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Korg Delta DL-50 (*1979) Synthesizer

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Korg Delta DL-50 (*1979) Synthesizer (Bild: Dieter Stork)

„Don’t you want me, babeeee …“, schallte es im Sommer 1982 aus jedem Speaker: Human League hatten den definitiven Sommerhit des Jahres gelandet.

Neben einigen anderen Analogsynths setzte die englische Synthpop-Band bei der Produktion des großartigen Albums Dare auch den Korg Delta ein. Dieser polyfone Stringsynth kam Ende der 70er-Jahre auf den Markt und wurde bis 1984 gebaut. Er kostete 1979 ca. 1.900 DM. Sein charakteristischer Sound ist aber nicht nur auf der erfolgreichen Human-League-Produktion zu hören, auch andere Acts, die übrigens keineswegs alle aus den 80er-Jahren stammen, haben ihn gerne benutzt.

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Dazu gehören z. B. Blancmange, Bitch Cassidy, Flock of Seagulls, Ladytron und der Warp-Act Broadcast. Der Korg Delta ist ein vollpolyfoner Stringsynthesizer, der aber im Gegensatz zu vielen Stringmachines viele Features eines ausgewachsenen Synthesizers mitbringt. Eines davon ist das Multimode-Filter mit wählbarer Lowpass- und Bandpass-Charakteristik. Diese Filtereigenschaft ist relativ selten bei analogen Korg-Synths anzutreffen – noch nicht mal der MS-20 besitzt ein Bandpass-Filter.

Äußeres

Die Farbgebung und das Design der Potikappen erinnert stark an die legendäre MS-Serie (MS- 10/20/50) von Korg. Das nicht anschlagdynamische 4-Oktaven-Keyboard des Delta lässt sich ziemlich passabel spielen. Sein dunkles Metallgehäuse ist mit stabilen Plastikseitenteilen ausgestattet, und das abgeschrägte Bedienpanel bietet eine Synth- und eine String-Sektion. Der Delta war einer der ersten Korg-Modelle, die über den Korg-typischen Joystick verfügten.

Auf der Rückseite findet man neben Hi- und Low-Ausgängen Einzelausgänge für die Stringund Synth-Sounds, sodass stereofone Pads möglich sind. Außerdem gibt es einen Steuereingang für die Filtereckfrequenz und TriggerEin- und -Ausgänge. Diesem Umstand verdankt das Gerät (neben seinen Klangeigenschaften) auch seinen Einsatz bei den obengenannten Synthie-Pop-Acts, denn es lassen sich Akkorde sequenzergesteuert triggern, vorausgesetzt, man spielt diese auf der Tastatur, denn einen CV-Eingang für die Tonhöhe gibt es nicht.

Klangerzeugung

Der Korg Delta erzeugt seine Sounds auf der Basis einer Frequenzteilerschaltung, d. h. mit Hilfe von zwölf hochfrequenten Master-Oszillatoren werden die Töne aller fünf Oktaven generiert. Die String-Sektion verfügt über zwei mit einem Poti mischbare Fußlagen (16′ und 8′) und eine einfache VCA-Hüllkurve mit regelbarer Attack- und Release-Phase. Das Triggerverhalten (Single/Multiple) der Strings wird mit einem Wahlschalter eingestellt. Außerdem lässt sich der Stringsound noch mit einem 2-Band-EQ anpassen.

Die ebenfalls vollpolyfone Synthabteilung bietet einiges mehr: Hier stehen vier Fußlagen (2′, 4′, 8′ und 16′) mit regelbarem Pegel zur Verfügung. Dabei handelt sich um Rechteck-Oszillatoren, die allerdings bei cleverem Mischverhältnis der einzelnen Pegel auch zusammen ein sägezahnartiges Ausgangsignal erzeugen können. Erweitert werden die Klanggestaltungsmöglichkeiten durch den White-Noise-Generator.

Die VCA-Hüllkurve des Synths hat die klassische ADSR-Charakteristik. Das Vierpol-Filter ist mit Resonanz ausgestattet und arbeitet als Lowpass- oder Bandpass-Filter. Die Resonanz reicht bis zur Eigenschwingung; hier kann man übrigens den internen Trimmer, der sich unter einer Gumminoppe verbirgt, nachjustieren, um heftigere Resonanzwerte zu erzeugen. Ab Werk wurden die Geräte in der Regel etwas zahmer eingestellt. Bei Bedarf lassen sich so auch noch andere Parameter (wie Cutoff, Noise-LFO oder VCA-Pegel) nachjustieren, ohne das Gerät öffnen zu müssen. Zur Einstellung der Filterhüllkurve bietet der Delta nur einen Poti, mit dem man die Wirktiefe von zwei Hüllkurvetypen bestimmen kann.

Die Eckfrequenz des Filters lässt sich durch den LFO modulieren. Dieser lässt sich in der Geschwindigkeit regeln und kann auch auf die Tonhöhe des Oszillators geroutet werden. Es stehen allerdings nur ein Filter und eine VCA-Hüllkurve für alle Oszillatoren zur Verfügung, eine Beschränkung, die vielen Multisynths zu eigen ist. Mit einem Wahlschalter, der auch in der Strings-Sektion zur Verfügung steht, lässt sich das Triggerverhalten (Multiple/Single) der Hüllkurven einstellen.

Der Joystick bietet außer der Pitch-Funktion auf der X-Achse noch die Möglichkeit, Filter und Tonhöhe (Letzteres auch für den String-Sound) zu modulieren, wobei die Intensität jeweils einstellbar ist. Eine weitere Modulationsquelle für beide Soundabteilungen ist ein Noise-Generator, der durch das Runterziehen des Joysticks aktiv wird. Mit diesem (für einen Stringsynth) nicht alltäglichen Feature kann man ungewöhnliche brutzelnde Flächensounds erzeugen.

Sound

Die String-Sektion klingt gut und geht vom Sound her in Richtung 70er-Jahre, bietet aber nicht ganz die Fülle eines Solina-, Logan- oder Crumar-String-Synths. Mit dem Oktavregler und dem Equalizer kann man sie aber sehr schön in einen musikalischen Kontext einpassen. Möchte man noch mehr Breite, sollte man einen externen Phaser hinzuziehen. Seine wahren Stärken offenbart die Synth-Abteilung des Delta: Hier sind Sounds möglich, die man dem Instrument gar nicht zugetraut hätte: vom aggressiven Sequenzer-Synth über perkussive synthetische Akkorde à la Kraftwerk bis zu bösen Grime-artigen Bässen. Die Bandbreite ist wirklich erstaunlich groß, wenn auch Dinge wie Pulsweitenmodulation oder gegeneinander verstimmbare Oszillatoren nicht möglich sind. Mischt man die Stringsektion dazu, lassen sich sehr schöne und lebendige Pads erzeugen.

Dank der Modulationsmöglichkeiten sind auch experimentelle Sounds kein Problem. Richtig zum Leben erwacht der Delta, wenn die Cutoff-Frequenz von einer externen Quelle wie einem Stepsequenzer moduliert wird und man vielleicht auch noch den VCA-Trigger-Eingang nutzt. Die Grundlage des guten Sounds des Synths ist vor allem das hochwertige und flexible Filter. Es klingt ein wenig edler als das bratzige MS-20- Filter, packt aber gleichwohl kräftig zu. Auch bei hohen Resonanzwerten hält sich der Pegelabfall in Grenzen.

Das Filter kann aber nur in der Synth-Abteilung eingesetzt werden – die Strings bleiben leider außen vor. Hier könnte evtl. eine interne Modifikation Abhilfe schaffen. Der Korg Delta wird auf dem Gebrauchtmarkt relativ selten angeboten. Unter den Stringsynths nimmt er dank seiner flexiblen Klanggestaltungsmöglichkeiten eine Sonderstellung ein.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Na, wo hat denn der Bernhard Lösener die 5te Oktave auf dem Keyboard gefunden? 🙂
    Bitte wann erschien der originale Artikel?

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    1. Ja, O.K., es sind 49 Tasten, aber ich glaube, Herr Lösener hat
      den Oktav-Schalter mitgerechnet. Damit gibt’s eine Oktave mehr :^)

      Viele Grüße, Justin

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    2. Hallo Oliver
      Der Artikel erschien in der Keyboards-Ausgabe 3/2008.

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