Flach wie eine Flunder ist er, der Behringer EDGE Percussion-Synthesizer. Im stabilen pinken Stahlblechgehäuse mit den attraktiven Holzseitenteilen bringt er nicht nur standfeste 1,6 kg auf die Waage, sondern auch klangstarke analoge Potenz ins Haus. Mitgeliefert werden sowohl Netzteil als auch 6 Patchkabel.
Mit MIDI über Standardbuchsen (DIN) und USB sowie einem Steckfeld mit 15 Eingängen und 9 Ausgängen für Steuerspannungen im Eurorack-Format ist der Edge sehr kontaktfreudig, um im Verbund mit Hardware und DAW zu agieren.
Wenngleich in Aussehen und Gestaltung komplett anders, lässt sich die Ähnlichkeit zum Moog DFAM nicht leugnen. Vergleicht man einmal Funktionsumfang, Parametrisierung und modulare Ein- und Ausgänge, wir das sofort deutlich. Einzig die Möglichkeit Noise von White auf Pink zu schalten, hebt den EDGE vom Vorbild ab.
Behringer EDGE – auspacken & in Grundstellung bringen
Die Potis sind angenehm bedämpft, was präzise Einstellungen erleichtert und versehentliches Verstellen der Regler verhindert. Die Potiknöpfe könnten für meinen Geschmack etwas griffiger sein. Dank der gut kontrastierenden weißen Zeiger sind die Reglerstellungen aus allen Perspektiven gut zu erkennen.
Frisch ausgepackt, stehen alle Potis des EDGE auf Linksanschlag und somit gibt der Synth erst einmal keinen Laut von sich. Behringer empfiehlt, alle Regler auf die 1-Uhr-Position zu stellen. Die Modulations-Regler für 1-2 FM AMT, NOISE/VCF MOD, etc. kann man aber zunächst geschlossen lassen, bis sich ein Grundsound etabliert hat.

Semi-modularer Aufbau mit kraftvollem Filter
Der Behringer EDGE folgt zunächst dem typischen Aufbau eines einfachen, analogen Monosynths. Zwei VCOs, die jeweils Rechteck- oder Dreieck-Welle liefern, werden mit Noise in den Klangfarben White oder Pink gemischt dem Filter zugeführt. Dieses ist (wen wundert es?) als 24-dB Ladder-Filter ausgeführt, das sich zwischen Tief- und Hochpass umschalten lässt.
Es gibt drei Hüllkurven, jeweils eine für die VCOs, das Filter und den VCA. Sie sind als Decay-Envelopes recht einfach gehalten, aber für perkussive Sounds gut geeignet. Damit auch sanftere Klänge wie z.B. Cabasa gelingen, lässt sich der VCA MODE von Fast auf Slow schalten, was insbesondere die Attack-Zeit verlängert.
Einen LFO gibt es nicht, dafür aber die Modulationssignale, die man braucht, um eine breite Palette an Drum- und Percussion-Instrumenten abzubilden. Dazu gehören die VCO-Envelopes, VCO 1-2 FM, Hard-Sync und die Möglichkeit, Noise oder externe Signale als Filter-Modulation zu nutzen. Weitere Verbindungen, intern wie extern, warten in der oberhalb der Regler zu findenden Patchbay.
Die Patchbay – Verbindung zur Außenwelt
Mit den Bordmitteln des Behringer EDGE lässt sich bereits eine große Vielfalt an Klängen erzeugen. Aber da geht noch mehr. Die 5 Eingänge und 9 Ausgänge im Eurorack-Format (0 – 5 V, -5 – +5 V) im oberen Teil des Synthesizers bieten bereits ohne externe Module einige interessante neue Modulationen.
Lassen wir doch mal die Sequencer-Lane für Pitch das VCA-Decay steuern und die Velocity-Spur als zweite Modulationsquelle auf das Filter wirken. Dazu könnte man das NOISE LEVEL vom OSC EG Ausgang kontrollieren lassen. Verbinden wir den Ausgang von OSC1 oder 2 mit dem VCF MOD Eingang, haben wir Filter-FM. Hier zeigt schon wenig Pegel große Wirkung. Wer bereits externe Module besitzt, wird sicherlich reichlich Ideen finden.

Filter, Sync und Modulationen
Im klanglichen Zentrum steht natürlich das 24 dB Ladder-Filter. Im LP-Mode mit den VCO-Level Reglern in Mittelstellung klingt das Filter sauber, druckvoll und konturiert. Legt man im Eingangspegel nach, indem man die VCO-Levels ganz aufdreht, tritt leichte eine Kompression ein und die Resonanzspitzen weichen etwas zurück. Mit steigender Resonanz sinkt der Filterpegel ein wenig, von der 2-Uhr-Stellung des Reglers setzt langsam das Zwitschern der Selbstoszillation ein.
Dem insgesamt kernigen Sound des Filters kann man mit verschiedenen Modulationen auf die Sprünge helfen. Am zweiten Modulationsregler liegt ohne externe Quelle WHITE bzw. PINK NOISE an. Das raut den Sound deutlich an und erzeugt, mit dem Rauschen als Eingangssignal, eine Snare samt Teppich.
Die Sequencer-Lanes kann man auch gut nutzen, um das Decay von VCF oder VCA zu steuern. Das sorgt für subtile Veränderungen, die eine Sequenz lebendig machen. 1-2 FM AMT fügt je nach VCO Frequenzverhältnis oktavierende oder metallische Seitenbänder zu.
Die Wirkung der Envelope-Regler hängt stark von der Stellung des EG/VCO 1&2-Reglers ab. Bei Linksanschlag erzeugt die Hüllkurven einen deutlichen Punch, wie wir ihn für den Kick einer Bassdrum brauchen. Mit sorgfältig gewählter Balance zwischen den Envelope- und EG/VCO 1&2-Reglern kann man hier entscheidenden Einfluss auf das Einschwingverhalten nehmen, was prägend für viele Percussionsounds ist.
Behringer EDGE im DAW-Verbund
Stellt man den Clock-Schalter im Sequencer auf MIDI oder USB, startet, stoppt und folgt die Sequenz dem Songtempo. Man kann natürlich den EDGE auch als ausdrucksstarken Bassline-Synthesizer mit Sequenzen aus der DAW verwenden. Hierbei ist zu beachten, dass die Gate-Länge (Trigger) der Noten deutlich kürzer sein sollte als das VCA-Decay. Sonst nämlich springt die Tonhöhe nach dem Decay auf den Wert des aktiven internen Sequencer-Steps.
Der Behringer EDGE hat keine Preset-Speicher und eine Stimme, während seine Soundpalette den gesamten Percussion-Bereich abdecken kann. Darüber hinaus ist er auch für druckvolle Basslines bestens zu gebrauchen. Daher hat Behringer einen polyphonen Modus namens Poly Chain implementiert, mit dem sich bis zu 16 EDGE Synths über MIDI verbinden lassen. Über die Synthtribe-Software kann man diesen aktivieren und dann zwischen Poly-, Mono- und Unisono-Modus wählen.

Mit der Synthtribe-Software von Behringer kann man bis zu 16 EDGE Synthesizer polyphon oder unison nutzen. (Bild: Behringer)
Aber bereits mit einem EDGE lässt sich viel anstellen. In Verbindung mit der DAW lasse ich gern die Aufnahme (MIDI und Audio) mitlaufen, während ich einen Sound gestalte. Manchmal liegen da interessante Sachen auf dem Weg zum Zielklang, auf die man später zurückkommen kann. Wenn der Sound gefunden ist, wandert dieser in die ständig wachsende Sample-Bibliothek, die dann ganz aus eigenen Kreationen besteht.
Fazit
Alles in allem präsentiert sich der Behringer EDGE als ein solider, analoger Synthesizer mit großem Klangpotential, der locker über seine Aufgabe als Percussion-Synthesizer hinauswächst. Er ist etwas kleiner als eine DIN-A-4 Seite und dank des semi-modularen Aufbaus lässt er sich gut in bestehende Eurorack-Systeme integrieren. Für den derzeit gültigen Kurs könnte man glatt in Versuchung kommen, gleich zwei der kleinen Biester zu erwerben.
Übrigens, wem der Look des EDGE zu pink ist, der kann ihn mit einem Overlay von Oversynth ergänzen.
Pro
-
kraftvoller, analoger Sound
-
auch für Basslines gut geeignet
- Poly Mode zur Synchronisation mehrerer Geräte
Contra
-
Potiknöpfe könnten griffiger sein
Link zur Herstellerseite: Behringer
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Behringer EDGE
Der Behringer Edge ist ein Clone des analogen Percussion-Synthesizers Moog DFAM.
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