefunden hat. (Bild: Dieter Stork)

Gegenüber dem Analog Four wurde ein neues und deutlich erweitertes Speicherkonzept eingeführt. Der Analog Keys soll zudem über interessante Performance-Features verfügen. So kann etwa der Joystick bis zu 15 Parameter gleichzeitig steuern. Das polyfone Konzept und die Ausstattung haben natürlich ihren Preis – so unterscheiden sich Analog Four und Analog Keys deutlich von den anderen Kandidaten innerhalb dieses Vergleichs.

Hersteller/Vertrieb Elektron

Preis: 1.749,— Euro

Internet: www.elektron.se

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Dave Smith Mopho. Auch der Mopho ist als Modul sowie als Tastaturversion erhältlich und unterscheidet sich von den eher klassisch aufgebauten Kompakt-Synths mit einem recht speziellen Konzept. Die Klangarchitektur entspricht im Wesentlichen einer Stimme des Prophet ’08, wobei aber Features wie die beiden Suboszillatoren und die Feedback-Funktion dazukommen.

Smith hatte bei der Konzeption des Mopho wohl den legendären Monosynth SCI Pro-One im Kopf, der ja auch eine Stimme des Prophet-5 ist; und tatsächlich: Wenn man den Mopho öffnet, erblickt man auf der Platine die aufgedruckte Bezeichnung „ProOne II“.

Der Klang des Mopho weist ihn als echten Sprössling von Dave Smith aus: drückende Bass-Sounds, brillante Lead-Patches oder hämmernde Sequenzerlinien – der Mopho kann eine große Bandbreite typischer Analogsynthsounds hervorbringen, ohne dabei ein bestimmtes Vorbild wie etwa den Pro-One emulieren zu wollen (oder zu können).

Als Ass im Ärmel fungiert das Curtis-basierte Filter, das vom Charakter her dem CEM 3372-Filterbaustein des Prophet-600 oder des Sixtrack aus der SCI-Familie ähnelt. Die umfangreichen Modulationsmöglichkeiten, der leistungsfähige Stepsequenzer und nicht zuletzt die Feedback-Funktion ermöglichen auch experimentelle Klänge, die man vom Evolver her kennt – quietschendes Acid-Geblubber lässt sich mit ein paar Handgriffen im Nu in bösartigen Modulationslärm verwandeln.

Fazit: Ein flexibles und leistungsstarkes Synthesizer-Konzept, das vor allem durch seinen integrierten 16-Step-Sequenzer und Arpeggiator gewinnt. Der Mopho deckt eine breite Soundpalette ab und kann sich mit einem eigenen Sound behaupten, wenngleich er mit der Klangfülle von Moog Subphatty oder Arturia MiniBrute nicht mithalten kann. Als vielseitiges Groovetool mit gutem analogem Grundsound macht er aber einen sehr guten Job.

Hersteller/Vertrieb Dave Smith Instruments

Preis: ca. 700,— Euro

Internet: www.davesmithinstruments.com

 

Analog-Synthesizer
Fette analoge (Volca-)Beats: Kick, Snare, Toms und Hi-Hat werden von analogen Schaltkreisen erzeugt – kein Wunder, dass der Gesamtsound stark an alte Drumcomputer-Klassiker wie z. B. Roland TR-808 und den Boss DR-55 erinnert. Hier kommt richtig Freude auf, denn jedes Instrument lässt sich weitreichend editieren. (Bild: Dieter Stork)

Korg Volca-Serie. Die drei kleinen Synthesizer Volca Beats, Volca Bass und Volca Keys bieten alles, was man zum Performen elektronischer Musik braucht, und sind dabei sogar im Dreierpack unschlagbar günstig …

Bei den Volcas überzeugt auf jeden Fall das Konzept, denn jeder Synth hat seine spezielle Aufgabe. So kann man sich für ein einzelnes Gerät entscheiden, wenn im Setup beispielsweise nur noch ein Drumcomputer im Stile der berühmten Roland TR-808 fehlt – dann wäre der Volca Beats die richtige Wahl.

Analog-Synthesizer
Gleich drei VCOs hat der Volca Bass am Start. Jeder ist in Wellenform (Sägezahn, Rechteck) sowie Pitch einstellbar und besitzt jeweils eine eigene Sequenzerspur. Genial bei der Live- Performance sind die Mute-Buttons. Damit kann man sehr schnell Basslines umschalten oder zusätzliche Akzente hinzuschalten. (Bild: Dieter Stork)

Allen Volca-Modellen liegt ein 16-Step-Sequenzer mit Lauflichtprogrammierung zugrunde, wobei die Ausstattung mit Sync-In und -Out die Geräte prädestiniert, als kleines Trio großen Sound zu machen. Das leichte Eigenrauschen der Volcanos hat man daher schnell vergessen, sobald man das Dreiergespann startet. Die Teile machen riesigen Spaß, und man ist von dem Sound, den die kleinen Kisten machen, tatsächlich überrascht.

Das Schrauben über die kleinen Potis ist vielleicht etwas fummelig, aber man kommt damit zurecht. Sehr schön ist, dass sich manche Parameter mit dem Sequenzer automatisieren lassen – erkennen kann man das am Aufleuchten transparenten Potis während der Wiedergabe der Sequenz.

Analog-Synthesizer
Erstaunlich, was sich mit dem Volca Keys alles anstellen lässt: polyfone Pads oder fette LeadSounds im Unisono-Mode, Bass-Sounds im Octave-Mode oder experimentelle, geräuschhafte Ringmodulator-Sounds — da vermisst man nicht einmal einen Noise-Generator. (Bild: Dieter Stork)

Fazit: Die Volcas sind nicht als „Alleskönner“ konzipiert, und alle drei haben neben ihrem Vintage-Charme auch einen gewissen TrashFaktor. Unterm Strich können die kleinen analogen Kisten aber weit mehr, als man ihnen auf den ersten Blick zutrauen würde – sehr interessante Geräte, die echten analogen Sound zu einem unschlagbaren Preis bieten.

Die Volcas sind nicht nur ideale Einsteiger-Synths, sondern grundsätzlich allen zu empfehlen, die mit analogen Sounds kreativ sein und/oder Spaß haben wollen. Im Dreierpack kann man mit den Volca-Synths ganz locker das eine oder andere Elektro-Liveset abliefern. Und mit MIDI und Sync-Funktion lassen sie sich in größere Setups integrieren – was will man mehr?

Hersteller/Vertrieb: Korg & More

Preis: ca. 150,— Euro je Gerät

Internet: www.korg.de

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Waldorf Pulse 2. Waldorf goes analog und legt einen modernen Klassiker, den Waldorf Pulse, neu auf. Der Pulse 2 präsentiert sich als stilvolles und kompaktes Pultgerät mit imposanten Features.

Die Handhabung über sechs Encoder und eine 6-x-6-Matrix orientiert sich am Blofeld-Design – auch übrigens das stabile Gehäuse. Der Synth arbeitet mit drei analogen Oszillatoren, die 14 Wellenformen generieren und sehr stimmstabil sind. Als Besonderheit lassen sich die beiden ersten Oszillatoren auch noch polyfon betreiben (wahlweise achtfach oder vierfach), müssen sich aber einen VCA und ein Filter teilen, was gewisse klangliche Einschränkungen mit sich bringt. Die Funktionalität des Filters wurde gegenüber dem Vorgänger erweitert und arbeitet jetzt nicht nur als Lowpass (mit 12 oder 24 dB Absenkung), sondern auch als 12-dBHigh- und Bandpassfilter. Zwei schnelle und daher für perkussive Sounds geeignete ADSR-Hüllkurven und eine großzügige Modulations-Matrix (16 Modulationsquellen können mit 20 Zielen verknüpft werden) runden die Klangerzeugung ab. Der Spaßfaktor wird durch den cleveren Arpeggiator mit Swing-und Glide-Funktion, der sich extensiv programmieren lässt, wesentlich erhöht.

Klanglich kann der Pulse 2 alles, was von einem modernen Analog-Synth verlangt wird: Bässe mit mächtigem Schub, charakterstarke Leads mit lebendiger Pulsweitenmodulation und Oszillatorsynchronisation, verschwurbelte Effektsounds und vieles mehr. Der massive Grundklang ähnelt dem des Vorgängers, wirkt aber eine Spur aufgeräumter und etwas sauberer. Wer auf eine Klangästhetik à la Kraftwerk steht, ist hier genau richtig. Das Filter packt beherzt zu und formt den Klang sehr musikalisch; bei hohen Resonanzwerten knickt der Sound nicht ein und ist erfreulich präsent. Dem VCA wurde noch eine Drive-Sektion mitgegeben, mit der man sehr schöne, übersteuerte Sounds erzeugen kann. Die polyfonen Sounds sind viel mehr als nur eine nette Beigabe, hier lassen sich trotz parafoner Einschränkungen brauchbare Flächen und Pad-Sounds erstellen.

Fazit: Der neue Waldorf-Spross ist nah am Puls der Zeit und ideal für alle, die einen inspirierenden Analog-Synth-Expander fürs Studio suchen. Er bietet in dieser Preisklasse mit Polyfonie, ausgefuchstem Arpeggiator, mehr als 500 Speicherplätzen und CV/Gate-Interface die meisten Features und klingt toll. Da kann man auch verschmerzen, dass immer nur sechs Parameter gleichzeitig bedient werden können.

Hersteller/Vertrieb: Waldorf

Preis: ca. 550,— Euro

Internet: www.waldorf-music.info

 

Analog-Synthesizer
(Bild: Dieter Stork)

Cyclone Analogic Bass Bot TT-303. Wow, sieht ja aus wie eine TB-303 … ist im Prinzip auch eine: exakt gleiches Gehäuse, die Potis an der richtigen Stelle, CVund Gate-Ausgänge. Dass die TT-Version noch ein bisschen mehr kann, sieht man auf den zweiten Blick.

Mit eigenem Betriebssystem „InstaDJ OS“ und eingebautem Arpeggiator lässt sich einiges mehr anstellen. Auch die Möglichkeit, die Lämpchen in verschiedenen Farben leuchten zu lassen, hilft bei der Übersichtlichkeit – kann die Silberkiste aber auch schnell kitschig wirken lassen.

Wenn die TT-303 so sehr die Nähe zum Original sucht, muss sie sich auch den Vergleich mit der TB-303 gefallen lassen. Ich habe diverse Originale mit und ohne Modifikation und Klone bis zur sagenumwobenen Lunchbox-303 in den Fingern gehabt und kann sicher einen ganz guten Vergleich anstellen. Es sind vor allem zwei doch recht deutliche Unterschiede festzustellen: Zum einen klingt das 24- dB-4-Pole-Filter der TT doch anders als das 18-dB-Filter der TB. Reißt man den Cutoff auf, so klingt die TT um einiges heller als alle Originale. Immerhin behält sie den Druck im Subbass – hier versagen die meisten Klone. Zum anderen funktioniert der Sequenzer anders als beim Original. Denn bei der TT ist die Step-Länge eines Patterns an die Zahl der eingegebenen Noten gekoppelt, während man bei der TB- 303 die Step-Zahl getrennt festlegen kann. Das führt unweigerlich zu anderen Patterns, denn die entstehen oft genug erst bei der Eingabe.

Fazit: Die TT-303 ist ein toller Bass-Synth mit ordentlich Druck und besitzt gegenüber dem Original ein paar schöne Extras wie Arpeggiator und MIDI-Sync. Ein hundertprozentiger Ersatz ist sie aber dennoch nicht, dazu klingt das Filter eine Spur zu hell, und der geniale Sequenzer des Originals wurde nicht kopiert. Warum eigentlich nicht?

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hab früher einen Moog-Prodigy gehabt, Anfang der 80er Jahre. Das Gerät war solide aufgebaut, mit Gehäuse aus Stahlblech und Mahagoni-Holz. Das Gewicht war mit 10kg gewöhnungsbedürftig. Ein robuster Synthesizer mit schönem Klang. Was den Software-Synthesizern fehlt, sind die vielen kleinen Unsauberkeiten der analogen Klangentstehung, die dem Sound etwas die Sterilität nehmen (wie auf der Seite hier auch erklärt wurde).

    Dazu kommt, dass bei einem analogen Synthesizer jedes Gerät einen eigenen Klang hat, hervorgerufen durch Bauteiltoleranzen der Kondensatoren, Transistoren und Widerstände oder analogen ICs.

    Drei Vorteile gegenüber den analogen Synthesizern der 70er Jahre haben die heutigen Modelle: sie sind leichter, MIDI-fähig und erschwinglicher.

    Einen Nachteil aber auch: eine Reparatur der SMD-Elektronik ist kaum selbst zu schaffen.

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