Korg Krome: Edelmetall für Studio und Bühne?

Korg Krome – Music Workstation im Test

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Korg Krome Music Workstation_01

Wir haben Korgs Neuzuwachs seiner Workstation-Familie 2012 getestet: Den Korg Krome. Was kann man von diesem Instrument im mittleren Marktsegment erwarten? Den Kronos des kleinen Mannes?

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Nach dem Auspacken des Korg Krome sieht der Neuling schon einmal vielversprechend aus: Das Instrument ist in schlichtem Schwarz gehalten. Die Oberfläche wurde aus Metall gefertigt, wobei sie horizontal zweigeteilt ist. Der obere Streifen besteht aus gebürstetem und der untere aus sandgestrahltem Aluminium – sehr hochwertig. Der Rest des Gehäuses ist aus Kunststoff gefertigt, wobei der mattschwarze Rahmen abgerundet einmal um das gesamte Instrument herum läuft und den insgesamt robusten Eindruck unterstreicht.

Diese Bauweise wirkt sich sehr positiv auf das Gewicht des Instruments aus. Selbst die größte Version bringt er noch nicht einmal 15 kg auf die Waage und ist gut transportierbar, während ein vergleichbarer Kronos 23 kg wiegt. Den Krome gibt es in drei Varianten: mit einer 61er- oder leicht gewichteten 73er-Synthesizertastatur oder einer 88er-Klaviertastatur mit Hammermechanik. Die Klaviertastatur unseres Testgeräts ließ sich sehr gut und natürlich spielen und bot einen angenehmen Widerstand. Alle drei Klaviaturen unterstützen übrigens kein Aftertouch.

Nach dem Einschalten benötigt der Korg Krome etwa 50 Sekunden, bis er betriebsbereit ist. Dabei fallen zwei Dinge auf: Erstens kann das Display erfreulicherweise Farbe darstellen und präsentiert sich als große und übersichtliche Schaltzentrale. Und zweitens startet kein geräuschvoller Lüfter oder irgendeine Festplatte. Das Instrument beherbergt nämlich kein Solid State Drive wie Korgs Top-Workstation. Als Massenspeicher kommen lediglich die bereits erwähnten SD-Karten mit einer Speichergröße von maximal 32 GB zum Einsatz. Da auf diesen aber nur Programm- und Sequenzerdaten von geringer Größe gespeichert werden können, fällt das nicht weiter ins Gewicht.

Hochauflösende Klangerzeugung

So viel PCM-Samplematerial gab es in dieser Preisklasse noch nie in einem Workstation-Keyboard. Insgesamt hat der ROM-Samplespeicher des Krome eine Größe von 3,8 GB! Eine Sensation ist die Implementierung des fantastischen „German D Grand“-Pianos des Kronos. Dieser Ausnahmeklavierklang brilliert durch Einzelsamples für jede Taste in acht Anschlagstufen, die im Krome in voller Länge ohne Loops vorliegen! Zur naturgetreuen Simulation der Saitenresonanzen, die bei gedrücktem Dämpferpedal entstehen, gibt es weitere Samples. Daraus ergibt sich ein unglaublich natürlicher und dynamischer Klavierklang. Im Krome wird der Klang jedoch nicht über eine gesondert wählbare Syntheseart erzeugt, sondern im Rahmen der normalen Klangerzeugung generiert. Hierfür liegen besondere so – genannte XL-Multisamples im ROM-Speicher vor. Auf diesen hoch aufgelösten Samplebereich greifen auch die E-Pianos zurück.

Da Krome jedoch keine eingebaute Festplatte besitzt, kann man nicht mehr von „Streaming-Technologie“ sprechen. Die langen Samples werden direkt aus dem riesigen PCM-Speicher ausgelesen. Dieser bietet insgesamt 541 „normale“ sowie 42 XL-Multisamples, die zur Generierung der detaillierten Pianoklänge dienen. Herzstück des Krome ist seine EDS-X(Enhanced Definition Synthesis – eXpanded)-Klangsynthese, die eine erweiterte Version der EDS-Synthese von M3 und M50 darstellt.

Sie vereint jedoch auch Anleihen der HD-1-Synthese des Kronos in sich. Andere alternative Klangerzeugungsmethoden wie virtuell-analoge Synthesizer, Orgel-Plug-ins usw. gibt es allerdings nicht. Das Instrument bietet die üblichen Betriebsmodi PROGRAM, COMBINATION und SEQUENCER. Im Program-Modus des Krome können, wie bei anderen entsprechenden Korg-Instrumenten üblich, zwei Oszillatoren verwendet werden, die Samplematerial aus dem PCM-Speicher abspielen. Die Oszillatoren lassen sich jedoch ebenso wie im Kronos mit jeweils bis zu acht Multisamples bestücken!

Das bedeutet, dass Sounds mit achtfachem Velocity-Split und damit z. B. deutlich feinere Sample-Abstufungen von Klängen möglich sind als etwa mit M3 oder M50. Dieser Technik bedienen sich z. B. einige E-Piano-Sounds, die in acht unterschiedlichen Anschlagstufen vorliegen. Bis zu 120 Stimmen kann Kronos maximal im Single-Modus gleichzeitig wiedergeben. Bei Verwendung von zwei Oszillatoren im DoubleModus nur noch die Hälfte. Und bei extremen Klangschichtungen über die bis zu acht möglichen Multisamples pro Oszillator kann diese Zahl weiter abnehmen – alles in allem aber sehr gute Werte und deutlich leistungsfähiger als bei der M50 mit höchstens 80 simultanen Stimmen.

Korg Krome Music Workstation_08

Edles Schlagwerk

Mit diesen Drum-Sounds können äußerst realistisch klingende Rhythmusspuren programmiert werden, denn auch die vom Kronos bekannten „Jazz Ambience Drums“ speisen sich aus dem XL-Speicher. Diese außer – gewöhnlichen Schlagzeugklänge liegen jeweils in zwei Varianten vor: ein vollkommen trockenes und direkt mikrofoniertes Signal sowie alternativ eine Version inklusive natürlichem Raumklang. Beide lassen sich nach Belieben miteinander mischen und dadurch verschiedene Raumeindrücke erzeugen. Insgesamt basieren die Jazz Ambience Drums auf 908 XL-Drumsamples. Des Weiteren befinden sich 1.172 normale Drum-Samples im Speicher des Krome, die eine weite Klangpalette abdecken. Sie sind ab Werk bereits in 32 Drumkits organisiert.

Im Krome generieren die bekannte Drum-Track-Funktion sowie bis zu zwei polyfone Arpeggiatoren rhythmische Begleitmuster aller Art. Von einer simplen Schlagzeugbegleitung über Bassparts bis hin zu vollständigen, komplexen Begleitungen im Combination-Modus, welche quasi eine ganze Band simulieren können, ist vieles möglich. Hier findet man die perfekte Begleitung für Improvisationen, aber auch Unterstützung für die kreative Songproduktion. Denn im Sequenzer-Modus können die beiden Arpeggiatoren immer wieder neu zum Einspielen von Instrumentalspuren verwendet werden, da sie lediglich MIDI-Daten erzeugen, die aufgezeichnet werden können. Nach der Aufnahme sind die generierten Noten gebannt und können ohne Arpeggiatoren abgespielt werden, während diese für neue Spuren und Sounds eingesetzt werden können. 900 vielfältige vorprogrammierte Arpeggio- und 637 Drum-Track-Patterns warten darauf, eingesetzt zu werden.

Und selbstverständlich lassen sich eigene erstellen. Die Einbindung von Audiomaterial oder gar Sampling ist direkt im Krome nicht möglich. Diese Einsatzgebiete bleiben den höherpreisigen Keyboards vorbehalten. Darum reicht eine SD-Karte auch ohne Probleme zur Datenspeicherung im Krome aus. Selbstverständlich lässt sich Krome problemlos in Kombination mit einer DAW-Software am Computer verwenden. Nicht nur für diesen Einsatzbereich stellt Korg eine kostenlose Krome-Editor-Software bereit, die wie inzwischen üblich als Plug-in in den gängigen DAW-Programmen eingesetzt werden kann. Natürlich gibt es auch eine standalone laufende Version des Editors, mit dem sich die Soundprogrammierung sowie -organisation am Bildschirm noch übersichtlicher gestalten lässt.

Toll ist die Möglichkeit, die Master- und Total-Effekte über zwei ausschließlich hierfür vorgesehene Knöpfe auf der Bedienoberfläche des Krome ein- oder auszuschalten. Denn z. B. im Live-Einsatz auf der Bühne sind fest in den Sounds vorprogrammierte Reverb-Effekte nicht gewünscht – diese werden besser über den Mixer passend zur Raumgröße und für die gesamte Band eingestellt. Und da Reverb-Effekte im Krome meist in den Master-Effektblöcken erzeugt werden, lassen sich diese nun mit einem Tastendruck ganz einfach deaktivieren. Dazu ist kein Aufrufen von Displayseiten oder gar das Editieren eines Program nötig – klasse.

Die Sounds des Krome

Doch wie klingt er denn nun? Wie nicht anders zu erwarten begeistern insbesondere die Akustikpianos, die auf dem ungeloopten Samplematerial basieren. Von ihnen gibt es zahl – reiche Varianten, die mannigfach mit Equalizer und Effekten abgestimmt sind. Hier wird man für fast jeden Einsatzbereich fündig. Ähnlich verhält es sich mit den E-Piano-Klängen, für die ebenfalls Samplematerial in acht Anschlagstärken vorliegt. Es gibt Fender-Rhodes-, Wurlitzer- und Clavinet-Klänge in vielen Schattierungen, die mit den passenden Effektsimulationen aufwarten. Auch die Vintage-Orgel-Abteilung bietet vielfältige Sounds, sodass man die fehlenden Zug – riegel kaum vermisst. Mit all diesen „Klassikern“ ist man als Keyboarder einer Band bereits gut aufgestellt. Unter den Bläsern finden sich herrlich röhrende Saxofone sowie Klänge, die je nach Anschlagstärke Samples mit Blasgeräuschen oder Verzierungen abspielen.

So etwas kannte man früher nur von der „Brass & Woodwinds“- Erweiterung der OASYS. Doch auch Flöten, Klarinetten, Oboen, Hörner, Posaunen und ganze Bläser-Ensembles klingen äußerst authentisch. Die akustischen Streicher liegen in unterschiedlichen, guteinsetzbaren Versionen vor, die sich auf Knopfdruck auch gezupft spielen lassen. Dazu konnten synthetische Strings und vielfältige Pads gefallen, und auch die Chöre haben mich erstaunt. Wer also eigene Orchestermusik produzieren möchte, wird hier glücklich. Eine große Palette akustischer und elektrischer Gitarren, aber auch verschiedenste Bässe eignen sich z. B. hervorragend zur Ausarbeitung anschaulicher Songideen für die nächste Bandprobe. Passende Arpeggio-Patterns sorgen hierbei sogar für recht realistische Anschlagmuster und „Strummings“.

Doch selbst – verständlich sind auch synthetische Sounds jedweder Couleur vertreten – von Ambient-Klängen über klassische Vintage-Synth-Imitate und Sound-Effekte bis hin zu brachialen Programmen für die Komposition aktueller elektronischer Musik. Die passenden Drumkits inklusive zahlreicher Rhythmus-Patterns runden das Angebot ab. Ab Werk sind im Krome bereits viele Sounds anspielfertig enthalten. 640 Programs und 384 Combinations warten darauf, musikalisch eingesetzt zu werden. Dazu kommen 256 Programs und neun Drum-Programs, die zum General-MIDI-2-Standard kompatibel sind und das problemlose Abspielen von Songs im Standard-MIDI-File-Format (SMF) ermöglichen. Um in dieser Masse schnell passende Klänge zu finden, helfen Soundkategorien und sogar eine Suchfunktion.

Intuitive Bedienung:

Krome setzt im Bereich der Bedienung völlig neue Maßstäbe, die teils sogar den Kronos in den Schatten stellen. Er ist mit einem berührungsempfindlichen 7″-Farbdisplay ausgestattet – fast so groß ist wie das Display des Kronos. Die abgebildeten Parameter und Bedienelemente sind jedoch nicht so fein dargestellt, sondern deutlich größer und lassen sich daher besser handhaben.

Fazit

Mit den hier gebotenen Ausstattungsmerkmalen bekommt der erfolgreiche Korg M50 einen mehr als würdigen Nachfolger – und die Mitbewerber in der Mittelklasse ein echtes Problem: In Sachen Soundqualität, Verarbeitung, Flexibilität und Bedienkomfort bringt Korgs Krome ein neues Leistungsniveau in die Preisklasse um 1.000 Euro (bezogen auf die 61erVersion). Aufgrund seiner fantastischen Klavier- und E-Piano-Klänge bietet sich Krome in der 88erVariante durchaus als erstklassiges Stagepiano an. Doch bekommt man hier sogar noch eine leistungsfähige Workstation mit zahlreichen gut einsetzbaren Sounds aller wichtigen Genres obendrauf. Das Instrument macht darum und auch aufgrund seines geringen Gewichts, der robusten Verarbeitung, der per Knopfdruck deaktivierbaren Master-Effekte sowie seiner rudimentären Masterkeyboard-Funktionen auf der Bühne eine gute Figur. Seine Bedienung über das Touchscreen, deren Intuitivität sogar über die des Kronos hinausgeht, ist vorbildhaft und nicht nur für Einsteiger von Vorteil. Antesten empfohlen! Mir hat er jedenfalls viel Spaß gemacht.

 

Plus/minus

+3,8 GB Sample-ROM
+hervorragende Flügel- und E-Piano-Sounds
+bis zu achtfache Velocity-Splits
+intuitive Touchscreen-Bedienung
+Deaktivierungstasten für Master-Effekte

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo,

    ich habe heute den Korg Krome 88 erhalten und muß sagen, daß der Klaviersound wirklich klasse und der Anschlag super ist. Die Bedienbarkeit ist übersichtlich und gut nach Bänken sortiert. Die Sounds sind super! Ich kann das Instrument wirklich empfehlen.

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  2. Hallo,

    mich erstaunt insbesondere, was für Sounds aus der Kiste kommen können. Da hätte ich im Leben nicht darauf gewettet. Respekt! Respektlos hingegen ist die Tastatur im 61er-Modell. Ich dachte, solche Tastaturen gibt es seit den Achtzigern nicht mehr. Die ist wirklich grausam. Gott-sei-Dank kann ich vom Masterkeyboard alles steuern.

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