Rhythm-Machine/Sampler/MIDI-Sequencer

Akai MPC2000 im Test

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Akais MPC3000, ursprünglich vorwiegend aufgrund der Nachfrage durch die Softwaresequencer-Hasser der L.A.-Studiomafia gebaut, mauserte sich im Laufe seines Lebens klammheimlich zum Kultteil der avancierteren Elektronikszene. Der Nachfolger MPC2000 sollte dank halbiertem Preis von nur noch ca. DM 3000,– nun auch all die Kids mit Profikost nähren, die bislang immer nur hungrig auf die Tische der Reichen schauen durften.

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Die Geschichte des MPC2000 beginnt zwar nicht gerade beim Urknall, aber doch immerhin zu einer Zeit, die technisch Lichtjahre von der heutigen entfernt scheint, was gleichzeitig beweist, dass gute Ideen sich letztlich doch immer irgendwie durchsetzen: Mitte der Achtziger nämlich schon kombinierte Roger Linn in der legendären Linn-9000 einen professionellen Drumcomputer mit einem Hardware- Sequenzer. Als Linn 1986 seinen Laden dichtmachen musste, arbeitete er fortan als eine Art Ehren-Entwickler für Akai. Erste Frucht dieser Zusammenarbeit war der ADR-15 mit 12-Bit- Technologie und 16-Spur-Sequenzer. Richtig populär wurde dann dessen Nachfolger MPC60. Es hatte bereits eine intuitivere Benutzeroberfläche mit großem Grafik-Display, einen dicken Sequenzer und Drum-Pads. Nach einem Update namens MPC60 II kam dann das heute so legendäre MPC3000 Production Center auf den Markt, das bis dato State-of-the-Art ist. Es basiert auf den S3000- Samplern, integriert aber das Konzept des MPC60.

Das MPC2000 ist nun das erste Gerät dieser langen Reihe, an dem Roger Linn nicht beteiligt war. Unverbesserlichen Nostalgikern mag das eine Träne im Knopfloch wert sein, Insider verbinden damit allerdings eher die Hoffnung, dass Update- und Modifizierungswünsche zukünftig vielleicht etwas mehr Berücksichtigung finden als unter der Ägide von Mr. Linn. Das freilich wird erst die Zukunft zeigen, und uns sollen hier zunächst einmal die nackten Realitäten interessieren.

Übersicht

Sehen wir uns also die Ingredienzen des real existierenden MPC2000 einmal etwas genauer an. Der Sampler-Teil entspricht von den technischen Werten her im Kern einem S3000-Sampler: 16-Bit-Stereo-Sampling, 32 Stimmen, 2 MB RAM, erweiterbar – mit SIMMs – auf 32 MB, Filter mit Resonanz, grafische Sample-Editierung mit Cut&Paste-Funktionen. Schlichter ausfallen durfte die Programm-Architektur im Vergleich zur S-Klasse, denn niemand käme wohl auf die Idee, auf dem MPC einen ausgewachsenen Stereo-Flügel realisieren zu wollen. Der integrierte Sequenzer bietet 64 Spuren und mit bis zu 100.000 Noten eine ganze Menge Kapazität. Er kann bandmaschinen- oder patternorientiert arbeiten.akai-mpc2000-2

Die 16 Gummi-Pads sind für Keyboarder vielleicht gewöhnungsbedürftig, für den Einsatzbereich einer MPC allerdings die Waffe schlechthin: anschlagdynamisch, druckempfindlich und so angeordnet, dass man wirklich Spaß beim Spielen hat. Dazu kommt ein Note- Variation-Slider, mit dem man während des Spielens oder Wiedergebens eine Snare stufenlos tunen, die HiHat verlängern oder die Bassdrum faden kann.

Klingt alles freundlich, aber wo ist der Witz? Der Witz liegt, und da hat Akai wirklich recht mit seiner Werbeaussage, das MPC2000 sei mehr als die Summe seiner Teile, darin, wie diese Komponenten ineinandergreifen. Der Vorteil des MPC beschränkt sich nämlich nicht darauf, alles in einem Kasten zu haben. Vielmehr arbeitet man mit dem MPC intuitiv anders als mit einem konventionellen System aus Computer und Keyboard. Wo auf der einen Seite Einschränkungen sind, gibt es auf der anderen wieder neue Möglichkeiten. Um es zu benennen: Sicher hat man hier keinen Riesenschirm, keine Maus und Tastatur, keine Klaviatur. Dafür hat man aber einen schnellen, intuitiven Pattern/Song-Sequenzer und einen drumorientierten Zugang zu den Sounds, die sich mit Pads und Slider plus einigen Zusatzfunktionen teilweise musikalischer einsetzen lassen als mit Computer/ Keyboard-Systemen. Gründlichere Indizienforschung gibt’s im weiteren Verlauf des Tests.

Sichtweise

Dass die MPCs zu Kult-Teilen geworden sind, liegt sicher nicht an erstaunlichen technischen Neuerungen, sondern daran, dass es

a) in der zeitgemäßen elektronischen Musik Anforderungen an Instrumente gibt, die mit gewichteten Tastaturen und tollen Flügelsamples nicht zu erfüllen sind,

b) ein guter Hardware-Sequenzer nach wie vor für Live-Performances die einzig sichere Alternative ist, und

c) dass ihnen gerne Qualitäten wie z. B. unerreichtes Timingverhalten nachgesagt werden.

Ein kleiner Exkurs zu a): Die gleiche Entwicklung, durch die die knarzige und eher hässliche TB -303 wieder aus der Mottenkiste erstand, hat auch dem MPC zum Kult-Status verholfen: Der Boom der modernen elektronischen Musik, der seit Ende der Achtziger – da hieß das ganze noch mit Recht „Techno“ – bis heute steigende Tendenz zeigt. Die meisten Musiker dieses Genres kommen nun mal nicht von der klassischen Klavierausbildung, und wenn doch, dann wollen sie das meist schnell vergessen. Sie suchen etwas, womit sie neue klangliche Vorstellungen realisieren können, die nicht unbedingt etwas mit vierzeiligen Akkordbezeichnungen zu tun haben. Konkreter: Neuartige Klangvorstellungen gehen an dem vorbei, was man auch heute noch in Kalifornien einen „guten Song“ nennt, der auch auf einer Klampfe klingen muss. Was der neuen elektronischen Musik nämlich gern nachgesagt wird – das Fehlen „musikalischer Inhalte“ – trifft auf anderer Ebene für das Lagerfeuergezumpel zu: Hier fehlen eben die „klanglichen Inhalte“. Und um die zu realisieren, bedarf es neuartiger Zugänge zu Klang und Note. Da die Musikinstrumenten-Industrie hier jahrelang komplett geschnarcht hat und es – obwohl es oberflächlich anders aussieht – meiner Meinung nach auch heute noch tut, behalfen sich die Kreativen mit dem Vorhandenen. Und dadurch kamen halt Geräte zu neuen Weihen, über die traditionelle Klimperkünstler nur die Nase rümpfen können, weil sie die darin versteckten Funktionen nicht zu brauchen scheinen. Zu diesen Geräten gehört beispielsweise auch das MPC60 und sein Nachfolger MPC3000.

Aus dieser Sichtweise möchte ich das MPC denn auch unter die Lupe nehmen. Denn in der 14 jährigen Elite-Ausbildung zum KEYBOARDS- Tester lernt man außer „Ernst bleiben im Gespräch mit Produktspezialisten“, „Verwaltung siebenstelliger Honorare“ und „Elektronik“ auch den wichtigsten Leitsatz: Der Test soll dem Gerät und seiner zugedachten Klientel gerecht werden. Das nur, damit wir uns verstehen.

MPC2000 und Vorgänger

Das MPC2000 ist zu seinem großen Vorgängermodell weitestgehend kompatibel. Wer allerdings noch ein MPC60 oder MPC60II besitzt, steht vor einer Hürde – diese Datenformate schluckt der Kleine nicht mehr, auch wenn es noch in den Specs angekündigt wird. Es bleibt da also nur der Umweg über ein 3000er-Modell. Äußerlich sieht das Teil ehrlich gesagt zunächst einmal weniger eindrucksvoll aus als sein Vorgänger. Die Pads wurden zudem – unfreundlich für Umsteiger – auf die rechte Seite verlegt, das Display ist kleiner dimensioniert als beim Vorgänger, zum Bedauern der 3000er- Afficionados nicht klappbar, dafür aber deutlich heller, und angezeigt wird auch dasselbe. Auch ansonsten ist das MPC2000 nicht unbedingt ein kleineres Modell, denn technisch bietet es in etwa die gleichen Funktionen wie das MPC3000, wenn auch teilweise nur über aufpreispflichtige Optionen. So sind wichtige Parameter wie Klangarchitektur, Pads, Sequenzerfunktionen, maximaler Speicherausbau, maximale Anzahl der Ausgänge, SMPTE-Fähigkeit und SCSI auch im neuen Modell vergleichbar umfangreich.

Der Punkt Speicherausbau ist hier sogar besser gelöst, und bietet sogar Anlass für einen ersten dicken Pluspunkt: Der Speicher kann auf bis zu 32 MB erweitert werden, und das mit billigen SIMMs. Beim 3000 musste man sich noch für maximal 16 MB durch spezielle Akai- Expansions verschulden.

Auch auf die Effektsektion und das SMPTE-Board schielen 3000er-User neidisch. Einige hat das sogar schon zum Wechsel bewegt, obwohl das Effektboard in der Softwareversion 1.0 nicht mal unterstützt wird. Beide sind zwar optional, und ich konnte sie noch nicht testen, aber Akai hält – mit Ausnahme von MESA – seine Ankündigungen in aller Regel ein, und da dürfen sich 2000er-User schon mal darauf freuen, dass das amtliche Effektboard aus den S-Samplern ins Production-Center kommt.

Erster Eindruck

Auch dieses Gerät kam in den Genuss des Dr.-KEYBOARDS-Willkommensrituals:

– 1. Anleitung durchlesen,

– 2. Demo-Disketten einschieben,

– 3. alles ausprobieren.

Erster Gedanke: Um Himmels willen, das Ding wird von Disk gebootet – eine herrliche Gelegenheit, irgendwann mit tomatenrotem Kopf auf der Bühne zu stehen, während die Boot- Disk seelenruhig zu Hause schlummert. Aber keine Angst, alles relativ: Auch von SCSI oder Flash-ROM lässt sich booten.

Die Demos klingen – auch aufgrund der serienmäßig minimalen Speicherkapazität – nicht sonderlich aufregend. Sehr witzig fand ich dagegen die Pads – die kleinen Gummiflächen lassen sich wirklich exzellent spielen. Nächster Schritt: Klinke in den Sample-Input und mal eine Drumloop gesampelt. Während mir die Sample-Abteilung auf den ersten Blick etwas unfertig vorkam, hat mir die bpm-Berechnung anhand der Sample-Länge gefallen. Einen Haken gibt es hier zwar, doch dazu erst weiter unten mehr.

So, jetzt sollte aber mal was Klingendes rauskommen. Also habe ich aus Techno-Anfangstagen meine Diskettenbox mit Drumloops und Techno-Samples rausgekramt und das MPC damit vollgestopft. 64 Pads, voll mit allen erdenklichen Signalen – da zucken die Fingerchen regelrecht. Bei der ersten Aufnahme dann der Eindruck: Das MPC2000 handhabt sich original wie ein Drumcomputer. Stellt man nichts Besonderes ein, läuft das Ding im Loop-Modus, und man kann Pad für Pad dazutrommeln. Aus Jugendtagen an C-LABs Creator gewöhnt, fühlte ich mich auf dem Pattern-Song-Sequenzer gleich zu Hause. Pattern für Pattern wurde eingetrommelt, kopiert, mit dem MIDI-Keyboard ergänzt – kurz: Nach zwei Stunden hatte ich etwas im Kasten, das mir auf einem konventionellen System sicher anders geraten wäre.

Allerdings habe ich eine Erfahrung dabei gemacht: Dem Gerät wird gern nachgesagt, dass es sehr intuitiv ist. Das konnte mein erster Eindruck nicht bestätigen. Wenn intuitiv nämlich heißt, dass man die wichtigsten Funktionen direkt findet und bedienen kann, ohne das Handbuch zu lesen, dann ist dieses Gerät sogar weniger intuitiv als jedes komplexe Sequenzerprogramm. Wer es ohne Handbuch beispielsweise schafft, auch nur eine Spur zu benennen, verdient meinen Respekt. Dieser Eindruck relativiert sich mit zunehmender Eingewöhnung. Das MPC lässt sich, wenn man es einmal kennt, wirklich sehr schnell handhaben, und ich wette, dass routinierte Anwender darauf produzieren können, wie andere auf einer Schreibmaschine schreiben. Natürlich habe ich auch versucht, die Grenzen des Gerätes auszuloten. Speicher randvoll, alle Spuren zugetrommelt, Testsongs importiert, grausame Taktart- und Tempo-Changes eingegeben, die Pads malträtiert. Anerkennung: Das Ding kriegt man einfach nicht klein. Wenn man dem MPC ein Attribut zusprechen kann, dann ist es das Wörtchen „robust“. Die Option-Boards waren für mich wie bereits erwähnt nur ein Nebel am Horizont der Träume – aber ich bin sicher, dass Einzelausgänge und Effekte dem Ganzen noch einmal einen kräftigen Schub verpassen. Und damit zu den Details.

Design

Nun, schön kann man das Ding wirklich nicht nennen. Hatten seine Vorgänger noch irgendetwas Erhabenes, etwa den Roger-Linn-Schriftzug, eine nette Farbgestaltung, abgerundetes Gehäuse oder das leicht gekippte Display, so sieht das Teil hier eher aus wie ein Faxgerät aus der vorletzten Generation. Dafür ist es aber klein, handlich und besonders robust, denn das Gehäuse besteht aus dickem Blech. Wenn eine Anregung gestattet ist: Obwohl das Gerät schmal genug wäre, habe ich in der Zubehörliste keine Rack-Schienen entdeckt. Darüber sollte man bei Akai noch einmal nachdenken.

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Etwas unschön ist die Tatsache, dass die Phones- Buchse auf der Geräterückseite platziert wurde. Wer auf der Welt denkt bloß, dass der Musiker auf der Bühne so ein Gerät von der Rückseite aus bedient?

Bedienung

Wie oben bereits erwähnt, hat mich die Bedienung anfangs nicht so recht überzeugt. Das beginnt damit, dass man eine Shift-Tasten- Kombination drücken muss, um in den DISK- oder PROGRAM-Modus zu kommen. Die Taster sind auch noch so klein und dunkel beschriftet, dass man trotz Adleraugen auf einer dunklen Bühne nichts erkennen kann. Das Display ist gestochen scharf, allerdings sehr klein. Es besitzt zwar annähernd die gleiche Punktzahl des großen Vorbilds (248 x 64) – das aber auf geringeren Abmessungen. Die Cursor-Navigation und die Eingabe von Werten sind recht gut gelöst: Von der 3000- Serie hat man das Cursor-Tastenkreuz übernommen, zur Werte-Eingabe gibt es einen doppelten Endlosregler, wobei der Knopf innen die Werte einstellt, der äußere Ring in fünfstelligen Zahlen (z. B. Sample-Start oder Loop) Stellen anfährt.

Positiv hinzu kommt die direkte Eingabe von Zeichen über einen Zehnerblock und die Pads. Nicht so gefallen hat mir das „OPEN WINDOW“- Konzept: Wenn der Cursor auf einem Parameter steht, öffnet der OPEN WINDOW-Taster ein Menü mit weiteren Einstellungen. Das Problem ist nur, dass nirgendwo kenntlich gemacht wird, hinter welchen Parametern eine weitere Page lauert und hinter welchen nicht. Sicher, das lässt sich auf Dauer auswendig lernen, aber die gezielte Suche nach Parametern gestaltet sich so recht schwierig.

Audio-Anschlüsse

Serienmäßig kommt das MPC2000 mit nur einem Stereo-Ausgang. Das ist in Ordnung für diejenigen, die es in erster Linie als Hardware- Sequenzer einsetzen und den internen Sampler nur als Zugabe sehen. Wer das Ding aber als vollwertigen Drumcomputer einsetzen will, sollte sich schnellstmöglich das Expansion- Board mit acht zusätzlichen Einzelausgängen und Digital In/Out zulegen.

Es soll technisch mit dem der S-Sampler identisch sein, kostet also nur ein paar Hunderter und bietet auch eine digitale Stereosumme – für Leute mit einem digitalen Pult oder einem Harddisk-Recording-System die einzig erlaubte Lösung.

Eingangsseitig wartet die MPC mit einem analogen Stereo-Eingang auf, was auch fürs Erste reicht. Trotzdem – mit dem digitalen In/Out macht’s manchmal noch mehr Spaß, weil man dann nämlich Samples schnell und verlustfrei durch digitale Audioprozessoren wursten kann.

MIDI-Anschlüsse

Das MPC2000 besitzt zwei MIDI-Ins, die automatisch gemergt werden. So muss man nicht gleich das MIDI-Keyboard rausstöpseln, wenn man mal was vom Sequenzer überspielen will. Noch angenehmer sind die beiden separaten MIDI-Outs, die das MPC auf 32 MIDI-Kanäle bringen. Die Zuweisung ist sehr einfach gelöst: Vor der Kanalnummer steht in den Track-Parametern halt noch ein A oder ein B – das ist es auch schon.

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Transport und Locator

Wie gesagt – die Hardware des MPC macht einen sehr guten Eindruck, und das gilt auch für die Steuerungsfunktionen des Sequenzers: Ein gut zugängliches Feld von sinnvoll belegten Tastern macht die Navigation in Songs und Sequenzen zum Kinderspiel. Für Funktionen wie „Play from Start“, „Overdub“ oder „Go to“ gibt es einen designierten Taster anstelle eines Softkeys. Absolut begrüßenswert auch der SEQ-UNDO-Button, mit dem man Editiervorgänge rückgängig machen kann.

Tap Tempo/Note Repeat

Das Tempo des MPC2000 kann man dem Gerät vortippen, wobei die Tap-Tempo-Funktion immer aktiv ist – auch bei gestopptem Sequenzer – und sogar einen eigenen Taster besitzt. Mitten in der laufenden Wiedergabe klopft man einfach ein paar Mal auf diesen Taster, und schon folgt das MPC mit. Für echte Musiker eine Herausforderung unserer modernen Zeit.

Für nicht so echte Musiker, die sich dafür besser aufs Programmieren verstehen, hat der Taster noch eine Doppelfunktion: NOTE REPEAT. Die ist für technische Musik wirklich cool: Note-Repeat halten, ein beliebiges Pad drücken, und schon generiert das Ding einen Wirbel in der eingestellten Quantize-Auflösung. Wenn man dabei noch ein bisschen am Note-Variation-Slider herumspielt, ist der Fill fast schon fertig.

Pads

Für Einprügeln von Noten über die Pads gibt es ein paar sinnvolle Nebenfunktionen. Zum einen können die Pads gleich viermal belegt werden, so dass 64 Drumsounds mehr oder weniger direkt zugänglich sind: Man schaltet mit einem BANK-Taster durch die vier Bänke A-D. Wenn keine Velocity gefragt ist, kann man alle Pads über FULL LEVEL auf volle Möhre setzen – etwa zum Triggern von Geräuschen oder Drumloops sinnvoll. Wesentlich schärfer noch finde ich aber die 16 LEVELS Funktion. Aktiviert man diesen Taster, spielen alle Pads nur eine Note, diese aber in sechzehn Abstufungen. Welcher Parameter abgestuft werden soll, lässt sich einstellen, neben Velocity sind hier Tuning, Decay, Attack und der Filter-Cutoff am Start. Die Decay-Funktion ist beispielsweise der Hit, wenn man Hi- Hat-Spuren einspielt. Auf jedem Pad liegt dann eine andere Länge.

So gut ich das schon finde, fürs nächste Update wünsche ich mir ein paar mehr Parameter und natürlich auch einen frei zuweisbaren MIDI-Controller – siehe unten im Abschnnitt „Wünsche“. Auch für die Sequenzersteuerung sind die Pads bisher meines Erachtens viel zu wenig einsetzbar. So könnte man über einen wählbaren Pad-Modus beispielsweise zwischen Noten- Triggern und Steuerung umschalten. Transposition, Direktanwahl von Sequenzen und das Muten von Spuren sind drei Funktionen, die mir in diesem Zusammenhang spontan einfallen.

Note Variation Slider

Auch einen Schieberegler findet man auf der Frontplatte, den sogenannten NOTE VARIATION SLIDER, der das Tuning, die Hüllkurvenzeiten oder die Filter-Cutoff-Frequenz von Sounds beeinflussen kann. Für jedes Pad ist eine eigene Einstellung möglich und notwendig. Man kann vorwählen, ob der Slider nur die Pad-Sounds beeinflußt oder auch auf Sequenzer- Events wirken soll (AFTER). Insgesamt eine gute Sache, scheint mir die Einbindung des Sliders in der von mir getesteten Softwareversion allerdings noch als etwas sparsam: Die im Handbuch versprochene Stellung OFF gab es noch nicht, und vier mögliche Parameter sind ziemlich mager. Zwar kann man dem Slider einen MIDI-Controller zuweisen – somit ist dann auch Panning oder Portamento möglich – das kümmert die interne Klangerzeugung aber offensichtlich herzlich wenig.

Program

Ein Program im MPC2000 ist nicht mit dem gleichnamigen Pendant im S-Sampler vergleichbar. Die Parameter sind ungleich schlichter, denn das Ding ist nun mal auf Drums und das Abfahren von Geräuschen optimiert. Das beginnt damit, dass ein Sound nur einer einzigen Taste und keiner Tastenzone zugeordnet wird, und endet bei simplen Hüllkurven und fehlenden LFOs oder anderweitigen Modulationsmöglichkeiten. Hier kommt natürlich die Drumcomputer-Vergangenheit durch, und unter diesem Aspekt sind die Programs auch völlig in Ordnung, weil eben auch sehr einfach zu erstellen und zu handhaben.

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Klangarchitektur

Ein Program im MPC ist eine Ansammlung von Sounds. Ein Sound wiederum ist ein Sample mit einem Satz an Abspielparametern: Tuning, Hüllkurve, Filter. Wichtig für Drumsounds: Man kann mehrere Sounds gleichzeitig von einem Pad triggern lassen, und man kann bis zu drei Samples zu einem Velocity-Switch kombinieren, der dann ebenfalls auf einem einzigen Pad liegt. Die Velocity- Zone ist frei einstellbar. Eine Pitch-Hüllkurve gibt es im Tuning-Sektor leider nicht, dafür zeigt das Display aber ein Program-Tempo an. Dieser Wert entspricht dem Unterschied zwischen dem eingestellten Tempo und dem Loop-Tempo einer Drumloop, das man ja, wie unten erwähnt, im Sample- Sektor programmieren kann. Hier dreht man das Tuning dann so nach, bis der Tempo-Versatz auf Null steht. Eine praktische Sache – wäre da nicht die grobe Einteilung (mehr dazu unten). Die Hüllkurvenparameter für Lautstärke und Filter beschränken sich auf Attack und Decay. Das ist ganz klar, denn eine Note halten kann man mit einem Pad eben nicht, sondern nur triggern. Man kann beim Decay wählen, ob es direkt nach dem Triggern einsetzen soll, oder ob das Ende der Decay-Zeit genau mit dem Sample-Ende zusammenfallen soll. Drumloops klingen also beispielsweise nicht ab, sondern spielen bei Decay-Time 0 und END-Modus bis zum Ende durch. Die Hüllkurve lässt sich, wenn man Open Window drückt, noch durch die Velocity beeinflussen. Das Filter ist ein 12-dB-Tiefpaß mit Resonanz, mit dem man den Klang nicht spektakulär, aber doch effektiv formen kann. Maximal 64 Sounds fasst ein Program. Das entspricht einer vollen Belegung der Pads bzw. einem recht üppigen Drumkit auf einem MIDI-Keyboard.

Programs erstellen

Hier kommen wir zu einem Punkt, wo das MPC2000 seinen Sampler-Kollegen wirklich was vormacht: Das Zusammenstellen von Programs aus eingelesenen Samples läuft wirklich wie geschmiert. Gehen wir von der Situation aus, dass man eine komplette Drumsample-Sammlung auf Diskette hat, die jetzt noch für das MPC aufbereitet werden muß. Also ab ins DISK-Menü, den ersten Dateinamen angewählt und LOAD gedrückt. Nach dem Laden erscheint eine kleine Dialogbox. Schlage ich jetzt ein Pad an, wird das geladene Sample diesem Pad bzw. der zugehörigen MIDI-Note zugeordnet. Jetzt noch den KEEP-Softkey gedrückt, und sofort ist der Sound spielbar. Alles in allem: Noch nie habe ich so schnell ein Drumkit zusammengestellt wie im MPC. Die Editierung der Sounds geht „dank“ der schlicht gehaltenen Program-Parameter ebenfalls schnell. Natürlich gibt es eine Mute-Funktion, mit der man die offene HiHat von der geschlossenen stoppen lassen kann. Volume und Panorama für jeden Sound setzt man nicht im Program-Edit, sondern im Mixer, dem ich mich weiter unten etwas mehr widmen werde.

Sampling und Editing

Das MPC integriert eine waschechte Sampling- Einheit. An Bord ist ein analoger Sample- Input, per I/O-Board kommt dann noch ein S/P-DIF-Eingang hinzu. Die Sampling-Rate ist auf 44,1 kHz festgelegt. Das Sampling an sich geht einfach und direkt, der Input-Regler sitzt direkt auf der Frontplatte. Leider kann die Aufzeichnung nur durch das Eingangssignal gestartet werden, hier wären der MIDI-Note-Trigger und eine manuelle Option Wünsche für die Zukunft. Zweischneidig ist die Sample-Bearbeitung. Bei längeren Sample-Zeiten baut sich die graphische Anzeige des Samples gähnend langsam auf: Bildschirmaufbau etwa gleich Abspielzeit. Nach Aussage von Akai steht hier aber schon mit dem ersten Update Abhilfe ins Haus.

Die Trim- und Zone-Edit-Features entsprechen ungefähr denen im S-Sampler: Eine beliebige Zone im Sample lässt sich ausschneiden, einfügen oder löschen. Das funktioniert auch ganz glatt. Vermisst habe ich eine so selbstverständliche Funktion wie das Normalizing und auch – zugegeben weniger selbstverständlich – Time-Stretching. Eine kleine Besonderheit ist die Beat-Loop- Funktion: Man kann dem MPC sagen, wie viele Viertel der Loop-Länge entsprechen, und es errechnet daraus das Tempo. Nun kann man mit einem Tuning-Parameter ein angepeiltes Tempo einstellen. Der Komfort: Das Display zeigt das Zieltempo direkt an – Umrechnung im Kopf kann man sich sparen. Der Haken: Die Einteilung ist so grob, daß diese Funktion gerne schon mal das Zieltempo um 0,4 bpm verfehlt. Auch da wäre mir eine Fine-Tuning-Option deutlich lieber. Alles in allem erkenne ich die Sample-Edit- Sektion noch nicht ganz als der Weisheit letzter Schluss – Normalize-Funktion und ein Loop-Crossfade stehen dabei am weitesten oben auf meiner Wuschliste für Updates.


Den kompletten Review findet ihr in der Keyboards-Ausgabe 05/06 2017. Hier versandkostenfrei bestellen. 

№5/6 2017

  • Editorial
  • Facts & Storys
  • Modular Kolumne
  • EVANESCENCE
  • Im Gespräch mit Lars Eidinger
  • HÄMMERN MIT DEN GRANDBROTHERS
  • Reisen & Neuanfänge: Lucy Rose
  • Keys4CRO: Tim Schwerdter
  • Klangbastler Enik & Werkzeugmacher Gerhard Mayrhofer
  • Bei Klavis in Brüssel
  • BACK TO THE ROOTS: AKAI MPC X
  • Dexibell Combo J7
  • DICKES BRETT: POLYEND SEQ
  • Mr. Hyde & Dr. Strangelove jagen Dr. No
  • Visionäre: MIDI In My Head!
  • DIE ELKA-STORY
  • Transkription: Michael Wollny
  • Impressum
  • Inserenten, Händler
  • Das Letzte − Kolumne

 

Sequenzer

Der Sequenzer im MPC2000 ist ein Pattern- Song-Sequenzer nach alter Väter Sitte. Das bedeutet, dass hier nicht nach dem Bandmaschinenprinzip durchgängig aufgenommen und das Song-Arrangement durch Mehrspurgeschnippel realisiert wird. Vielmehr erstellt man die Songteile als Patterns und hängt sie in einer Abspielliste aneinander. So arbeiteten die ersten Software-Sequenzer, und diesem Prinzip weinen viele mit Recht heute noch nach, ist es doch für performanceorientierte Musik das flexibelste. Tragendes Element des Sequenzers ist die Sequenz – das ist das, was man üblicherweise als Pattern bezeichnet. Eine Sequenz kann bis zu 64 Tracks umfassen, und das ist schon eine ganze Menge. Im Extremfall kann man also jedem Pad eine eigene Spur zuweisen.

Recording

Die Möglichkeiten, Events in den MPC zu bekommen, reflektieren den Standard:

– Realtime-Recording

– Step-Recording

– Multitrack-Recording – das Aufzeichnen eines kompletten Mehrspur-Arrangements von einem externen Sequenzer.

Die MIDI-File-Option ist ein weiterer Weg, den ich unten näher beschreibe. Zentrale Page des Sequenzers und damit des MPC2000 ist der äußerst sinnvoll aufgeteilte MAIN SCREEN, der jederzeit über einen eigenen Taster aufgerufen werden kann. Zum einen setzt man hier Sequenzer-Parameter wie Tempo, Taktart, Vorquantisierung oder Loop, zum anderen kann man hier die Spuren einstellen: internes Program oder MIDI, Program oder eine prozentuale Velocity-Skalierung. Das Realtime-Recording funktioniert so wie bei anderen kleinen Mädchen auch, im Loop- Modus bietet das MPC die typischen Recording- Funtkionen eines Drumcomputers. Man kann Noten dazuspielen, einzelne Events durch Festhalten des Pads weglöschen und so weiter. Auffällig ist hier – wie auch an anderen Stellen – dass bei laufendem Sequenzer viele Parameteränderungen nicht möglich sind. Wenn man also auf eine Achtel-Bassdrum eben die HiHat setzen und dafür die Quantisierung auf 32tel ändern will, muss man den Sequenzer zuvor stoppen. Auch Spurwechsel oder Änderung der Sound-Zuweisung sind bei laufendem Sequenzer nicht möglich. Man kann dieses Problem zur Zeit durch Erstellung eines „Default-Patterns“, bei dem alle Einstellungen schon vor der Aufnahme vorgenommen wurden, umgehen, endgültig Abhilfe soll hier das erste Update schaffen.

Edit-Funktionen

Die Editierfunktionen für Sequenzen sind in Ordnung: Kopieren, Löschen, Schneiden einzelner Sequenzen und Tracks ist kein Problem, die Quantisierung bietet neben den gängigen Rastern auch eine prozentual einstellbare Swing-Funktion und kann sowohl während der Aufnahme aktiviert als auch später darübergerechnet werden. Ein Highlight ist die Funktion SUSTAIN PEDAL TO DURATION. Diese rechnet Sustain-Pedal- Events auf die Notenlängen um und löscht sie anschließend. Der Vorteil: Man braucht beim Löschen von Passagen nicht mehr darauf zu achten, ob darin ein Sustain-Off-Event lag. Das leidige Problem hängender Sustain-Pedale lässt sich damit wirkungsvoll lösen.

Step-Editor

Die Step-Page ist auch gleichzeitig der Event- Editor des MPC. Wenn man dorthin wechselt, kann man jederzeit entweder die vorhandenen Events bearbeiten oder auch neue einfügen. Der Step-Editing-Komfort ist hervorragend. So gibt es eine Copy/Paste-Funktion, mit der man eine ganze Selektion von Events vervielfältigen oder – in Verbindung mit Delete – verschieben kann. Selbstverständlich kann man Rhythmen, Ton- oder Akkordfolgen komfortabel einstellen: Dazu gibt man eine Schrittweite vor. Nach jedem Event rückt der Sequenzer automatisch einen Schritt weiter. Mehr der Ordnung halber möchte ich erwähnt haben, dass der Step-Editor unseres Testmodells nach Copy-Vorgängen die Anzeige der Events verweigerte, was aber sicher schon mit dem ersten Software-Update behoben sein wird.

Tempo und Taktart

Tempo wie auch Taktart lassen sich jederzeit per Step-Editing variieren. Warum man die Tempoänderungen allerdings nicht aufzeichnen kann – das wäre etwa in Verbindung mit Tap-Tempo ein Oberfeature – bleibt Akais Geheimnis. Auch die Pads oder der Variation-Slider ließen sich hervorragend zur Temposteuerung einsetzen. Dafür gibt’s aber noch ein Leckerchen: Das Bar- Beat-Display lässt sich auf SMPTE-Darstellung umschalten.

Song-Mode

Den Sequenzen übergeordnet ist der Song- Mode, in dem die Sequenzen durch Hintereinanderhängen zu einem – richtig – Song zusammengesetzt werden. Was Akai hier an Einstellungsmöglichkeiten anbietet, ist ziemlich rudimentär. Weder lässt sich pro Song-Step die Länge der Sequenz begrenzen, noch kann man irgendwelche Nettigkeiten wie Transposition oder Mutes einstellen. Damit ist man gezwungen, jede auch noch so kleine Variation einer Sequenz wirklich im Main-Screen durch Kopieren und Schneiden als Datenpaket zu generieren – unkomfortabel und speicherfressend. Da nimmt man dankbar zur Kenntnis, dass es immerhin eine Repeat-Funktion im Song-Step gibt. In diesem Zusammenhang kommt mir der Wunsch, im Song-Arrangement mehrere Ebenen parallel laufen lassen zu können, wie Anmaßung vor. Warum nicht ein Arrangement laufen lassen und daneben auf einer durchgängigen Sequenz jammen? Warum nicht eine Drumsequenz durchlaufen lassen und daran harmonisch unterschiedliche Bass/Akkord/ Melodie-Sequenzen koppeln?

Mixer

In der Mixer-Page lassen sich für die 64 Spuren Volume und Panorama einstellen. Wenig schön finde ich, dass der Mixer weder bei laufendem Sequenzer zugänglich ist, noch der Sequenzer gestartet werden kann, wenn man sich im Mixer-Modus befindet. Es stellt meines Erachtens den Sinn eines solchen Mixers in Frage, wenn man ständig hin- und herschalten muss, um die Mix-Einstellungen abzuhören, zumal der Mixer nur über eine Shift-Kombination zugänglich ist. Hier sollte sich in Zukunft wirklich noch etwas tun, damit der Mixer zu dem Werkzeug wird, das er sein könnte.

Echtzeit-Eingriffe

Wenn man einen Sequenzer auf der Bühne einsetzt, möchte man natürlich auch mal ins laufende Geschehen eingreifen. Hier zeigt sich das MPC2000 mit der Softwareversion 1 noch nicht ganz auf MPC3000-Niveau. Tracks muten und die nächste Sequenz anwählen kann man, das ist aber auch schon alles. Gerade bei einer elektronischen Live-Performance wünscht man sich da deutlich mehr. Warum lassen sich Sequenzen nicht in Echtzeit transponieren, warum kann man bei laufendem Sequenzer nicht flexibel zwischen Mixer, Sequenzer und Program-Parametern hin- und herschalten, warum lassen sich die Pads überhaupt nicht für Steuerungsfunktionen (Mute, Sequenzwechsel, Transposition) einsetzen?

Disk

Das MPC2000 liest und schreibt DOS-kompatible Disketten, wozu auch Disks anderer Akai- Sampler gehören. Über den SCSI-Port sollen sich weiterhin alle erdenklichen SCSI-Medien anschließen lassen. Ich hatte damit soweit auch kaum Probleme, allerdings verweigerte das Teil hartnäckig die Zusammenarbeit mit Festplatten und Medien, die mit einem anderen Gerät als dem MPC selbst formatiert waren. Es erkannte in diesen Fällen ein SCSI-Laufwerk, zeigte aber selbst bei einem S-3200-XL-Medium im Typ-Feld nur „????“. Unkomfortabel ist zur Zeit die Anwahl der SCSI-Adressen, da SCSI und Floppy mit demselben Parameter angewählt werden. Wenn man beispielsweise mit einem Laufwerk auf SCSI-ID 6 arbeitet und zwischendurch ein Sample von Disk laden will, mu ssman durch alle SCSI-Adressen scrollen. Das ist zwar auch beim S-Sampler so, geht dort aber wesentlich schneller.akai-mpc2000-6

RAM und Flash-ROM

Das MPC2000 kommt serienmäßig mit nicht eben üppigen 2 MB RAM, lässt sich allerdings äußerst preisgünstig – 16-MB-SIMMs bekommt man zur Zeit für gerade mal drei Hunderter – auf bis zu 32 MB aufrüsten, und damit kann man wirklich loslegen. Diese preiswerte Möglichkeit der Speicheraufrüstung ist meines Erachtens allein schon ein dickes Argument für das MPC2000. Dazu wird die Flash-ROM-Option kommen, die ja auch die S-Sampler aus der XL-Serie bieten. Flash-ROM ist nichtflüchtiger Speicher, der nach dem Ausschalten erhalten bleibt, für einen Drum-Sampler wie diesen also eine ideale Möglichkeit, die Standard-Drumsounds und das Betriebssystem abzulegen. Das bedeutet dann: Flash-ROM lässt sich für den Autoboot benutzen, und damit wird die gern vergessene Boot-Diskette überflüssig. Der Sampler behandelt das Flash-ROM als Laufwerk – sozusagen eine immer präsente 8-MB-Platte, die als RAM-Disk einsetzbar ist.

Synchronisation

Das MPC akzeptiert und erzeugt serienmäßig die gängigen Synchronisationsarten: MIDI-Time- Code (MTC) und MIDI-Clock, wobei es auf MIDI-Time-Code im Test allerdings nicht reagieren wollte. Sendeseitig funktionierten hingegen sowohl MTC als auch MIDI-Machine-Control zur Fernsteuerung von Bandmaschinen. Optional kann man ein SMPTE-Board einbauen, das wir allerdings noch nicht testen konnten.

Kompatibilität

Bei jedem sampleverarbeitenden Gerät stellt sich heutzutage die Frage, aus welchen Richtungen es Samples schlucken kann. Laut Angabe von Akai ist das MPC2000 zu folgenden Sample-Formaten kompatibel:

– Akai S1000-, S1100-, S3000- und S3000XLSerie, MPC3000,

– E-mu EIII-Sampler,

– Roland S-750/S-760 und

– 16-Bit-WAV-Files von DOS-Disks.

Das ist eine recht ordentliche Liste, wobei sich im Test allerdings zeigte, dass man hier zur Zeit noch mit ein paar Einschränkungen leben muss. So las das MPC zwar anstandslos meine S1100/3000-Disketten, verweigerte aber hartnäckig Harddisks, die es nicht selbst formatiert hatte – einschließlich 1100er- und 3000er- Disks.

WAV-Files wurden ebenfalls fehlerfrei geladen, allerdings nur von Diskette. Die E-mu- und Roland-Kompatibilität ist erst fürs nächste Update angekündigt, und dann entscheidet sich wohl auch, ob das MPC-60- Format noch mal akzeptiert wird – momentan stehen die Zeichen eher auf „Nein“. MPC3000-Disks dagegen werden jetzt schon direkt genommen, inklusive Songs und Sequenzen, versteht sich.

MPC2000 Und S-Serie

Da viele potentielle Anwender des MPC2000 im Studio oder zu Hause bereits mit einem Akai-Sampler arbeiten, ist es vielleicht interessant zu wissen, inwieweit man diese Geräte untereinander verquicken kann. Nun, S-Program und MPC-Program sind zwei völlig verschiedene Dinge. Lediglich die rohen Samples werden genommen, die Zuordnung zu den Tasten muss man neu programmieren. Man sollte also alles, was auf der Bühne mit dem MPC realisiert werden soll, auch auf dem MPC programmieren.

MPC als Hardwaresequenzer

Nun muss man das MPC ja nicht zwingend als Stand-alone-Gerät einsetzen, sondern kann es zur Zentrale eines größeren MIDI-Setups machen: Anstelle der Pads schließt man ein MIDI-Keyboard an einen oder beide MIDI-Ins an, und zur internen Klangerzeugung kommt halt noch der Synthie-Park hinzu. Mit 32 MIDI-Kanälen ist das MPC allein zwar den Anforderungen eines großen Studios nicht gewachsen – für Vorproduktionen oder auf der Bühne ist das aber fast schon wieder Luxus. Im Test funktionierte das System aus MPC und Keyboards phantastisch. Zum Einspielen von MIDI muss man nicht mal etwas einstellen. Wer die Pads nicht benutzen will, arbeitet halt mit irgendetwas Externem. Auch die Kombination interner und externer Tracks lief problemlos, timingmäßig gibt es absolut keinen Versatz – wie das Timing übrigens ohnehin eine Stärke des Gerätes ist. Für langsame Sounds oder hinkende Klangerzeuger gibt es sogar eine Shift-Timing-Funktion – alles bestens.

MIDI-Files

Standard-MIDI-Files akzeptiert das MPC ohne Abstriche. Ich habe zum Testen diverse, teilweise sehr komplexe MIDI-Files mit vielen Sys- Ex-Daten in das MPC eingeladen. Das Laden machte keine Probleme, das Abspielen erledigte das MPC wie ein dicker Computer mit Dutzenden von Outs. Ein MIDI-File wird automatisch in eine Sequenz umgewandelt, und hier kann man dann anschließend die Zuweisung interner und externer Sounds editieren – wollte ich mehr?

Stabilität

Das können wir kurz machen: Mir ist das Gerät während des Tests nicht einmal abgestürzt oder hat Daten verloren. Das einzige Problem, das ich ausfindig machen konnte: Bei exzessiver Benutzung der Copy/Paste-Editierung versagte der Step-Editor gern mal die Event- Anzeige, und das kann man nun wirklich nicht als Beinbruch bezeichnen. Auch exzessive Ein- und Ausschaltmanöver, wildes Herumklopfen auf den Pads oder ähnliche Gemeinheiten aus unserem Bühnensimulationsprogramm konnten den MPC nicht wirklich aus der Ruhe bringen – hier ist er einem Computer auf jeden Fall haushoch überlegen.

Fazit

Mit dem MPC2000 hat Akai ohne Frage einen potentiellen Renner geschaffen. Die Hardware stimmt, das Konzept ist reizvoll, Sampler und Sequenzer sind auf hohem Niveau, und als „preislich halbierte MPC3000“ ist das Gerät für einen großen Kundenkreis interessant. Die Software bietet einen Vorrat von sehr zuverlässig arbeitenden Grundfunktionen, wobei, wie im Laufe des Tests an der ein oder anderen Stelle vermerkt, hier sicher noch Raum für Erweiterungen und Optimierungen ist. Schon jetzt aber darf man Akai bescheinigen, all denen, die immer von einer MPC3000 geträumt haben, sich diese aber nicht leisten konnten, die Erfüllung ihres Wunsches ein gehöriges Stück näher gebracht zu haben.


Profil

Konzept:

Drum-Computer/ Sequenzer mit integriertem Sampler

Sampling:

16 Bit linear, Sampling-Rate 44.1 kHz

Polyphonie:

32 Stimmen

Architektur:

resonanzfähiges 12-dB-Filter und ENV-Generator pro Stimme

RAM-Kapazität:

2 MB, auf 32 MB per SIMMs erweiterbar, optional 8-MB Flash-ROM Anzahl Samples/Programs: max. 128 Samples und 24 Programs gleichzeitig, maximal 64 Samples proProgram

Display:

248-x-64-Punkt Graphik LCD, hintergrundbeleuchtet

Pads:

16, anschlagdynamisch und druckempfindlich; vier Pad-Gruppen

Sequenzer:

100.000 Noten, 99 Sequenzen, 64 Tracks pro Sequenz, 20 Songs je 250 Steps, maximale Auflösung 1/384 (96ppq)

MIDI:

2 x MIDI-In, 2 x MIDI-Out (32 Kanäle), MTC, MMC, 16-Channel-Record

Audio-Anschlüsse analog:

Stereo-Input Klinke symmetrisch, Stereo-Output Klinke unsymmetrisch, optional 8 Einzelausgänge Klinke unsymmetrisch, Kopfhörer

Audio digital (optional):

SP/DIF In/Out

SCSI:

1 x 25-pin D-Sub

Besonderheiten:

TAP-Tempo, Löschen und Muten bei laufender Sequenz, Realtime-Editing von Loops und Sounds, Note-Variation-Regler

Floppy:

3,5”-HD, DOS-kompatibel Kompatibilität: Samples der 1000- 3000er-Sampler, MPC3000, WAV; E-III und Roland in Vorbereitung

Optionen (Preise):

EB16 Multieffekt-Prozessor Board: DM 830,– 8 MB Flash-RAM-Board FMX008M: k. A. 8 Parallel-Out und Digital I/O IB-M208P: DM 699,– IB-M20T SMPTE-Board: k. A.,- RAM-SIMMS 72ns je nach Anbieter

Maße/Gewicht:

405 x 328 x 126 mm; 6,3 kg

Unverb. Preisempfehlung:

DM 2790,–


+ „fast“ ein ganzes MPC3000 zum halben Preis

+ zuverlässiger Hardware-Sequenzer

+ hervorragendes Timing

+ professioneller Drum-Sampler auf S-Modell-Basis

+ robuste Hardware mit guter Ausstattung

+ RAM mit Standard-SIMMs erweiterbar

+ Flash-ROM-Option

+ Einzelausgänge, Effektboard und SMPTE-Synchronisation nachrüstbar

+ SCSI

– kaum Echtzeit-Eingriffe in Songablauf und -gestaltung möglich

– Bedienung besonders für MPC3000-Anwender gewöhnungsbedürftig

– Mixer nicht bei laufendem Sequenzer editierbar

– MIDI-Trigger, Loop-Crossfade, Normalizing, Time-Stretching im Sample-Edit fehlen

– SCSI-Funktionen noch nicht voll implementiert

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