Vintage Park

E-mu Emax *1985 Sampler

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(Bild: Dieter Stork)

Das zweite Beastie-Boys-Album Pauls Boutique gehört zu den Klassikern des HipHop-Genres. Nach dem Party-orientierten Erstling Licensed To Ill überraschten die New Yorker 1989 mit einem Sampling-lastigen Longplayer, der bis heute ziemlich sophisticated wirkt.

Realisiert wurde das von den Dust Brothers produzierte Werk mit aus heutiger Sicht relativ einfachen Mitteln: Die Beats hat man mit dem simplen Texture-Sequenzer von Roger Powell kreiert und auf einer analogen Multitrack- Maschine aufgenommen; arrangiert wurde dann z. T. mit der Mute-Automation des Allen&Heath-Pultes, und als Sampler und Hauptinstrument kam der Emax HD zum Einsatz. Mit dem Emax brachten E-mu Systems 1985 den Nachfolger zum legendären Emulator 2 heraus.

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Preislich bewegte sich der Sampler mit 2.990 Dollar in den auch für Normalsterbliche erreichbaren Regionen, der Vorgänger war wesentlich teurer. Es gibt auch eine Expanderversion sowie mehrere Erweiterungen wie die HD-Variante mit integrierter 20-MB(!)-Festplatte sowie die SE-Version, die den Emax mit mehr Synthesizerfunktionen ausstattete. Das Instrument wurde bis 1989 gefertigt, hat sich vor allem in den USA gut verkauft und wurde dann durch den Emax II abgelöst, der mehr Funktionen bot (u. a. Stereosampling, 16-Bit-Wandler). In den USA ist der Emax auch unter der Flagge des Orgelherstellers Baldwin als Baldwin IKE vertrieben worden.

User

Außer den Beastie Boys gab es noch etliche andere Acts, die den Emax verwendeten. Darunter sind viele Bands, die man im weitesten Sinne dem Industrial/Electro-Lager zuordnen kann, wie Cabaret Voltaire, Meat Beat Manifesto, Nine Inch Nails, Skinny Puppy oder Clock DVA, bei denen der Emax z. B. auf ihrem Album Buried Dreams zu hören ist. Zum Kreis der Emax-User zählen neben Bands wie U2, Orbital oder Japan auch Depeche Mode. Vor allem auf der Bühne war der Emax das zentrale Werkzeug ab deren Album Black Celebration, was man z. B. im Konzertfilm „101“ (von der USTour 1988) nachprüfen kann. Live vertraute Keyboarder Alan Wilder mehr dem soliden und handlichen Emax als Instrumenten wie dem Emulator oder dem Synclavier, die im Studio eingesetzt wurden.

Äußeres

Die Bedienoberfläche ist im Stil der Mittachtziger eher sparsam und slick designt. Alle Bedienelemente sind leicht schräg angeordnet, die Handräder fallen durch eigenwilliges Styling auf, und es gibt nur zwei Fader (für Volume und Daten). Die Bedienung mit den Gummitastern ist trotz des sparsamen zweizeiligen Displays (das dazu neigt, immer dunkler zu werden) relativ unkompliziert, denn alle wichtigen Menüs besitzen einen eigenen Taster und die Untermenüs sind auf dem E-mu-typischen Gehäuse aus stabilem Plastik aufgedruckt. Die durchschnittlich spielbare Tastatur umfasst fünf Oktaven.

Links davon findet man ein 31/2″-Diskettenlaufwerk; dies war im Gegensatz zu dem unhandlichen Emulator-2- Laufwerk mit den schlabbrigen 51/4″-Floppy-Disks ein echter Fortschritt. Rückseitig bietet der Emax einen Stereoausgang, einen Audioeingang, acht Einzelausgänge, ein MIDI-Duo sowie zwei Anschlüsse für Fußschalter und Fußpedal, die flexibel belegt werden können. Außerdem gibt es noch ein Clock-Interface zur Synchronisierung des internen Sequenzers sowie einen seriellen RS-422- Port für den Anschluss eines Computers. Die 1989 erschienene Plus-Version verfügt neben einer internen Harddisk und den SE-Features über eine SCSI-Schnittstelle.

E-mu Emax1
Über einen seriellen RS-422-Port finden auch Computer Anschluss an den Sampler.

Klangerzeugung

Der Emax ist achtfach polyfon und kann multitimbral betrieben werden. Die Sample-Engine arbeitet mit 12-Bit-Wandlern und einer maximalen Samplerate von 42 kHz. Viele Produzenten arbeiteten aber häufig mit 22 kHz, denn der nicht erweiterbare interne Speicher ist mit 521 kB nicht gerade großzügig bemessen. Gesampelt werden kann nur monofon, erst der Nachfolger Emax II bietet Stereosampling. Intern werden die Samples übrigens trotz 12-Bit-Wandler mit 8-Bit abgespeichert.

Die Samples lassen sich (neben den üblichen Cut- und Loop-Funktionen) mithilfe einer groß- zügigen Synthesizersektion nachbearbeiten, die mit Resonanzfilter, drei LFOs und zwei Hüllkurven mit ADSR-Charakteristik ausgestattet ist.

Jede Stimme beruht auf bis zu zwei Samples, die auch gegeneinander verzögert abgespielt, mit individueller Nachbearbeitung versehen und dynamisch überblendet werden können. Aus heutiger Sicht ist das Filter wohl das attraktivste Feature des Emax, denn es handelt sich um ein echtes Tiefpass-Analogfilter mit 24 dB Absenkung pro Oktave.

Die Bedienung mit dem Data-Slider und den gerasterten Werten ist zwar nicht besonders intuitiv, aber man kann die Cutoff-Frequenz immerhin auf das Modulationsrad legen und so stufenlose Filterfahrten realisieren. Der Nachfolger Emax II bietet zwar 16-Bit-Wandler, ist aber nur mit einem deutlich kühler klingenden softwarebasierten Filter ausgestattet. Die SE-Version des Emax kann neben anderen Features noch mit einer additiven Synthese aufwarten.

E-mu Emax2
Rückseitig bietet der Emax einen Stereoausgang, einen Audioeingang und ganze acht Einzelausgänge.

Sequenzer und Arpeggiator

Der On-Board-Sequenzer des Emax ist eher ein simples Skizzenbuch für Ideen. Er verfügt über 16 Spuren, bietet aber keine Quantisierungsfunktion oder eine Editiermöglichkeit. Als Inspirations-Tool kann da eher der Arpeggiator überzeugen, der mit den klassischen Betriebsarten Up, Down und Alternierend ausgestattet ist.

Sound

Die Emax-Library beruht zum Teil auf der umfangreichen Emulator-Library, sodass man auf viele alte Bekannte trifft. Der Grundsound des Emax ist für einen Sampler ziemlich warm und „crunchy“ und wird als angenehm empfunden. Dabei spielen neben den Wandlern vor allem das Lowpass-Filter und die Nachbearbeitungsfunktionen, die den Emax auch als HybridSynth nutzbar machen, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das Filter, das auf einem SSM-Chip basiert (ein SSM 2047-Chip mit kombinierter VCF/VCA-Sektion), hat einen eher weichen Grundklang. Bei hohen Resonanzwerten kann es zur Eigenschwingung gebracht werden.

Das Gerät wurde uns freundlicherweise von Touched By Sound, die neben Neugeräten auch interessante Vintage-Geräte anbieten, zur Verfügung gestellt.

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