Hüter der Etikette

Classic Cantabile DP-A 610 – Homepiano im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Klassisch. Gesanglich. Große Worte für ein Digitalpiano, welches zudem noch echte Alleskönnerqualitäten an die Frau und auch den Mann bringen möchte. Schwarze Gewandung und pianesk traditionelle Ästhetik sind dabei natürlich obligatorisch.

Beim Classic Cantabile DP-A 610 handelt es sich um das neuste Vollwertprodukt aus der Hausmarkenlinie des Musikhauses Kirstein. Ein Lebendgewicht von beinahe 60 kg verspricht neben einer soliden Substanz die Erfüllung von Ansprüchen, wie man sie an ein wohnraumtaugliches Instrument nach akustisch-phänotypischem Vorbild gemeinhin stellt.

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Vor dem Vergnügen kommt die Arbeit! Wer versucht, das DP-A 610 im Alleingang zu montieren, darf sich zwar ein Fleißkärtchen abholen, wird aber in der Regel schnell seinen Nachbarn um Hilfe bitten. Angesichts Größe und Volumen funktioniert das besser mit vier halbwegs geschickten Händen und ein wenig Erfahrung in schwedischer Möbelkonfektion, um das Digitalpiano samt Karton von der Palette zu befreien und ordnungsgemäß zusammenzuschrauben. Steht erst einmal alles gut und sicher, kann man sich nach Verkabelung mit dem mitgelieferten Netzteil und dem Andocken der Molex-Steckerverbindung für die Pedal-Controller an die Hauptplatine auch schon ans Anschalten und die genauere Betrachtung des geleisteten Tagewerks machen.

Rückseitig bietet das Classic Cantabile DP-A 610 ein MIDI-Buchsen-Duett, einen Stereoklinkenausgang zum Anschluss externer Monitore sowie einen USB-Port zur Verbindung mit einem DAW-Rechner. Bis zu zwei Kopfhörer, ein USB-Stick (MP3-Aufnahme/-Wiedergabe), eine externe Klangquelle (AUX-IN) sowie ein dynamisches Mikrofon lassen sich über das linker Hand unterhalb der Tastatur unauffällig untergebrachte Modul anschließen. (Bild: Dieter Stork)

Zunächst einmal fällt in diesem Zusammenhang auf, dass das von Kirstein beworbene Matt-Schwarz einen eigenartigen bis ungewöhnlichen, wenn auch nicht unattraktiven Blaustich besitzt. Statt einer klassischen Scharnierlösung verfügt das Classic Cantabile über eine elegante, sich nach hinten über die Tasten hinweg ins Gehäuse schiebende Klaviaturabdeckung.

Für die notwendige Akustik stehen dem Digitalpiano jeweils zwei im Gehäuse verstaute 40-Watt-Tieftöner und 20-Watt-Hochtöner zur Seite. Die 88-tastige Klaviatur verfügt neben einer integrierten Hammermechanik auch über die mittlerweile zum guten Ton gehörende Dreifachsensorik sowie softwareseitig insgesamt sechs wählbare Velocity-Kurven.

Die Verarbeitung ist ordentlich und überzeugt neben einem großzügigen und gut lesbaren Display mit hochwertigen Metallpotiknöpfen sowie taktil ansprechenden Buttons.

Übersichtliches Bedienpanel mit formschönen Metallpotiknöpfen und großzügigem Display.

Konzeptionell handelt es sich beim DP-A 610 um eine Chimäre aus opulentem Arranger-Keyboard und Digitalpiano, was sich auch in dem stattlichen Angebot von 1.200 Sounds, 13 Drum-Sets in Kombination mit 270 fertigen Styles mit jeweils vier Varianten und Fill-ins niederschlägt. Die integrierte Akkordfunktion ist dabei in der Lage, bis zu 32 Akkorde in sämtlichen Umkehrungen korrekt zu interpretieren. Darüber hinaus lassen sich neben mitgelieferten Songs natürlich auch MP3-Songs abspielen sowie eigene aufnehmen. Der vorhandene Sequenzer verarbeitet dagegen interessanterweise nur maximal einen Song, allerdings mit insgesamt 16 mischbaren Tracks.

Zur klanglichen Optimierung stehen außerdem 6 Master-EQ-Typen, 11 Reverb-Programme, 12 Chorus-Algorithmen und 15 andere Sound-Effekte bereit, ergänzt um 9 Harmonie-Performance-Varianten in Abhängigkeit zur gespielten Akkordstruktur.

(Bild: Dieter Stork)

What’s that sound?

Bei den samplebasierten Soloinstrumenten akustischer Natur finden sich einige recht brauchbare Brot-und-Butter-Sounds, angereichert mit zahlreichen Orgelvarianten aus den unterschiedlichsten Genres. Die Sound-Library ist umfassend, aber klanglich gehört sie nicht zu den Highlights der heutigen Zeit – den Schwerpunkt haben hier die Konstrukteure woanders gelegt. Die Königsdisziplin, in der sich ein Digitalpiano für den Heimbereich meiner Meinung nach in vorderster Front beweisen muss, bleibt nämlich die Reproduktion akustischer Klaviere und Flügel. Hier erfüllt das DP-A 610, obgleich es den Rahmen der preislichen Möglichkeiten nicht zu sprengen vermag, dennoch seine Pflicht. Die Hammermechanik spielt sich angenehm und lebt zudem vom Kompromiss höchstmöglicher Vielseitigkeit.

Stellt sich abschließend nur noch die Zielgruppenfrage. Wer für sein Geld nominell möglichst viel Inhalt in einem einzigen Paket erwartet, sollte das DP-A 610 ins Auge nehmen. Schließlich verhält es sich beim Probanden wie bei einem »All You Can Eat«-Angebot zum Preis eines überschaubaren, aber guten Essens à la Carte. Wem Ersteres mehr zusagt, der sollte beim Gebotenen mehr als satt werden, wem etwas Feinsinnigeres und Puristischeres vorschwebt, findet entsprechende Alternativen in gleicher Preiskategorie … auch beim Musikhaus Kirstein.


Hersteller/Vertrieb: Classic Cantabile / Musikhaus Kirstein
Internet: www.kirstein.de
Preis: 780,− Euro

Unsere Meinung:
+ Vielseitigkeit
+ Verarbeitung

Kommentare zu diesem Artikel

  1. ich hätte von der Bewertung schon etwas mehr erwartet, z.B. die Ausklingphasen der Piano Voices und nicht so ein allgemeines Wischiwaschi!
    Passt für mich auch zu den Bewertungen auf der Kirstein Homepage, die meiner Überzeugung nach allesamt geschönt sind und nicht der realität entsprechen.
    Ich bin selber genötigt worden eine negativ Bewertung zurück zu nehmen, es stand ja noch die Rückzahlung meines zurückgeschickten Piano Bundles aus.

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    1. Wow danke
      Das hat wirklich geholfen ich hätte mir aber auch mehr infos gewünscht z.b. was über die anschlagdynamik….

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