Analog to go mit dem Korg monotron DUO/DELAY

Korg monotron DUO/DELAY – Analog-Synthesizer im Test

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Korg Monotron DUO_DELAY-01

Wer im Zeitalter von Softwaresynthis für Rechner und Smartphones noch auf echte Hardware steht, wird manchmal seltsam angeschaut. Korg aber, auf dem Softwaresektor zwar selbst präsent, weiß noch, dass echte Regler und Knöpfe einfach Spaß machen – und bringt Anfanf 2012 mit den neuen monotrons coolstes Analog-Spielzeug heraus – das Korg monotron DUO/DELAY.

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Korgs neuster Streich: monotron DELAY und DUO – analoge Fliegengewicht-Synthesizer im Zigarettenschachtelformat mit Ribbon-Controller, Batteriebetrieb und eingebautem Lautsprecher. Spielzeug für die Generation Hip oder ernstzunehmende Instrumente? Im ersten Moment habe ich noch eher das Gefühl, Tamagotchis für Musikfans in den Händen zu halten als echte analoge Synthesizer. Mit Batterien gefüllt (2- mal AAA) wirken die Kleinen aber schon etwas wertiger. Taugt das Ganze vielleicht sogar für Studio- und Live-Situationen?

DELAY: Richtig „elektro“!

Der monotron DELAY ist eher ein Effektgerät mit Mono-Synth. Seine Drehregler sind selbsterklärend und nicht nur für monotron-Kenner sofort anwendbar. Der Synth ist hier ganz einfach ausgelegt, kann aber beim zweiten Hinsehen doch eine ganze Menge. Er lässt sich über die Ribbon-Tastatur spielen und mit dem Cutoff-Regler (12 dB Lowpass) formen. Dann gibt es einen LFO, einstellbar in RATE sowie den Wellenformen Dreieck und Rechteck. Mit einem kleinen Kreuzschlitz-Poti an der Rückseite lassen sich sogar noch die Flanken des Dreiecks verschieben, sodass man auch noch Sägezahn aufsteigend und abfallend als Modulationssignal erhält – super.

So viel vorweg: Einen so guten Sound hätte ich der kleinen Kiste nicht zugetraut. Analog ist eben auch im Kleinformat richtig fett! Im Vordergrund steht hier aber der Delay-Effekt, der sich mit Time- und Feedback-Reglern tweaken lässt. Für klassische Studio-Anwendungen scheidet der monotron nicht per se aus – da MIDI fehlt und auch sonst nicht über USB oder analoge Ein-/Ausgänge gesynct werden kann, ist der monotron DELAY aber ein pures Handson-Gerät, mit dem man seine Performance am besten gleich als Audiospur aufzeichnet. Dabei eignet er sich besonders gut für Effekte, die richtig „elektro“ klingen. Spielt man mit dem Feedback-Regler, wabern die Sounds los und erzeugen volle Leads oder pulsierende Wellen.

Weltraum für die Menge

Live spielt der monotron DELAY seine Karten aus. Zwar ist die Mini-Ribbon-Tastatur für präzises Spiel kaum geeignet – ein echter Hingucker ist das Gerät aber trotzdem. Und zwar jedes Mal, wenn man mobil auf der Bühne unterwegs ist und mit dem Winzling ein EchoInferno auslöst. Das Delay macht bei Effekt-Schraubereien einfach Spaß – auch wenn man aufgrund schlechter Markierungen in dunklen Situationen kaum erkennt, in welcher Position welcher Regler steht. Den monotron DELAY verwende ich auf der Bühne, um etwa Noise-Spielereien zu erzeugen, die entsprechend dynamisch getweakt dem Sound der Band einen spacigen Retro-Charme geben. Außerdem für jeden Livekeyboarder eine Empfehlung: Der monotron DELAY als externes Effektgerät ist super, um Solosynths mit Retro-Space-Echos zu bereichern. Fällt der monotron dann mal auf den Boden, passiert auch nicht viel – trotz seines Plastikgehäuses dürfte der Synthi kleine Stürze überleben.

DUO: Kleiner Klang mal zwei

Der monotron DUO ist ähnlich aufgebaut wie der DELAY, orientiert sich aber mehr am Erstling der Serie, dem nach wie vor erhältlichen monotron. Die Besonderheit des DUO: Es gibt 2 Oszillatoren (der Ur-monotron besitzt nur einen). Und die machen den DUO als LiveSoundtool mindestens genauso interessant wie seinen Bruder DELAY. Aus dem Stand heraus ist der Klang natürlich etwas trocken und sollte mit Effekten auf gewertet werden – oder mit dem monotron DELAY. Stimmt man dann die beiden Oszillatoren in Intervallen zueinander, lassen sich bisher von monotrons kaum gehörte Sounds abfeuern.

Er ersetzt damit nicht gleich einen Moog, kann aber schon richtig nölig und fett klingen. Und keine Sorge – mit den zwei Oszillatoren wird der monotron nicht zum Schönfärber, denn den frechen Sound Marke „Raubein“ besitzt auch der monotron DUO. Die Oszillatoren lassen sich eben nicht nur auf Schwebung oder Intervalle einstellen, sondern auch per Crossmodulation zu sehr metallischen Klängen verschrauben. Wer beim ersten monotron schon mal die Möglichkeit für krasse experimentelle Sounds vermisst hat, ist beim DUO genau richtig. Wirklich sensationell, was diese kleine Kiste an Soundeffekten drauf hat! In Studios dürfte der DUO künftig aus ähnlichen Gründen wie der DELAY eher seltener anzutreffen sein, in Verbindung mit einem Looper live on Stage dafür umso häufiger.

Auch hier gilt: Die kleine Kiste bringt auf der Bühne großen Sound. Das erwartet kaum einer, und so passierte es beim vorigen Gig schon einmal, dass ich meinen monotron Backstage kaum mehr selbst in die Hand bekam und zusehen musste, wie andere Bands ihren Spaß mit dem Synthi hatten. Vor allem in Verbindung mit anderen monotron-Modellen, einem Haufen Effekten und einem Korg KAOSS PAD bringt man musikalisch Hochleistung – ohne dabei den Spaß aus den Augen zu verlieren. Die Ribbon-Tastatur des DUO – Schwarz und Weiß, wo es hingehört – ist übrigens auf der Bühne wesentlich besser zu bedienen als die Reverse-Versionen des DELAY sowie des ersten monotron. Auch die hellere Gehäusefarbe und die deutliche weiße Beschriftung verbessern das Handling in schwierigen Lichtsituationen. Ansonsten verhält sich der DUO wie seine Brüder.

Fazit

Mit den beiden neuen monotrons erweitert Korg sinnvoll die hauseigene Palette jener Miniatur-Musikinstrumente, die einfach Spaß machen und darüber hinaus auch noch wirklich ernstzunehmen sind. Die Verarbeitung ist gut, und die Ausstattung übrigens erweiterbar – zumindest für diejenigen, die mit einem Lötkolben umgehen können: Denn Circuit Bending mit monotrons ist seit dem ersten Modell Kult, und Korg stellt die Schaltpläne allen Elektronikbastlern online zur Verfügung. Einen weiteren Hinweis darauf, dass basteln erwünscht sein könnte, stellen die Beschriftungen sämtlicher Bauteile auf der Platine dar. Viel Spaß also beim Experimentieren über und unter der Haube!

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