Der Klang von Moog:

Rick Wakeman Solosound of Prog-Rock – auf dem Minimoog V

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Rick Wakeman, Beherrscher monströser Keyboardburgen, verfolgt in der Soundgestaltung seines Minimoogs ein eher orchestrales Konzept, das sich so von Jan Hammers komprimiertem Soloklang unterscheidet. Mithilfe des Arturia Minimoog V bauen wir Ricks Sound nach und analysieren sein Solospiel.

Rick Wakeman an seinem Moog

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Der hier gezeigte Sound repräsentiert einen der typischen Solosounds, die Rick Wakeman in den 70er-Jahren live auf die Bühne brachte, als er z. B. als Mitglied der Prog-Rock-Super-Gruppe Yes auftrat. Dieser Sound gewinnt noch an Authentizität, wenn er z. B. zusammen mit den Strings und Chören eines Mellotrons erklingt.

Zum Solospiel

In seinem Solo hörst du eine klassisch angehauchte Akkordfolge, der mächtige Solosynth spielt ein „fettes Thema“, wie es im Orchester von den Kontrabässen und Celli gespielt würde. Schön wirken die beiden Glissando-Effekte in Takt 9 und 10: Das erste wird manuell durch das Rutschen über die Tasten erzeugt – hier verhindert die lange Decay-Einstellung, dass durch Ungenauigkeit beim Rutschen Lücken im Glissando entstehen. Das zweite Glissando wird durch den Sprung vom e zum a erzeugt – dieser Effekt wirkt perkussiv und hat einen gewissen Punch, da ist die recht kurze Glide-Einstellung von entscheidender Bedeutung.

Zwischen der Bass-Melodie und dem eigentlichen Solo hast du wenig Zeit, um den Klang umzuschalten. Wenn du nicht wie Rick Wakeman zwei Minimoogs auf der Bühne hast, kannst du einfach einen Trick anwenden und mit den blauen Kippschaltern im MIXER den ersten Oszillator ausschalten und stattdessen den bisher schweigenden dritten Oszillator aktivieren. Der Unterschied ist zwar nicht spektakulär, aber der Ton bekommt durch die beiden Oszillatoren in der gleichen 8′-Fußlage mehr Biss. Du kannst den Klang zusätzlich „anschärfen“, indem du am Moog den Wert der Filter-Emphasis bis ca. 7 aufdrehst.



№4 2017

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Im Solo kommt das Pitchbend nicht zum Einsatz, stattdessen werden die Töne durch den Glide-Effekt „gebeugt“. Die Ursache dafür ist, dass Keyboard-Burgherr Wakeman die linke Hand meist für weitere Synthpad-, Orgel- oder Klavierklänge benötigt, deswegen haben die Glide-Einstellung und auch der Decay-Wert in der Loudness-Abteilung besondere Bedeutung. Du kannst die Glide-Intensität auch während des Solos variieren und z. B. größere Werte als 4 für dramaturgische „Tonabstürze“ ausprobieren – beachte aber, dass dadurch das Timing und die Schnelligkeit der Tonfolgen beeinflusst werden.

Das eigentliche Solo wird über dem Orgelpunkt C gespielt. Das Tonmaterial entstammt überwiegend einer pentatonischen Skala, die aus den Tönen c-e-f-g-b besteht. Es handelt sich dabei nicht um die geläufige Dur-Pentatonik (c-d-e-g- a), sondern um die indische Variante. Diese entspricht im Prinzip der mixolydischen Skala, allerdings fehlen die zweite und sechste Stufe. Auch die japanische Pentatonik klingt sehr interessant – diese wird zwar nicht in diesem Solo eingesetzt, ich möchte sie aber als eine Anregung für das eigene Solieren zumindest erwähnen.

Das Solo auf der Aufnahme ist recht frei eingespielt – die Notation der Anfangstakte habe ich ein wenig „quantisiert“. Einen kleinen Eindruck dieser Beispiele erhältst du im zweiten Klangbeispiel. Das genaue Nachvollziehen der Rhythmik ist nicht so wichtig, die vielen kleinen Umspielungen und Triller machen den eigentlichen Reiz aus. Und hier ist vor allem die Triller-Reibung zwischen der Terz (e) und Quarte (f) entscheidend, denn diese macht die Eigentümlichkeit der indischen Pentatonik aus – siehe Notenbeispiel 3 und 4.

Die Skala kann jederzeit variiert werden, indem die beiden fehlenden Töne der mixolydischen C-Skala (d und a) einbezogen werden. Um den Glide-Effekt zur Geltung kommen zu lassen, empfiehlt es sich, auch langsame Passagen mit Tonsprüngen einzubauen – die Figur in Notenbeispiel 6 könnte übrigens auch durchaus im Viertelnoten-Tempo gespielt werden.

Hier nochmal eine Übersicht am Moog:

Rick_Wakeman_Diagramm1

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