Aus dem Archiv: Mehr Begleit-Tracks in der Hinterhand

Roland BK-5 – Das Homekeyboard der Mittelklasse im Test

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Roland BK-5 Portable Keyboard_01

Als „Backing Keyboard“ bezeichnet Roland das  Porti Roland BK-5. Das klingt nicht nur cool, sondern auch das Instrument dahinter wirkt ein bisschen wie durch einen „Reboot“ beim japanischen Hersteller hervorgebracht.

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Es scheint so, als möchte Roland nach dem Rückzug aus dem Profi-Keyboard-Segment zunächst in der Mittelklasse seiner Portable Keyboards aufräumen und Instrumente neu konzipieren. Optisch erweckt das Roland BK-5 diesen Eindruck sofort. Für die inneren Werte setzt man aber auch auf bewährte Stärken: Viele gute Features aus verschiedenen Roland-Keyboards und -Synths der vergangenen Jahre finden sich in dem neuen schwarzen Leichtgewicht wieder. Das BK-5 basiert technisch größtenteils auf dem Begleitexpander BK-7m und ist ein Sound- und Style-Allrounder mit umfangreichen USB-PlayerFunktionen. Mit individueller Optik, durchdachter Bedienoberfläche und ordentlicher Hardware hinterlässt das BK-5 einen wertigen Eindruck.

Das schwarze Chassis mit abgerundeten Seiten und Hochglanz-Elementen des Roland BK-5 besteht zwar komplett aus Kunststoff, wirkt aber trotzdem recht stabil. Die straffe Tastatur spielt sich angenehm, verzichtet aber auf Aftertouch – das ist in dieser Preisklasse üblich. Sounds können nur über den Pitch-Modulation-Lever oder ein programmierbares Fusspedal in Echtzeit beeinflusst werden.

Sehr markant wirkt die Bedienoberfläche des Roland BK-5 durch ihr fast quadratisches, recht großes Display sowie die großen rechteckigen Taster für die Sounds, Styles und die Begleitautomatik, deren Design sich an Buttons der Roland’schen VKund Atelier-Orgeln orientiert. Alle Taster des BK-5 besitzen Status-LEDs oder sind hintergrundbeleuchtet. Kleiner Fauxpas: Manche Beschriftungen von Tastern mit Doppelbelegungen sind in kaum lesbarer blass-grauer Schrift aufgedruckt. Die Anschlüsse beschränken sich auf das Wesentliche, Besonderheiten sind hier zwei vordere Kopfhörerbuchsen, der Stereoeingang (Miniklinke) und der Video-Ausgang (Cinch).

Roland BK-5 Portable Keyboard_02

Eingespielt – das Roland BK-5

Klanglich spielt das BK-5 für ein Keyboard der unteren Mittelklasse auf sehr hohem Niveau. Die über 1.200 Sounds der 128-stimmigen Klangerzeugung, die TONES, wirken wie eine Art „Best of“-Sammlung sowohl aus Rolands Synthesizermodellen der XV-, Juno- und Fantom-Reihen wie auch aus Portable Keyboards der G- und E-Serien. Gemessen an den freilich viel teureren Top-Modellen Fantom-G sowie dem nicht mehr produzierten E-80 wurde so mancher Samplesound für das BK-5-ROM allerdings etwas ein – gedampft und läuft früher in einen oft recht statischen Loop. Nichtsdestotrotz ist die Klangqualität für ein Keyboard mit einem Straßenpreis um die 800 Euro aber von allererster Güte. Das beginnt gleich mit den Tones der beiden ersten Soundgruppen PIANO/E.PIANO und ORGAN/ACCORDION.

Bei den Akustikflügeln arbeitet das BK-5 mit abgespeckten Varianten der sehr guten Super-NATURAL-Sounds aus Rolands Digitalpianos. Die E-Pianos sind vom Fender Rhodes bis zum DX-7-Imitat gelungen, viele klingen sehr direkt. Die große Abwechslung bei den Pianoklängen, wird von den zumeist überzeugend klingenden Orgeln noch getoppt: Hammond-B3s in allen Varianten von jazzy bis dirty, Pfeifen-, Theater- und Heimorgeln oder Synth-Varianten sowie brauchbare Kirchenorgeln – hier vermisst man nichts.

Auch unter den übrigen Tones beider Bänke – Clavinets, Cembali, schön glockige chromatische Percussion sowie rund 20 ausgewählte Akkordions und Bandoneons – findet man durchweg sehr brauchbares Material. Die nächsten Bänke widmen sich E.GUITAR/- BASS sowie A.GUITAR. Während die akustischen und synthetischen Bässe bewährte Roland- Qualität liefern und untenrum im Arrangement gut drücken, kranken die Gitarren – solo gespielt – oft etwas an der schon erwähnten statischen Soundentwicklung aufgrund recht früh einsetzender Loops.

In der Bank STRINGS/VOCAL fallen Klänge wie „Viola“ und „Cello“ eher ab, die meisten Ensemble-Sounds aber überzeugen und sind in etlichen Varianten an Bord. Sehr flexibel spielt sich auch die SAX/BRASS-Abteilung: Hier findet man fast alle Roland-Bläsersounds der vergangenen Jahre. Wo die Vibrati gleich mitgesampelt wurden, wissen diesmal auch die SoloBläser zu gefallen – die ferner mit per Velocity gesteuerten Doits oder Falls gewürzt sind.

Eher typisch digitaler als fetter analogartiger Sound herrscht in den Kategorien SYNTH und PAD/ETHNIC vor. Dem BK-5 fehlen eben die Filter der Roland-Juno- und Fantom-Synthesizer. Einen Solo-Synth kann man mit den zahlreichen Leads des BK daher zwar nicht ersetzen, die Vielfalt der Klänge ist allerdings enorm und in MIDI-Arrangements setzen sich diese Sounds allemal gut durch.

Bei den Pads finden sich zahlreiche sehr geradlinige, schnörkellose, aber universell nutzbare Flächen. Dass es auch anders kann, zeigt das BK aber mit vielen dichten, modulationsintensiven Atmo-Teppichen, die weiter hinten in der Bank versteckt sind. Ein großer Raum wird den Ethno-Sounds – hauptsächlich mitteleuropäischen bis fernöstlichen Saiten-, Blas- und Percussion-Instrumenten – gewidmet, die insgesamt ziemlich realistisch klingen. In der Bank PERCUSSION/SFX werden fast alle Einzelinstrumente aus den Drum- und SFX-Sets einzeln über die Tastatur spielbar zur Verfügung gestellt.

Die Bank DRUMS selbst liefert dann 60 Sets in überzeugender Qualität. Für meine Ohren klingen die BK-5-Drums beispielsweise authentischer als die Sets der Juno- Synthesizer, was sich natürlich auch in der SMF-Wiedergabe positiv bemerkbar macht.

Die Qualität der Fantom-Schlagzeuge wird zwar nicht erreicht, aber das wäre zu viel verlangt. Die Effekt-Ausstattung des BK-5 ist für ein Mittelklasse-Instrument sehr ordentlich. Neben je einem globalen REVERB und CHORUS mit je acht Typen sind die zwei MFX-Blöcke A und B vorhanden, die sich pro Style- bzw. Song-Part wie die beiden übrigen Blöcke anteilig nutzen oder umgehen lassen. Ein dritter MFX-Block ist für die Tastaturparts reserviert.

An der Effektqualität gibt es nichts zu meckern – saubere Hallprogramme und dichte Modulationseffekte werten die Sounds auf. Sehr schön ist die Ausstattung des BK-5 mit 3-Band-Part-EQs für die individuelle Bearbeitung einzelner Tones. Schließlich gibt es noch die auf das Summensignal wirkenden MASTERING TOOLS, die einen System-Kompressor- und -EQ-Effekt ergänzen.

Roland BK-5 Portable Keyboard_03

Abgetanzt

Mit seiner bewusst sehr offen gehaltenen Preset-Style-Auswahl legt sich das BK-5 auf kaum eine Musikrichtung besonders fest. Bei Roland heißen die Styles RHYTHMS. Einsortiert sind die 305 Presets in sechs RHYTHM FAMILIES: In den beiden ersten – POP/ROCK und DISCO/DANCE – findet man neben allerlei Standards auch brandneue Rhythms. Moderne Brit-Pop-Nummern, rockige Songs à la July, funky Grooves à la Jamiroquai, das Passende für Partytitel wie Crying At The Discotheque, Mallorca- Schlager oder die Après-Sky-Ecke – all das lässt sich mit dem kleinen Roland überzeugend vertonen.

Mit eher bodenständigem und amtlichem Material warten die Familien JAZZ/BLUES und BALLROOM auf. Der lateinamerikanischen Musik widmet sich auch das BK-5 mit 58 Rhythms stärker – und überzeugender – als vergleichbare Homekeyboards seiner Klasse.

65 Einträge wiederum sind für Rhythms von osteuropäischen Tänzen und Popsongs sowie Musikstilen aus Indien, Indonesien, Thailand und China reserviert. Wichtige Genres für Entertainer unseres Kontinents wie Country oder Volksmusik sind dagegen eher unterrepräsentiert. Super ist allerdings ein Feature, das sich bereits in den alten Roland-Top-Portables G-70 und E-80 bewährt hat: Auch das BK-5 kann User-Rhythms direkt von einem angeschlossenen USB-Stick abspielen – was den Style- Bereich entscheidend erweitert und die Schwäche bei der Worldmusic-lastigen Preset-Auswahl wieder etwas relativiert. Die deutsche Roland-Vertretung hat darauf bereits reagiert und bietet einen USB-Stick für das BK-5 an, der viele Styles für den europäischen Markt enthält.

Durchperformt

Mit drei Tastatur-Parts und einer Songbook-basierten Registrierungsfunktion unterstreicht das BK-5 den Anspruch eines flexiblen Mittelklassen-Portis. Maximal drei Tones, UPPER 1 und 2 sowie LOWER (bei einem möglichen SPLIT-Punkt), sind als REAL-TIME PARTS auch dann noch gleichzeitig über die Tastatur spielbar, wenn ein MIDI-Song läuft – das BK-5 arbeitet also 19-fach multitimbral. Geboten wird auch die klassische Porti-Funktion MELODY INTELLIGENCE; die den Upper 1 automatisch mit einer zweiten Stimme doppelt.

Die vier ONE TOUCH MEMORIES pro Style lassen sich auch mit eigenen Tone-Konfigurationen bei Roland BK-5 überschreiben – sehr schön. Anstelle von Registrierungsspeicherplätzen gibt es die PERFORMANCE LISTS: Es handelt sich um Datenbank-Sets mit jeweils bis zu 999 Einträgen. Jeder einzelne dieser Performance-Einträge entspricht einer (üblicherweise Titel-bezogenen) Registrierung. Die drei Tastatur-Parts können also in Verbindung mit einem Rhythm oder einem GM-Song sowie allen wichtigen Effektund Arranger-Einstellungen unter einem frei wählbaren Namen in der Datenbank gesichert werden. Auch ein „Light-Edit“ der Tones im Rahmen der einfachsten Hüllkurven, Filter-  und LFO-Parameter ist möglich. Komplette Performance-Lists kann man via USB-Stick sichern und dann jederzeit wieder laden.

Ab Werk kommt das BK-5 mit einer 500 Einträge starken Performance-List; weitere 100 Vorregistrierungen für den Bereich Deutscher Schlager/Pop bietet Roland zurzeit gratis zum Download an. Eine gute Sache sind die jederzeit flexibel nutzbaren LOCK-Funktionen, die verhindern, dass die Real-Time Parts, der aktuelle Rhythm, das Tempo oder die Stimmung mit umgeschaltet werden, wenn man die Performance wechselt. Eine Einschränkung dagegen betrifft den Upper- 1-Part: In Ermangelung eines „UP1-Tasters“ ist er immer aktiv und kann daher nicht im Wechsel mit Upper 2 genutzt werden – ein Druck auf den Taster UP2 hat also immer ein Layern zur Folge. Wer mit einer Performance-List arbeitet und in der Strophe einen komplett anderen Solo-Sound als im Refrain spielen will, muss das über zwei Einträge für denselben Titel realisieren.

Abgejammt

Alle typischen USB-Player-Funktionen jüngerer Roland-Klangerzeuger wie der aktuellen Juno-Modelle hat auch das BK-5 erhalten. Direkt vom USB-Stick abgespielt werden nicht nur GM- und XG-Songs mit und ohne Lyrics, sondern auch WAV-Files und MP3s – also zum Beispiel auch die KEYBOARDS „Jam Playalongs“. Während bei den MIDI-Files Parts per TRACK MUTE stummgeschaltet und dann vom Spieler selbst übernommen werden können, klappt das bei Audiosong-Melodielinien und Gesang via CENTER CANCEL. Sogar auf das eingeschleifte Signal eines MP3-Players wirkt diese Funktion ein. Songtexte können in Karaoke-Manier auf dem Display angezeigt und durchfahren, aber dank des Video-Ausgangs auch auf einen größeren Bildschirm ausgegeben werden.

Durchgestylt

Die eigene Performance als Audiodatei ist direkt am BK-5 schnell eingespielt. Auch an einzelnen Rhythm-Tracks lässt sich arbeiten. Die simple Funktion AUDIO RECORD zeichnet alles, was die Ausgänge des BK-5 erreicht – Realtime-Parts zum Rhythm oder Song eingespielt sowie ein externes Audiosignal (via Audio-Input) – als WAV direkt auf einen angeschlossenen USB-Stick auf; internen Speicherplatz gibt es dafür nicht. Im Style-Bereich gibt’s mit dem RHYTHM COMPOSER ein echtes Workstation-Feature. Rhythm-Parts können Spur für Spur selbst eingespielt und bearbeitet werden. Man kann also nicht nur vorhandene Styles verändern, sondern auch ganz neue erstellen. Abgespeichert werden die Ergebnisse stets auf einem USB-Stick.

Die Möglichkeiten sind sehr umfangreich und reichen bis hin zu einem MICRO EDIT jeder einzelnen Note. In den Composer-Menüs wird es zwar ziemlich friemelig, aber mit etwas Einarbeitung lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Die mitgelieferte STYLE CONVERTER Software (nur für Windows-PCs) unterstützt den User wiederum beim „Verwandeln“ von SMFs in Rhythms am Rechner. Wer lediglich Parts in Rhythms oder SMFs mit anderen Sounds belegen oder Spurenlautstärken verändern möchte, greift stattdessen lieber auf die MAKEUP TOOLS zurück, die solch einfache Part-Änderungen direkt in jedem Rhythm oder MIDI-Song speichern.

Fazit

Allein aufgrund seines Preis/Leistungs- Verhältnisses kann man mit dem Griff zum BK-5 kaum etwas falsch machen. Die Soundqualität und die Funktionsvielfalt sind in dieser Keyboardklasse überdurchschnittlich, das Instrument ist benutzerfreundlich zu bedienen, und auch an der Hardware gibt es nichts Gravierendes auszusetzen. Besondere Highlights sind die tollen USB-Player-Funktionen und die einfache Style-Erweiterungsmöglichkeit via USB-Stick. Von der Begleitautomatik her bietet das BK-5 ohnehin die Features eines Oberklassen-Keyboards. Aus spielerischer Sicht stört mich, dass ich nicht zwischen den beiden Upper-Klängen hin- und herschalten darf. Konzeptuell ist der üppig besetzte Worldmusic-Bereich bei den Rhythms wenig nachvollziehbar. Mehr Arrangements für aktuelle Chart-Titel anstelle der asiatischen Styles hätten sich in unseren Breitengraden eindeutig besser gemacht. Trotz dieser kleinen Schwächen ist das BK-5 ein empfehlenswerter Allrounder, der satte Arrangements und Playalongs in ungemein facettenreichem Roland-Sound liefert. Dieses Backing Keyboard macht nicht nur Einsteiger glücklich, sondern ist auch ein sehr empfehlenswertes Zweitinstrument für tingelnde Entertainer.

Plus/minus

+ Klangqualität
+ sehr große Sound-Auswahl
+ Begleitautomatik und Bedienung
+ Performance-List-Konzept
+ leistungsfähiger USB-MIDI/Audio-Player
+ Rhythm Composer
+ spielt User-Rhythms vom USB-Stick

– teils zu spezielle Style-Auswahl
– kein Mute-Taster für Upper-1-Tone

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